Reportage

Gülers größte Hürde ist die Position

Arda Güler kommt bei Real Madrid mal wieder von Anfang an zum Einsatz - und wie sonst auch auf dem rechten Flügel. Der Türke liefert dort zwar eine ordentliche Leistung ab, doch es erhärtet sich der Eindruck, dass diese Position ihn bei Real Madrid in der Form nicht weiterbringen wird. Einer seiner einstigen Fenerbahçe-Trainer sieht das übrigens ähnlich.

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Arda Güler Real Madrid
Arda Güler wird bei Real Madrid nicht ideal eingesetzt – REAL TOTAL-Grafik: Getty Images

In LaLiga: Erstmals Startelf seit Mitte Dezember

MADRID. Der Knoten ist geplatzt – der in LaLiga jedenfalls. Satte dreieinhalb Monate sollte es letztlich dauern, bis Arda Güler am Samstag auch in der Primera División mal wieder einer Anfangsformation von Real Madrid angehörte. Zuvor war er von Trainer Carlo Ancelotti zuletzt am 14. Dezember beim 3:3 auswärts gegen Rayo Vallecano zu einem Einsatz von Beginn an berufen worden. Lange ist‘s her.

Zwischenzeitlich reichte es für den talentierten Türken auch nur dreimal zur Startelf, jeweils in der Copa del Rey. Seine bisherige Saison, die zweite als Königlicher, verläuft trotz seines mit 20 Jahren immer noch ziemlich jungen Alters ernüchternd. Nach den teilweise fulminanten Duftmarken in der Schlussphase der vergangenen Spielzeit waren die Erwartungen für Jahr zwei entsprechend hoch.

Arda Güler gibt es nur auf dem rechten Flügel

Güler fällt im Vergleich zu seinen Mitspielern nicht dramatisch ab, weiß aber selten herauszustechen, sich für mehr zu empfehlen. Ähnlich nun beim 3:2 gegen den CD Leganés, gegen den er 62 Minuten lang mitwirkte, unter dem Strich ordentlich performte (43 von 46 erfolgreiche Pässe, vier kreierte Chancen, Elfmeter herausgeholt), aber eben kein Bewerbungsschreiben abgeben konnte, beispielsweise am Dienstag im Rückspiel des spanischen Pokal-Halbfinals gegen Real Sociedad direkt wieder als einer von elf Profis aufzulaufen. Alles wie immer, könnte man meinen.

Und das gilt genauso auch für die Rolle, die Ancelotti und dessen Trainerstab ihm aufoktroyieren: die des rechten Flügelspielers. Alles andere als ideal, lässt sich konstatieren. Einen Güler gibt es bei dem weißen Ballett seit geraumer Zeit in der Regel nur noch dort, wenn es ihn überhaupt mal gibt. Es erhärtet sich der Eindruck: Diese Position wird ihn bei Real in der Form nicht entscheidend weiterbringen, ihm nicht zum Durchbruch verhelfen – von der großen Konkurrenz in der Offensive mal abgesehen. Selbst regelmäßigere Einsätze wären vor diesem Hintergrund schon ein Erfolg. Die geringer gewordene Spielpraxis ist sicherlich auch auf die Positionsproblematik zurückzuführen.

Kein Zehner – selbst wenn sich die Chance mal bietet

Ancelotti ließ die Öffentlichkeit unlängst wissen, dass Güler bei Real für die rechte Seite oder das Zentrum in Frage kommt. Damit entweder sein starker linker Abschluss genutzt wird, indem er nach innen zieht, oder seine Stärken im Passspiel ausgeschöpft werden. Die Spielmacher-Position, die einen höheren Einflussbereich mit sich bringt, bleibt ihm allerdings wiederholt verwehrt. So steht er diese Saison lediglich bei drei Toren und fünf Vorlagen in 31 Einsätzen.

Bezeichnend: Anfang Februar hatte sich in der Copa gegen Leganés eine seltene Chance geboten. Güler zentral, Brahim Díaz rechts, Rodrygo Goes links? Nein, stattdessen wählte „Carletto“ ein 4-3-3: Brahim auf der für ihn ungewohnten linken Achter-Position, der Youngster abermals rechts.

Ex-Fener-Trainer: „Er hat diese Eigenschaften nicht“

Wenn man einen seiner einstigen Fenerbahçe-Trainer fragt, stößt das auf Unverständnis. Vítor Pereira, der Gülers Profi-Anfänge in Istanbul miterlebt hatte, sagte bei THE COACHES‘ VOICE: „Er wollte ein Protagonist sein, immer den Ball haben, ein Tor schießen, einen letzten Pass geben. Für mich ist er nur schwierig jemand, der auf dem Flügel spielen kann. Er hat diese Eigenschaften nicht, ist kein Eins-gegen-Eins-Spieler, nicht schnell. Er hat eine schnelle Auffassungsgabe, sieht etwas, das andere nicht sehen können. Und er ist technisch sehr stark. Aber er sollte meiner Meinung nach immer im Zentrum des Spiels stehen.“

Dort, wo er gegen Jude Bellingham aber kaum eine Chance hat – und haben wird. Der Engländer ist ja auch erst 21. Selbst er muss sich taktischen Anweisungen mittlerweile verstärkt unterordnen, da Real in Spitzenspielen grundsätzlich wieder in einem flachen 4-4-2 agiert und Bellingham dabei auf die linke Seite im Mittelfeld ausweicht. Insofern scheint im Falle von Güler auch nur bedingt Hoffnung auf eine 180-Grad-Wendung zu bestehen. Hinzu kommt auch, dass es das 4-3-3, in dem ihm eine Achter-Rolle liegen könnte, unter Ancelotti im Prinzip nicht mehr gibt.

Seine größte Hürde scheint bei Real die Position zu sein. Und er wird womöglich nicht drumherum kommen, die rechte Seite auf seine eigene Art zu interpretieren, um in Madrid Fortschritte zu erzielen. Einen Rat kann er sich ja vielleicht von Kylian Mbappé abholen, dem wegen Vinícius Júnior auf der linken Außenbahn keine andere Wahl blieb, als mit der Mittelstürmer-Rolle warm zu werden.

Aston Villa meldet Interesse an

Güler, so viel steht fest, will seinen Traum, in der spanischen Hauptstadt ein Großer zu werden, nicht einfach so über Bord werfen. „Real Madrid hat mir einen Plan aufgezeigt und ich glaube noch immer an ihn. Ich bin mir sicher, dass ich erfolgreich sein werde. Ich kam, um zu spielen und ein wichtiger Bestandteil dieser Mannschaft zu sein. Und ich werde nicht aufzuhören, dafür zu kämpfen, bis ich es geschafft habe“, gab er erst kürzlich zu verstehen.

Und wenn es ihm misslingt? An Alternativen würde es ihm sicherlich nicht mangeln. Mit Aston Villa hat erst neuerdings ein Klub aus der Premier League und aktueller Champions-League-Viertelfinalist sein Interesse bekundet. Sportdirektor Monchi sagte bei RADIO MARCA: „Er ist ein Spieler, der für Aston Villa attraktiv sein könnte, weil wir auf dieser Position gesucht haben. Wir suchen mehr oder weniger das Profil zwischen den Linien. Einen, der als Zehner und auch auf der Außenbahn spielen kann, wenn er nach innen zieht.“ Lieber als Zehner, wenn es nach Güler geht – und lieber in Madrid …

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Das sehe ich eben auch als großes Problem, seine posi gibt es aktuell einfach nicht bei uns so richtig und wenn wir mit 10er spielen dann ist da Jude gesetzt und da kann man auch Nix gegen sagen da Jude vielleicht aktuell der beste 10er der Welt ist , Arda hat da einfach Pech gerade und das macht Seine Situation nur noch schwerer aber auch hier ein goes hat sich auch durchgesetzt obwohl er nicht auf LF spielen konnte seine besten posi , Arda muss sich da durch beißen und weiter arbeiten dann kann es was werden aber nur dann
 
Ich sehe das genauso, wie das auch im
Artikel geschrieben ist. Er ist technisch unglaublich gut, spielt hervorragend getimte Pässe, verfügt über eine hohe Spielintelligenz, aber auf dem Flügel ist er total verloren. Da bringt er uns absolut Null Mehrwert. Er würde wahrscheinlich am meisten von einem eingespielten System profitieren, weil er einfach gut kicken kann.

Ich könnte mir aber sehr gut vorstellen, dass er eine ähnliche Rolle wie Modric spielen kann. Dafür muss er im Defensivzweikampf aber noch besser werden.
 
Mmh irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass man mit Arda nicht ganz ehrlich war. Ich kann mir nicht genau vorstellen, was mit "dem Plan" für ihn gemeint ist, aber wenn TAA nächste Saison tatsächlich kommt und Goes oder Fede (absolut ausgeschlossen) nicht gehen, dann sehe ich absolut kein Land für den Jungen. RF gehört Rodrygo, da Arda zu langsam ist und Real unter Carlo sowieso keinen effizienten Spielfluss mit vielen geplanten Spielstationen hat, wofür Güler eigentlich sehr nützlich sein könnte. Die 10 gehört unbestritten King Jude und auf der 8 wird Fede dank TAA zurückkehren. Also wie soll denn genau Gülers Entwicklungsplan aussehen, von dem er und das Team selbst geredet haben? Seid doch zu dem Jungen ehrlich und sagt ihm, dass man ihn nur gekauft hat, damit Barca ihn nicht kriegt (so jedenfalls mein Gefühl). Wenn man bedenkt, dass er Ende letzter Saison trotz langer Verletzung doch ziemlich geliefert hat (Scorerpunkte und allgm. Leistung gepaart mit Mut) und er in dieser Saison schon fast vom Team isoliert wurde, dann kann man doch fast nicht von einem ehrlichen Plan reden oder sehe ich das ganz falsch?
 
Real Madrid hat diesen Spieler wegen seinen Leistungen auf dem rechten Flügel verpflichtet. Es kann sehr gut sein das er im Zentrum noch mehr aufblühen könnte, aber zu sagen er ist verloren auf dieser Position ist eine vollkommen falsche Aussage. Das bestätigt auch die letzte Saison und seine Leistungen weiterhin für die Türkei wie bei der EURO.
 
Ich muss mich meinen Vorrednern anschließen alles was bisher geschrieben wurde, würde ich auch so unterschreiben.
Ich sehe bei Arda iwie einen Ödegaard 2.0 für den man keinen Platz gefunden hat und jetzt blüht er bei Arsenal auf.
Das selbe Problem hatten wir auch mit Marco Asensio, der eigentlich ein 10er ist. Seine beste Saison war bei seiner Leihe Espanyol, wo er auf der 10 Stamm spielen durfte. Der jetzt auch bei Aston Villa wieder auf der 10 aufblüht.

die einzige Hoffnung die ich für Arda sehe ist, wenn Xabi im 3-5-2 mit 2 OM spielt. Dann könnte man mit Jude/Fede und Arda/Brahim(der eig. auch 10er ist) spielen - wie in Leverkusen mit Wirtz und Hofmann.
Sollte das nicht passieren, sollte man ihn verleihen für mind. 2 Jahre und schauen was im Kader passiert. Vielleicht trennt man sich dann von Vini und Rodrygo geht auf Links oder Rodrygo geht.. etc. da gibts genug Szenarien. Nur Gott weiß wie die Zukunft wird, aber unter Carlo wird er keine Zukunft haben. Und die Jugend und Talente generell nicht.
 
Real Madrid hat diesen Spieler wegen seinen Leistungen auf dem rechten Flügel verpflichtet. Es kann sehr gut sein das er im Zentrum noch mehr aufblühen könnte, aber zu sagen er ist verloren auf dieser Position ist eine vollkommen falsche Aussage. Das bestätigt auch die letzte Saison und seine Leistungen weiterhin für die Türkei wie bei der EURO.

Es ist so faszinierend wie lächerlich, wie "das Narrativ" immer wieder angepasst wird, damit gewisse Partien fein raus sind. Wir haben letzte Saison und mit der Nati alle gesehen, was Arda als RA kann, alle haben geschwärmt und ihn gelobt, seine Geduld, Effektivität und Bemühungen hervorgehoben. Und auf einmal ist er auf RA angeblich verloren, zeigt nicht genug Einsatz, ist eine defensive Gefahr (wärhend uns der Don, Tchoua und Cama alleine diese Saison schon gefühlt 30 Tore geschenkt haben, aber anderes Thema), kann das alles nicht ernst nehmen. Ist wie bei Ode, der keine Geduld hatte, weil er nach 7 Jahren und 4 Leihstationen nicht ZM Nr. 8 hinter finished Isco und "andere müssen Verantwortung übernehmen" RA Asensio sein wollte.

Arda hat genau eine Hüde, die sitzt auf der Bank, hat Philosophien aus dem letzten Jahrtausend und setzt lieber bald 40-Jährige ein, ab der 85 min. Mit Spieler alle 5 Spiele im Pokal mal bringen und erwarten, dass sie dann wie Prime Modric liefern, kommt man halt oft nicht weiter.

Sprichwort Modric, dass ein 39 jähriger 1000 Spielminuten mehr hat, als ein 20-jähriger ist irgendwo halt auch Teil des Problems, unabhängig von irgendwas, und manchmal muss man halt einfach harte, aber konsequente Entscheidungen treffen, und kann nicht alles haben. Wir können nicht nochmal mit Modric verlängern UND voll auf Arda setzten UND Ceballos fördern UND Zubimendi holen UND Paz zurückholen und was weiss ich noch was.
 
Hatte schon recht früh in der Saison gesagt, dass er für mich im Zentrum vom Gefühl her viel besser wäre, wegen seiner guten Übersicht und klugen Pässe und Modric nachfolgen müsse. Weiß noch wie mir einer hier vehement widersprochen hat und nun ist es großes Thema. Arda wurde nicht für rechts geholt, sondern weil er ein starker junger Spieler mit hoher Spielintelligenz ist. Wie aktuell üblich ist Carlo das Problem, der einfach zu eingerostet ist und nicht ein Mal umstellt. Modric der noch geniale Momente hat, aber immer mehr Fehler einbaut, ist immer noch gut zur Belastungssteuerung, aber so wird er langsam zu Blei bei der Entwicklung eines Arda.
 

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