Analyse

Vom Kreuzbandriss zum Fixpunkt: Warum Militão wichtiger ist als jeder Neuzugang

Bei Real Madrids 3:1-Heimsieg über den FC Villarreal glänzte an Samstagabend vor allem Vinícius Júnior, der mit zwei Toren den Unterschied machte. Doch während die Offensive die Schlagzeilen bestimmte, war es hinten einmal mehr Éder Militão, der für Stabilität sorgte. Der Brasilianer wirkt nach seinen schweren Verletzungen nicht wie ein Rückkehrer, sondern wie der unumstrittene Fixpunkt in der Abwehr – und das, obwohl die Königlichen im Sommer massiv in die Defensive investiert haben.

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Éder Militão hat dieser Tage gut lachen: Der Brasilianer wird nach seinem Comeback von Woche zu Woche stärker – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Vom Pechvogel zum Fixpunkt

Noch 2023 galt Éder Militão als einer der gefragtesten Innenverteidiger Europas, sein Marktwert kletterte auf 70 Millionen Euro. Dann die Rückschläge: Erst im August 2023, dann im November 2024 riss ihm jeweils das Kreuzband. Die Konsequenz: insgesamt fast eineinhalb Jahre ohne Wettkampfpraxis. Kaum ein Spieler kommt nach solchen Verletzungen auf das alte Niveau zurück. Der Brasilianer ist mit seinen 27 Jahren eigentlich im besten Fußballeralter – doch die doppelten Kreuzbandrisse hätten seine Karriere auch frühzeitig ausbremsen können.

Militão aber ist dank harter Arbeit und guter medizinischer Betreuung auf dem besten Weg zurück in die Weltspitze. Schon am ersten Spieltag dieser Saison gegen Osasuna stand er wieder in der Startelf – ein klares Signal von Xabi Alonso. Der Trainer setzt klar auf den Comebacker, geht zugleich aber behutsam mit ihm um, reagiert auf kleinste Probleme, wie etwa im Derby, als er Militão vorsichtshalber zur Pause auswechselte. Auch Pausen gehören zum Plan, um den Brasilianer langfristig aufzubauen und das Risiko einer weiteren, möglicherweise karrierebedrohenden Verletzung zu minimieren. Und doch zeigt sich: Immer wenn Militão spielt, gibt er der Defensive jene Stabilität, die Real Madrid in dieser Saison so dringend braucht.

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Ruhepol in einer neuformierten Hintermannschaft

Das ist umso bemerkenswerter, weil Real Madrid im Sommer kräftig nachlegte. Mit Dean Huijsen kam ein hochtalentierter Innenverteidiger, dazu Trent Alexander-Arnold und Álvaro Carreras für die Außenverteidigerpositionen. Doch während Huijsen trotz vielversprechender Ansätze noch schwankt, hat Militão seine Rolle gefunden – nicht als Rückkehrer, sondern als unumstrittener Fixpunkt.

Gegen Villareal hat der Brasilianer alles im Griff – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Seine Leistung gegen Villarreal war typisch: kein Foul, kein verlorener Bodenzweikampf, 93 Prozent Passquote. Drei Klärungen, ein geblockter Schuss – und vor allem die Präsenz, die seine Nebenleute stabilisierte. Es waren keine auffälligen Szenen, sondern jene unsichtbaren Momente, die ein Spiel im Abwehrzentrum kontrollierbar machen.

Gereift und abgeklärt

Vor seinen Verletzungen lebte Militão stark von seiner Athletik und suchte häufiger den spektakulären Zweikampf. Heute wirkt er reifer: Er antizipiert, stellt Räume klug zu und braucht weniger spektakuläre Grätschen, um Gefahr zu entschärfen. Diese Ruhe macht ihn für Alonso so wertvoll. In einem Team, das nach vorn voller Tempo und Risiko agiert, ist Militão derjenige, der Balance gibt. Er ist kein lauter Wortführer, doch seine Körpersprache reicht aus, um Autorität auszustrahlen.

Aktuell ist Militão in der Innenverteidigung gesetzt – daran besteht kein Zweifel. Spannend wird es, sobald Antonio Rüdiger nach seiner Verletzung zurückkehrt. Denn dann wird es auf einen Zweikampf mit Huijsen hinauslaufen, der trotz seines Potenzials hin und wieder wackelt. Alonso hat die Qual der Wahl, doch die Frage lautet weniger, ob Militão spielt, sondern mit wem. Das unterstreicht auch der Blick auf seine Saisonwerte: über 90 Prozent Passgenauigkeit, kaum einmal überdribbelt, fast zwei Drittel seiner Bodenzweikämpfe gewonnen. Es sind Werte, die keine Schlagzeilen machen – aber genau die Basis liefern, die Real zuletzt so oft fehlte.

Fazit: Mehr wert als jeder Marktwert

Nach zwei Kreuzbandrissen wird Éder Militão nur noch mit 30 Millionen Euro taxiert – auf dem Platz aber ist er für Real Madrid längst wieder unbezahlbar. Er stabilisiert die Viererkette, gibt Sicherheit im Aufbau und wirkt wie ein Anker für seine Nebenleute.

Während Kylian Mbappé mit Toren glänzt und Vinícius Júnior Schlagzeilen sammelt, ist Militão die stille Konstante: kein Spektakel, keine Show – sondern Stabilität, Ruhe und Führungsstärke. Genau das, was Xabi Alonso nach einem intensiven Saisonstart braucht. Die Königlichen haben viele Stars, doch wenn es darum geht, ihre Defensive zu ordnen, gibt es derzeit keinen wichtigeren Spieler als Éder Militão.

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Kommentare
Habe ich gar nicht mal dran gezweifelt
 
Hoffe er bleibt gesund und entwickelt sich weiter. Leider ist er durch die Verletzungen in seiner Entwicklung stehen geblieben. Für mich ist er noch nicht Weltklasse...Ramos hat die Messlatte natürlich enorm hoch gesteckt. Vielleicht muss man sich auch einfach davon verabschieden in jedem Mannschaftsteil top besetzt zu sein.
 
Für mich der beste IV den wir zur Zeit haben. Auch einer der wenigen mit Bellingham die offensiv mal einen Kopfballtor erzielen können.
 

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