
Ronaldo hat viel verdient, aber vieles ist Wunschdenken
MADRID. Cristiano Ronaldo ist weg. Und jetzt? Viele Fans wünschen sich, dass dem 33-jährigen Portugiesen besondere Ehren zuteil werden. Verdient hat der fünfmalige Weltfußaller die höchsten Lorbeeren, doch vieles ist zu sehr Wunschdenken.
Vorerst kein Abschied
Ein Abschiedsspiel im Estadio Santiago Bernabéu wird es vorerst nicht geben. Denkbar ist höchstens, dass Juventus mit dem Portugiesen im Rahmen der alljährlichen Trofeo Santiago Bernabéu antritt, wie einst Raúl. Doch selbst bei dem dauerte es drei Jahre, während Iker Casillas immer noch wartet – erst müsse seine Karriere in Europa beendet sein. So würde es wohl auch bei CR7 ablaufen – zumal Madrids Terminplan als Champions-League-Seriensieger weiterhin prallevoll ist.
Ein anderweitiger Akt des Abschieds? Auch eher unwahrscheinlich. Wollte Casillas “keinen Zirkus veranstalten”, gab man dem öffentlichen Druck kurzfristig nach, und brachte 2015 doch noch etwas Kleines zusammen. Bei Ronaldo, der sich aktuell im wohlverdienten Urlaub befindet und für den bald die Saisonvorbereitung bei seinem neuen Arbeitgeber beginnt, brauchen sich die Real-Anhänger keine Hoffnungen machen. Madrid ist nun mal kein romantischer Klub, wo Spieler entweder ihre Karrieren beenden oder mit Rosen und Fanfaren verabschiedet werden. Daher auch der persönliche Brief als „Ersatz-Abschied“ für die Fans. Nicht vergessen: CR7 war es, der gehen wollte! Er bot sich Juventus sogar an. Und: Ronaldo hätte einen schönen Abschied bereits haben können, hätte er nach dem Champions-League-Finale seinen Abschied nicht angedeutet, sondern für Tatsachen gesorgt, dann hätten die Fans am 28. Mai nicht bloß “Cristiano bleib”-Rufe angestimmt. So gab es von Real immerhin ein ausführliches, emotionales Video zum Abschied.
Nummer 7 nicht mehr vergeben? Da gab’s andere
Manche Fans fordern, die Rückennummer 7 solle zu Ronaldos Ehren nie mehr vergeben werden. Das forderten schon viele. Keine Frage: Mit 450 Treffern aus 438 Partien bleibt Ronaldo wohl ewig Madrids Rekordtorjäger vor Raúl (323) oder Alfredo Di Stéfano (308). CR7 ist der Di Stéfano dieser Generation, der den Blancos wie der Argentinier in den 1950er-Jahren eine Ära nie für möglich gehaltener Erfolge bescherte. Doch die Forderung, eine Rückennummer nicht mehr zu vergeben, gab es im Madridismo schon früher. Der fünffache Weltfußballer ist nicht der erste Träger dieser mythischen Zahl: Emilio Butragueño ist ebenfalls das Gesicht einer Generation, der nach ihm benannten “Quinta del Buitre”, Juanito wird heute noch in jeder siebten Minute im Bernabéu besungen. Raymond Kopa und Amancio Amaro gelten ebenso als Vereinslegenden, und dann gab es ja noch Raúl. Einen Grund, dass die 7 exklusiv für Ronaldo reserviert bleibt, besteht nicht.
Kein Platz für Romantik bei Real
Derartige romantische Gesten gibt es bei dem erfolgreichsten Klub aller Zeiten nicht. Das kann man akzeptieren oder nicht – aber wer einen Verein mit derartigen Grundsätzen sucht, sollte eher bei Liverpool oder Rom nachsehen. Vergessen darf man nicht: Ronaldo ist derjenige, der eine Trennung herbeigeführt hat, auch um mehr zu verdienen!
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