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Mastantuono-Debüt: Selbst dem Gegner ist das Drama zu albern

Franco Mastantuono feiert im Estadio Santiago Bernabéu per Einwechslung sein Debüt für Real Madrid. Es ist kein glanzvolles, sorgt jedoch für reichlich Gesprächsstoff – davor und danach. Handelt es sich um eine unerlaubte Premiere? Gegner CA Osasuna sieht jedenfalls davon ab, den Königlichen wegen des 18-jährigen Argentiniers Probleme bereiten zu wollen.

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Franco Mastantuono Real Madrid
Franco Mastantuono ist Real Madrids jüngster Neuzugang – Foto: Angel Martinez/Getty Images

Die wunderbare Woche des Franco Mastantuono

MADRID. Für ihn dreht sich die Welt gerade ziemlich schnell. Nachdem Franco Mastantuono am Donnerstag 18 Jahre alt geworden und zugleich zu Real Madrid gestoßen war, feierte er am Dienstag, nur fünf Tage später, gleich sein Debüt. Nicht in einem Testspiel, sondern in einem offiziellen Wettbewerb – und das dann auch noch im mystischen Estadio Santiago Bernabéu, nicht in irgendeinem x-beliebigen Stadion. Ein Start im Eiltempo.

„Er könnte morgen Minuten bekommen“, hatte man nach diesen Worten von Trainer Xabi Alonso in der Pressekonferenz am Montagmittag schon vermutet, dass der Madridismo den jungen Argentinier direkt beim LaLiga-Auftakt gegen den CA Osasuna erstmals in Aktion sehen wird.

Und so kam es dann auch: Mastantuono gehörte der Startelf selbstverständlich nicht bereits an, von den Reservisten betrat er den Rasen gemeinsam mit Kapitän Daniel Carvajal in der 68. Minute jedoch als erstes. Auf dem rechten Flügel, seiner Lieblingsposition, ersetzte er Brahim Díaz.

Erster Einsatz bei Real Madrid: Fast 30 Minuten

Sein Arbeitsnachweis in den, plus Nachspielzeit, fast 30 Minuten: 28 Ballkontakte, ein Schuss aus spitzem Winkel (xG bei 0,05), eine herausgespielte Chance, von 19 gespielten Pässen 17 Zuspiele, die auch bei einem Mitspieler ankamen, viele darunter auf Sicherheit bedacht. Summa summarum: nicht glänzend, nicht schlecht – normal, solide, ordentlich. „Man hat gesehen, dass er eine große Persönlichkeit besitzt, den Ball haben will“, lobte Carvajal den Linksfuß nach der Partie: „Er wird uns viel helfen.“

Nummer 30 statt 25: Ein großer Unterschied

Helfen? Gerade mal rund 24 Stunden vor diesen Worten hatte noch die Behauptung die Runde gemacht, Mastantuono könnte dem weißen Ballett umgehend vielmehr schaden, sollte er überhaupt nur von Alonso eingesetzt werden. In der Nacht vor dem Duell hatte mit Miguel Galán der Präsident des Nationales Zentrums für Fußballtrainerausbildung (CENAFE) Real vor einer aus seiner Sicht unzulässigen Aufstellung gewarnt.

Er beruft sich auf Artikel 125 des Reglements von Spaniens Fußballverband RFEF. Dieser verbietet, die Beziehung zwischen einer ersten und zweiten Mannschaft auszunutzen, um Regeln zu umgehen – etwa durch strategische Registrierungen von Spielern, um Kaderbeschränkungen oder andere Vorschriften zu manipulieren.

Hintergrund: Mastantuono wurde letztlich nicht als Profispieler angemeldet, weil er selbst um die Rückennummer 30 bat. Somit gehört er auf dem Papier offiziell zur zweiten Mannschaft. In Spanien sind Profi-Nummern nur alle Zahlen von 1 bis einschließlich 25, die darüber hinaus werden an Jugendspieler vergeben. Man hatte gedacht, der Argentinier würde den nun weiterhin einen freien Platz im Profi-Kader mit der 25 einnehmen. Falsch gedacht.

„Präsidenten gebeten, ob ich die 30 tragen kann“

„Ich habe den Präsidenten darum gebeten, ob ich die 30 tragen kann. Sie ist für mich sehr besonders, ich hatte sie bei River. Zum Glück hat er das akzeptiert“, berichtete Mastantuono, der dennoch ein vollwertiges Mitglied des Ensembles von Alonso ist und den Profi-Kader damit im Grunde genommen dann doch komplettiert. Ohne seine Bitte hätte Real ihn wohl schlicht mit der 25 als offiziellen Profi präsentiert.

Mastantuono hat seine 30 bekommen, die er zuvor auch bei River Plate trug – Foto: Realmadrid.com

So könnten die Blancos nun aber bis zum Schließen des Sommer-Transfermarkts theoretisch noch einen Spieler verpflichten, ihren Kader dementsprechend inoffiziell auf 26 Akteure erweitern. Galán moniert, das sei eine böswillige Verletzung der Regeln. Hinzu kommt, dass Mastantuono als Teil der Castilla aufgeführt wird, jedoch nie für sie aufgelaufen ist und wohl nie für sie spielen wird. Er trainiert dort nicht einmal.

In dieser Hinsicht ist dieser Fall tatsächlich etwas heikler als so manch ähnliche Causa in der Vergangenheit. Vinícius Júnior lief beispielsweise in der Saison 2018/19 mit der Nummer 28 bei den Profis auf, Rodrygo Goes in der Saison 2019/20 mit der 27. Beide waren zu den damaligen Zeitpunkten offiziell ebenfalls kein Teil der ersten Mannschaft, zu Problemen führten die Profi-Einsätze jedoch nie. Selbiges bei Raúl Asencio (35) und Gonzalo García (30) vergangene Saison. Die Behauptung, wonach ein Spieler mit einer Nummer über 25 generell nicht im spanischen Oberhaus mitwirken dürfe, stimmt nicht mit der Realität überein.

Osasuna wird es zu bunt: „Das machen alle Klubs“

Verlässliche Reporter aus dem Real-Kosmos hatten Stunden vor der Begegnung ohnehin bereits berichtet, der Verein sei gelassen und habe sich juristisch abgesichert. „Osasuna hat nach dem Abpfiff 24 Stunden Zeit, das Spiel anzufechten“, schrieb Galán dann trotzdem auf X: „Ziel ist es, die Vorschriften zur Beschränkung der Verwendung der Nummern 1 bis 25 in der ersten Liga zu umgehen, indem man die Reservemannschaft als Instrument missbraucht und damit gegen die Vorschriften verstößt. Der Spieler erklärte in einer Pressekonferenz, dass seine Wahl der Nummer 30 ausschließlich aus persönlichen und spontanen Gründen erfolgt sei.“

Nach dem erfolgten Mastantuono-Debüt droht Real offensichtlich jedoch keine Konsequenz, die etwa ein Punkteabzug wäre – weil Osasuna dieses Thema nicht sonderlich erst nehmen kann. Luis Sabalza Iriarte, Präsident der Basken, vor dem Bernabéu gegenüber einem Reporter der Fußball-Talksendung „El Chiringuito“: „Das machen alle Klubs. Warum sollten wir eine Anzeige erstatten? Wir haben keine Intention.“ Und das wird seitens der kommenden Gegner der Blancos wohl nicht anders sein. Oder?

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Die einzigen, die hier wieder meckern werden, sind die die Leute beim FC Barcelona mitsamt deren Fans.
Vielleicht noch ein paar deutsche Medien nach dem Motto "Real setzt unerlaubt Spieler ein!"
 
Ist doch ganz einfach, lasst ihn einmal für die Castilla auflaufen und dann hat er Xabi Alonso so sehr gefallen dass er ihn ins Profiteam aufgenommen hat. Dann hat man ja den Schwindel auch irgendwie umgangen..
 
Als zB letzte Saison Fabio Silva bei Las Palmas die 37 trug, war das egal. Selbst Gavis ewiges Hin und Her (Nachwuchs oder Profi) schlug wenig Wellen, und auch bei Real gab's das ja auch schon mit Vini etc. Summa summarum ist das mal wieder ein Fall von "typisch LaLiga": einfach alle Nummern zulassen, dann gäbe es diese überflüssige Diskussion, den ein dubioser Typ ins Leben rief, erst gar nicht.

Die einzigen, die hier wieder meckern werden, sind die die Leute beim FC Barcelona mitsamt deren Fans.
Vielleicht noch ein paar deutsche Medien nach dem Motto "Real setzt unerlaubt Spieler ein!"
 
Dann gebt ihm halt die 25 und das Thema ist erledigt. Denke eh, dass kein weiterer Transfer mehr getätigt wird. Das ewige Gejammer dieser Funktionäre ist langsam lächerlich. La Liga hat zweifelsohne wichtigere Probleme und Baustellen als dieses Nummernthema. Wenn die nur in anderen Bereichen so 'korrekt’ wären..
 
Lächerlich. Man verhält sich Regelkonform, wenn es die Liga stört, müssen sie die Regeln schärfen, was aber unterm Strich das Leben für alle Liga-Clubs schwerer macht. Wenn sich Barca 25 Profi-Spieler leisten könnte, wären sie auch (wieder) froh über die Regel lol
 

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