Special

Die Chroniken von VARnia

Es tut sich etwas in Spanien. Endlich, könnte man meinen – nicht nur Fans von Real Madrid. Denn der ohnehin seit Jahren durch Korruption, Razzien, Führungswechsel und andere Themen in der Kritik stehende Verband RFEF sowie der nicht minder sympathische Liga-Verband LFP erleben in den letzten Wochen einiges an Gegenwind. Mittlerweile nicht mehr nur durch Real Madrid, teilweise werden auch intern Veränderungen gefordert. REAL TOTAL fasst zusammen, was in den letzten Tagen alles passiert und auch nach und nach ans Licht gekommen ist.

4.4k
Von links nach rechts: José Luis Munuera Montero, Rafael Louzán, Javier Tebas, Luis Medina Cantalejo, Florentino Pérez – Fotos: getty images

20. Februar 2025

  • Atlético prangert Fake News an. Dass die Untersuchungen gegen Schiedsrichter Munuera Montero wohl wirklich eingestellt wurden, „bestätigt“ Atlético mehr oder weniger. So fragen die Rojiblancos via X die Real Academia Española, die für die spanische Sprache „verantwortlich“ ist, welchen Begriff man anstelle von „Fake News“ verwenden könne. Atlético glaubt entsprechend, die Anschuldigungen gegen das Firmengeflecht rund um Munuera Montero – von dem Atlético selbst Dienstleistungen (Beratung und Kreation von Video-Content) annahm – seien Falschmeldungen gewesen.

  • Munuera Montero erstmal weg! Nach dem Gerücht, jetzt die Bestätigung: der Schiedsrichter ist fürs Wochenende nicht eingeteilt – weder in der ersten, noch der zweiten Liga. Zwar wurde beispielsweise auch Jesús Gil Manzano nach der Roten Karte gegen Bellingham in Valencia vorerst aus dem Verkehr gezogen und zwei, drei Spieltage nicht berufen, bei Munuera Montero kommen jetzt aber noch die Ermittlungen gegen ihn dazu – sowohl vom spanischen Verband als auch der UEFA – sodass der Spanier theoretisch eine längere Zeit auf Eis gelegt sein könnte. Aber auch hier heißt es bereits, dass der Verband es wohl doch nicht so eng und entsprechend keinen Interessenskonflikt sieht. Offizielles wird man dazu wohl erst erfahren, wenn Munuera Montero wieder pfeift, am 25. Spieltag ist das aber nicht der Fall.

19. Februar 2025

  • Sevilla un Reform-Kommission. Es tut sich was im spanischen Schiedsrichterwesen: In einer neu gegründeten „Kommission zur Reform des Schiedsgerichts-Verfahrens“ wurden zwei Erst- und zwei Zweitligisten rein gewählt, unter anderem der FC Sevilla als Hauptvertreter, „um mögliche Änderungen zu untersuchen“.

18. Februar 2025

  • Munuera Montero erstmal weg? Berichte machen die Runde, dass Schiedsrichter Munuera Montero am kommenden, 25. Spieltag nicht bei der Einteilung vom CTA berücksichtigt wird. Offiziell ist das aber noch nicht, zumal es statt ein Denkzettel auch eine Vorsichtsmaßnahme für den Referee sein könnte. Oder weil scheinbar Untersuchungen gegen ihn laufen seitens der RFEF und der UEFA aufgrund des angeblichen Interessenskonflikts rund um sein Firmengeflecht.

 

  • AS zeigt VAR-Tabelle. Die Sporttageszeitung AS hat die Tabelle ohne VAR-Entscheidungen ausgerechnet – hier wäre Real Madrid mit Abstand der Tabellenführer vor Atlético und Barcelona.
Links die aktuelle Tabelle, rechts die Tabelle ohne Einmischen durch den Videoschiedsrichter (also beispielsweise ohne die strittigen Elfmeter gegen Altético und Osasuna, aber weiter auch ohne Rot für Romero)

17. Februar 2025

  • Gerüchte um CTA. Kommt es zu einem (erhofften Führungswechsel) beim spanischen Schiedsrichter-Komitee? Es heißt, Ex-Schiedsrichter David Fernández Borbalán könnte auf CTA-Chef Luis Medina Cantalejo folgen (Mateu Lahoz dagegen scheinbar nicht, angeblich weil er mittlerweile als TV-Experte zu kritisch gegenüber seinen Ex-Kollegen sei). Auch Carlos Clos Gómez, beim CTA verantwortlich für den VAR, könnte gehen. Und ohnehin heißt es, dass Verband RFEF, im speziellen Neu-Präsident Rafael Louzán, mit dem Komitee längst nicht mehr zufrieden sein soll und tatsächlich Veränderungen anstrebt – allein schon des immer schlechter werdenden Rufs wegen im Land des Gastgebers der (geteilten) WM 2030.

 

  • Passende Statistik: Rayo Vallecanos aberkannter Treffer zum 1:1 gegen Barcelona (Barça gewann später mit 1:0) – geteilt von Rayo selbst mit der Bitte um Kommentare der Fans – war schon der 14. Treffer in dieser Saison, der einem Barça-Gegner aberkannt wurde. Zum Vergleich: Real-Gegnern wurden nur zwei Tore aberkannt.

  • CTA und Klub treffen sich. 16 Tage nach den Vorfällen hat das seit dem Negreira-Skandal in Ungnade stehende Schiedsrichterkomitee Real Madrid eingeladen und bei diesem Treffen auch die Audio-Aufnahmen aus dem Espanyol-Spiel gezeigt. Im Gegensatz zu CTA-Chef Luis Medina Cantalejo gab es von Real Madrid danach keine Stellungnahme, zumindest keine öffentliche.

 

  • Verband stellt sich hinter Schiedsrichter. Weil Munuera Montero auf Social Media beleidigt und scheinbar sogar bedroht wird, veröffentlicht die CTA eine Pressemitteilung, in der es seine „absolute Ablehnung gegenüber den Angriffen und Drohungen“ zeigt: „Diese Angriffe kommen zu dem Hass und der verbalen Gewalt hinzu, mit denen wir jedes Wochenende bei unserer professionellen Arbeit konfrontiert werden.“

  • Nicht nur Real und Alavés! „Alles gegen uns“, beschwert sich Real Sociedads Trainer Imanol Alguacil nach der 0:3-Niederlage bei Betis über zwei rote Karten und einen Elfmeter gegen die Basken.

  • Schiedsrichter im Fokus! Rund um José Luis Munuera Montero, der Osasuna gegen Real leitete, wurde ein bisher unbekannter Interessenskonflikt herausgefunden: Der 41-jährige Spanier hat ein Unternehmen namens TALENTUS (gegründet, jetzt aber noch adressiert im Sitz seiner anderen Firma), das unter anderem mit Atlético, Manchester City, PSG, der UEFA, Mediapro (die Firma von Jaume Roures verantwortet die Bilder von LaLiga, auch die Bilder, die beim VAR gezeigt werden) und anderen Unternehmen zusammen arbeitet. Also eine Tatsache, die dem Ethik-Kodex der RFEF widerspricht?

15. Februar 2025 (Osasuna)

  • Nicht nur Real! Auch Deportivo Alavés kritisiert die Schiedsrichter öffentlich! So haben die Basken nach dem 3:3 gegen Leganés geschrieben: „Alavés ist mit bestimmten Schiedsrichterentscheidungen, die in dieser Saison getroffen wurden, überhaupt nicht einverstanden. Der Klub wird eine formelle Beschwerde bei den zuständigen Stellen einreichen. Die Anwendung unterschiedlicher Schiedsrichterkriterien bei Schlüsselspielen beeinträchtigt die Ergebnisse der Spiele erheblich.“

  • Die nächsten Aufreger… Ein Handspiel gegen Vinícius im Strafraum, zwei bis drei Kontakte innerhalb einer Szene gegen Jude Bellingham im Strafraum, dazu ein Einsteigen gegen Vinícius (in LaLiga der Spieler mit den zweitmeisten Fouls gegen sich: 48), dicht gefolgt von Bellinghams 43), sehr vergleichbar mit dem von Dani Ceballos an Phil Foden unter der Woche – aber nur das zweite führte zu einem Strafstoß. Zu Gast bei Pamplona hat es nicht an Aufregern gemangelt, da war an der Roten Karte für Bellingham eher der Aufreger, dass Schiedsrichter José Luis Munuera Montero in seinen Spielbericht ein „Fuck you“ statt das gesagte „Fuck off“ eintrug. Auch hier blieb der VAR untätig – außer bei Eduardo Camavingas Tritt auf den Fuß von Ante Budimir, der vorher bereits abgeschlossen hatte – das führte zum 1:1-Endstand.

 

  • Neues von Realmadrid TV! Vor dem Gastspiel bei Osasuna wurden ein paar Statistiken und Bilanzen seit der VAR-Einführung zur Saison 2018/19 gezeigt. So wurden seitdem keinem Klub mehr Tore durch den Videoschiedsrichter aberkannt, als Real Madrid (in dieser Saison beispielsweise zwei gegen Las Palmas odas eines gegen Espanyol). Auch insgesamt bei VAR-Situationen hat Real ein negatives Verhältnis von -28, also deutlich öfter schaltet sich der Videoassistent ein, wenn Real-Gegner profitieren könnten, als beispielsweise bei Barcelona (+3) oder Atlético (+10).
Links: Seit VAR-Einführung 2018 wurden Real die meisten Tore aberkannt (Barcelona 13). Rechts: Seit VAR-Einführung hat Real den negativsten VAR-Saldo (-28). Screenshots: Realmadrid TV

8. Februar 2025 (Derby)

  • Kein Derby ohne Aufreger? Der Ball war längst vorbei gesaust, und wer betrat dann zuerst den Rasen – Aurélien Tchouaméni oder der herbei geeilte Samuel Lino? Über den VAR wurde entschieden: Elfmeter für Atlético! Nach dem 0:1 konnten die Blancos immerhin noch ein 1:1 erkämpfen, doch das Gefühl, erneut zwei Punkten beraubt worden zu sein, das blieb.

7. Februar 2025

  • Wieder Tebas! Javier Tebas antwortet einerseits Carlo Ancelotti, andererseits erwähnt auch der LaLiga-Präsident mal wieder, dass sich der Liga-Verband „Verbesserungen bei der Schiedsrichterorganisation“ wünsche und dies „fordern wir schon seit einiger Zeit“.

3. Februar 2025

  • Reaktionen zum Brandbrief: Sowohl Verband RFEF als auch Liga-Chef Javier Tebas äußerten sich, indem sie unter anderem bedauern: „den Ton und die Schwere der Anschuldigungen, die die Ehre der Schiedsrichterorgane und das Funktionieren des gesamten Wettbewerbs in Frage stellen.“ Immerhin: Auch Tebas fordert eine „radikale Änderung“ hin zu „mehr Transparenz“.

  • Brandbrief Real Madrid! Zwei Tage nach der 0:1-Niederlage bei Espanyol teilte der Klub mit, formelle Beschwerde gegen die RFEF beim Sportrat CSD eingereicht zu haben. Dabei weisen die Blancos mal wieder auf ein veraltetes, „fehlerhaftes“ und „völlig diskreditiertes Schiedsrichtersystem“ hin, welches „strukturell darauf ausgelegt, sich selbst zu schützen, mit Unterstützung der vom RFEF selbst abhängigen Disziplinarausschüsse, die sich systematisch weigern, Schiedsrichter zu bestrafen, willkürliche Sanktionen zu ändern und, kurz gesagt, ein System aufrechtzuerhalten, das bereits von der normalen Justiz selbst als betrügerisch bezeichnet wurde“. Ebenfalls brisant: Real Madrid forderte die Audio-Dateien aus dem Espanyol-Spiel ein – diesem Wunsch sollte der Verband erst 16 Tage später nachkommen.

1. Februar 2025 (Espanyol)

  • Das Fass lief über! Beim Spiel zwischen Espanyol und Real Madrid kommt es zu verschiedenen, äußerst strittigen Entscheidungen (darunter auch ein Handspiel von Fran Garcías Gegenspieler im Espanyol-Strafraum). So wird Vinícius Júnior ein Tor aberkannt aufgrund eines angeblichen Offensivfouls von Kylian Mbappé, der vorher selbst klar umklammert und gehalten wurde, statt 1:0 für Real stand es am Ende aber 0:1. Denn Carlos Romero wurde für eine klare Grätsche von hinten gegen Mbappé, bei der er sogar selbst zugab, keine Chance mehr auf den Ball gehabt zu haben, nicht vom Platz gestellt, und erzielte in der 85. Minute stattdessen den 1:0-Siegtreffer der Hausherren. Beide Szenen liefen jeweils ohne Einmischen des Videoschiedsrichters. Nach diesem 22. Spieltag in LaLiga brannte es bereits – speziell bei Real Madrid, sodass die Blancos sich zwei Tage später zu einem großen Schritt entschieden.
5.00 avg. rating (98% score) - 6 votes
von
Nils Kern

Du hast Fragen über REAL TOTAL? Da bin ich bin der Richtige: Chefredakteur und erster Ansprechpartner für Medien, Leser, Fans. ¡Hala Madrid!

Kommentare
Das ist ein echtes Pulverfass und niemand im Verband realisiert dies sondern es geht immer so weiter. Scheinbar versteht der Verband immer noch nicht, dass man als Veranstalter der Liga hier einfach mal am Zug ist und sich nicht hinstellen kann und sich „Verbesserungen bei der Schiedsrichterorganisation“ wünsche und dies „schon seit einiger Zeit fordert“. Ein echtes Panoptikum...
 
Ich sehe das Problem der Disziplinlosigkeit beim Verband und in deren mindset. Die Leute da oben sind überhaupt froh, dass sie da oben sind und stecken sich Euros in die Taschen und geben mit ihrem standing an. Mittags legen sie sich dann zur Siesta hin, anstatts zu handeln und Änderungen und Fortschritt zu bringen. Deshalb haben Spanier auch den Ruf sie seien faul. So kann Mans sehen. Statt wie ein altes Haus, dass bis 2030 Kernsaniert werden muss, weil die Welt zu Besuch kommt, um man auch das Land repräsentiert, tut man nichts und verteidigt sogar die Leute die es falsch machen und nicht arbeiten, um den eigenen Ruf zu wahren. Das Ego der Leute da oben schadet ALLEN Beteiligten inkl. der Schiedsrichter.

Das traurigste an allem ist, es wird sich so schnell nichts ändern. Wir bekommen keinen Ausgleich für die Punkte die wir verloren haben. Im Gegenteil unser Ruf wird geschädigt dadurch und wir gewinnen nichts daraus. Schande über diese Menschen und diese Institution.
 

Verwandte Artikel

Top-Momente 2024: Unsere größten Erinnerungen rund um Real Madrid

Fünf Titel, noch mehr Partidazos und genauso viele große Präsentationen wie Abschiede....

Fans bitten um Verbleib: Kroos reagiert bei CL-Party in Madrid

Real Madrid ist Champions-League-Sieger und setzt dem Coup mit den Feierlichkeiten in...

Zehn Jahre La Décima! Was wäre gewesen, wenn Ramos nicht…

Heute vor zehn Jahren gewann Real Madrid seinen zehnten Champions-League-Titel - die...

Kroos-Wink bei Reals Meisterfeier: „Sehen uns in drei Wochen wieder“

Eine Meisterschaft muss im größeren Stil gefeiert werden – und wenn es...