
Rodrygo beendet auch Torflaute in der Liga
Es läuft die 76. Minute zwischen Deportivo Alavés und Real Madrid, Vinícius Júnior bringt den Ball nach tollem Solo in die Mitte und Rodrygo Goes schiebt aus kurzer Distanz zum wichtigen 2:1 für die Königlichen ein. Was dann folgt, ist ein Jubel wie eine Erlösung – sowohl auf der Trainerbank als auch auf dem Spielfeld. Während Xabi Alonso, sichtlich unter Druck stehend, die Coaching Zone auf und ab rannte und dabei immer wieder die geballte Faust durch die Luft wirbelte, sank Torschütze Rodrygo auf dem Rasen auf die Knie und schrie seine Freude in das königliche Dress, nachdem es zuvor eine innige Umarmung mit Vorlagengeber Vinícius gegeben hatte.
Szenen, welche die enorme Bedeutung dieses – so möchte man meinen – doch eher banalen Treffers gegen die Basken hervorheben. Während Alonso in den Minuten zwischen dem 1:1-Ausgleich und dem erneuten Führungstreffer vermutlich ernsthaft um seinen Job bangen musste, entledigte sich Rodrygo seiner seit Januar andauernden Torflaute in der Liga. Nachdem er durch seinen Treffer gegen Manchester City (1:2) am Mittwoch bereits die historische Serie von 32 aufeinanderfolgenden Spielen ohne Stürmertor durchbrochen hatte, folgte nun auch die Erlösung in der Liga, in der er in 27 Einsätzen hintereinander kein Erfolgserlebnis verzeichnen konnte.
Ausgerechnet Rodrygo
Dass ausgerechnet der Brasilianer derjenige sein würde, der durch seine Tore Alonso (vorerst) im Amt halten würde, fällt letztendlich auch wieder in die Kategorie, „Geschichten, die nur der Fußball schreibt“. Der spanische Übungsleiter stand die letzten Wochen unter anderem wegen der Personalie des Südamerikaners, der vorrangig seine erste Wechseloption darstellte, in der Kritik, da er diesen immer wieder aufstellte oder einwechselte, der Impact des 24-Jährigen sich aber doch arg überschaubar gestaltete.
Ein Umstand, der sich in den Partien gegen City und Alavés nun schlagartig änderte. Fernab von seinen Toren gehörte der Brasilianer in beiden Spielen zu den auffälligsten Akteuren. Während er gegen die „Citizens“ vor allem durch seine Dribblings und raumgreifendes Ballschleppen gefiel, war es in Vitoria insbesondere die enorme Defensivarbeit auf der rechten Schiene, die es positiv hervorzuheben gilt. Bemerkenswert: Rodrygo agierte zwar auf der für ihn eigentlich gewohnten rechten Seite, war im 4-4-2 aber Teil des Vierermittelfeldes und hatte somit einen weitaus defensiveren Part inne als gewohnt. Eine Aufgabe, die er jedoch mit großem Fleiß und hoher Intensität erfüllte.
Nutzt Rodrygo die Vakanz rechts hinten, um sich festzuspielen?
Insgesamt sorgte Rodrygos Positionierung im rechten Mittelfeld dafür, dass Reals Spiel mehr Breite und zugleich Variabilität erhält – nach 50 Minuten gingen sechs der zehn Angriffe über die rechte Seite (links nur drei). Als gelernter Flügelspieler besitzt der Brasilianer ein gutes Positionsgefühl und findet eine gute Mischung aus dem Besetzen der Flügelzone sowie dem nach innen kippen in die Halbräume, um als Verbindungsspieler zu agieren. Vor allem das situative nach innen ziehen in den rechten Halbraum entlastet Reals sonst eher linkslastiges Spiel enorm und bietet eine wertvolle Anspielstation zwischen den Linien, die in den vergangenen Wochen überwiegend komplett fehlte.
Da sowohl Daniel Carvajal (Knie) als auch Trent-Alexander Arnold (Oberschenkel) noch länger ausfallen werden, wird Fede Valverde in den kommenden Wochen auch vorerst auf der Rechtsverteidiger-Position gebunden sein. Für Rodrygo die Gelegenheit, sich nach dem mehr als schwierigen Start in die Saison und einem unsicheren Sommer, in dem primär wegen ausbleibender Angebote nicht verkauft wurde, wieder komplett festzuspielen. Dass er mit seinen unfassbaren technischen Fähigkeiten im Dribbling sowie seinem eigentlich guten Torabschluss, jederzeit eine Bereicherung für diese Mannschaft sein kann, ist nun keine bahnbrechende neue Erkenntnis. Ebenso, dass er ein defensiv verlässlich arbeitender Flügel ist – so war er durch sein Gegenpressing auch am Führungstreffer beteiligt. Wie gut sich der Brasilianer dann letztendlich jedoch in der neuen Rolle aus der tieferen Position heraus präsentierte, insbesondere nach den letzten Monaten, überrascht in der Summe dann doch ein wenig, ist aber natürlich eine höchst erfreuliche Nachricht – für den Klub und vor allem Xabi Alonso. Jetzt gilt es diese Leistungen in den kommenden Wochen entsprechend zu bestätigen.


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