Analyse

Alaba, Camavinga, Kaderplanung: Erkenntnisse zum 0:3 gegen Arsenal

War’s das für Real Madrid schon mit der Champions League? Die Königlichen werden im Emirates Stadium vom FC Arsenal mit 0:3 abgefertigt und stehen mit einem Bein im Aus. REAL TOTAL mit vier Erkenntnissen zur Schmach von London.

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David Alaba Eduardo Camavinga Real Madrid Arsenal
Alaba und Camavinga lassen Kritik an ihnen zu – Fotos: IMAGO

1. Alaba ist nicht wieder der Alte

Trainer Carlo Ancelotti entschied sich im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Arsenal für David Alaba in der Startelf. Ein Fehler, wie sich hinterher konstatieren lässt. Alaba startete im Emirates Stadium auf der Linksverteidigerposition, die er in der Vergangenheit vor allem beim FC Bayern München häufiger bekleidet hatte.

Der Österreicher hatte gegen Arsenals Bukayo Saka auf der Außenbahn erhebliche Tempo-Probleme. Die Gunners verwickelten Alaba immer wieder in Laufduelle – die er leider fast alle verlor. Mit seinem Foulspiel an Saka vor Declan Rice’ erstem Freistoßhammer nahm das Unheil an diesem denkwürdigen Abend seinen Lauf.

Alaba ist anzumerken, dass er nach seinem Kreuzbandriss noch nicht wieder der Alte ist. Ob er das überhaupt wieder wird? Der gebürtige Wiener war über ein Jahr raus – das macht sich bemerkbar, allen voran auf Top-Niveau in der Champions League. Ancelotti ist dabei der Vorwurf der Nibelungentreue zu machen. Der Italiener kennt Alaba schon seit der gemeinsamen Bayern-Zeit und hält auch jetzt weiterhin zum Österreicher, obwohl dessen Leistungen es eigentlich nicht zuließen.

2. Camavinga ist ein Unsicherheitsfaktor

In Spielen wie diesen wünscht sich wohl der ein oder andere Blanco einen Toni Kroos zurück. Jemanden, der das Spiel in hektischen Phasen beruhigt. Jemanden, der im Zentrum Struktur herstellt und für Stabilität sorgt. Da Kroos seit dieser Saison nicht mehr für Real Madrid spielt, müssen diesen Job nun andere übernehmen. Gegen Arsenal wurde die Aufgabe Eduardo Camavinga zuteil. Der Franzose ließ sämtliche Attribute als Sechser allerdings größtenteils vermissen.

Konnte er in Hälfte eins noch mit einigen stark geführten Zweikämpfen überzeugen, wurde er mit seinem Frust-Platzverweis kurz vor Abpfiff zum Sinnbild für den furchtbaren Auftritt seiner Mannschaft. Camavinga traf fast immer die falsche Entscheidung, ließ die auf diesem Top-Niveau nötige Passqualität vermissen und positionierte sich in Ballbesitz in vielen Fällen nicht optimal. Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass der Fehlerteufel in ihm zum Vorschein kam. Er bestätigte damit den Eindruck, dass er weiterhin zwischen Genie und Wahnsinn schwankt.

3. Ceballos-Verletzung als heimlicher möglicher Saisonkiller

Auf der Suche nach dem fehlenden Puzzleteil in Real Madrids Mittelfeld, stößt man unmittelbar auf einen, der leider gegenwärtig verletzungsbedingt ausfällt: Dani Ceballos. Der 28-Jährige laborierte bis zuletzt an einer Muskelverletzung, befand sich vor dem Viertelfinal-Hinspiel gegen seinen Ex-Klub Arsenal zwar wieder im Aufbautraining, für einen Einsatz an alter Wirkungsstätte reichte es jedoch noch nicht.

Bitter, denn der Mittelfeldmann aus Andalusien zählte bis zu seinem Ausfall zu den Gewinnern dieser Saison. Ceballos war es, der in gewisser Weise die Rolle von Kroos übernahm. Wichtige Tiefenbälle, gepaart mit der Fähigkeit, den Spielrhythmus zu bestimmen und zu kontrollieren – das alles zeichnet Ceballos aus. Und deswegen spielte er sich zu Beginn des Jahres auch in der Startelf Real Madrids fest. Jemanden wie ihn hätten die Blancos im Emirates Stadium gut gebrauchen können. So könnte es nun sein, dass Ceballos-Verletzung der heimliche Saisonkiller wird.

4. Der Mbappé-Transfer und seine Schattenseiten

Im vergangenen Sommer ging für Präsident Florentino Pérez ein lang ersehnter Traum in Erfüllung: die Ankunft von Kylian Mbappé. Und ja, gemessen an der Statistik, hat der Franzose in dieser Saison schon einiges beigetragen: 32 Tore in 47 Pflichtspielen. Und trotzdem stellt sich die Frage: War der Mbappé-Transfer zwingend notwendig?

Der Stürmer kam zwar ablösefrei von Paris Saint-Germain, das Handgeld lag aber dem Vernehmen nach bei 100 bis 150 Millionen Euro. Ein Batzen Geld, der Real Madrid an anderen Stellen abgeht. Dementsprechend mussten die Verantwortlichen auf anderen Positionen, bei den Verstärkungen notwendiger gewesen wären, mit Zurückhaltung agieren – ein Umstand, der Kritik an den Kaderplanern zulässt.

Wohlgemerkt haben die Blancos auch ohne Mbappé in der Vorsaison die Champions League gewonnen und wurden spanischer Meister. Beim 0:3 gegen Arsenal ist derweil der Eindruck entstanden, dass der ein oder andere starke Mann auf anderer Position mehr bezweckt hätte. Nun liegt es an Real Madrid, im Rückspiel das Gegenteil zu beweisen …

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Kommentare
Man kann das mitlerweile nicht mehr auf einzelne spieler schieben.wenn es Ancelotti so handhabt das er den Spielern viel Freiraum lässt ist das eventuell jetzt gerade dann halt der falsche weg.Ancelotti schafft sich halt gerade selbst ab.hoffe er merkt das und klebt nicht an seinem Stuhl.
 
An sich eine gute Analyse aber das wir ohne Mbappe besser wären glaube ich nicht,den letzte Saison hat alles gestimmt aber auch wiederum nicht.
Es gab viele Spiele wo die Stürmer garnichts gerissen haben,man nur gehofft hat das jemand trifft. Es fehlte die klare 9 !
 
An sich eine gute Analyse aber das wir ohne Mbappe besser wären glaube ich nicht,den letzte Saison hat alles gestimmt aber auch wiederum nicht.
Es gab viele Spiele wo die Stürmer garnichts gerissen haben,man nur gehofft hat das jemand trifft. Es fehlte die klare 9 !

Mbappe ist aber nicht diese klare 9 !
 
Für mich ist es absolut unverständlich, warum hier Carlo mal wieder grösstenteils ungeschoren davon kommt. Insbesondere, wenn man die Kritikpunkte mal konsequent zu Ende denkt und dann zwangsweise früher oder später bei ihm als Hauptschuldigen, oder zumindest Mitverantwortlichen landet.

- Wie kommt man überhaupt auf die Idee, Alaba in so einem Spiel als LV gegen Saka zu bringen? Bitte verschont mich mit "er war mal ein guter LV" oder "es war ein Versuch wert". Es ist mittlerweile 6+ Jahr her, dass Alaba konstant LV gespielt hat, geschweige denn in irgendeiner Form gut. Zudem ist er offensichtlich noch weit weg von irgendeiner brauchbaren Form und war erst gegen Sociedad wieder an 3 Toren beteiligt. Es ist nicht das erste Mal, dass man damit böse auf die Schnauze fällt, ich erinnere an das Hinspiel gegen Liverpool vor 2 Jahren, wo man nach 15 Min. 2:0 hinten lag, bis Alaba verletzt rausmusste, und wir dann noch 5:2 gewonnen haben. Oder an die 4:0 Klatsche gegen City, als man Haaland Killer Rüdi für einen halb fitten Alaba rausgenommen hat. Wir haben mit Fran eine Option, die ihren Job solide und einigermassen konstant macht, und an diesem Abend wohl die beste gewesen wäre. Aber Carlo vertraut mal wieder auf glorreiche Zeiten von gestern, und fällt mal wieder auf die Schnauze.

- Cama fand ich gestern, zumindest in der ersten Halbzeit, noch einer der besten. Es stimmt, dass er unkonstant und manchmal ein Unsicherheitsfaktor ist. Aber woran das wohl liegt? Der Junge ist seit bald 4 Jahren hier und hat sich absolut 0 weiterentwickelt, spielt noch immer so ungestüm wie mit 16. Man kann immer verlangen, dass vom Spieler mehr kommen muss, aber es ist halt auch nicht so einfach, wenn der Trainer auch auch 4 Jahren immer noch nicht weiss, was er eigentlich von dir will. Cama wurde ein halbes Jahr ignoriert, dann auf Bitten des Teams als Superjoker gebracht. In der 2ten Saison musste er vor allem als LV-Notnagel herhalten. Seither wird er zwischen LV, IV und 6 sowie der Bank hin und her geschoben, mit ständig wechselnden Mitspielern, wie soll so jemals irgendeine Konstanz entstehen? Mittlerweile sind Case und Kroos weg und Modric bald 40 und er ist noch immer kein klarer Stammspieler, so geht das halt irgendwo nicht auf.

- dass mit Ceballos der balancegebende Spieler in einer so kritischen Phase ausfällt, ist natürlich ärgerlich, ignoriert aber mal wieder das tiefergehende Thema, dass wir überhaupt keinerlei System oder Balance haben, auch nach Jahren mit Carlo an Trainern nicht. Dass es mit Ceballos zeitweise geklappt hat, ist natürlich schön, aber es ist auch sehr vielsagend, wenn ein eigentlicher Back-Spieler als Notfalltaktgeber herhalten muss, und der dann trotz bekannter Verletzungsgeschichte wieder innert ein paar Wochen völlig abgenützt wird, während man mögliche Alternativen im Kader so weit wie möglich ignoriert.

- Wir hatten auch letzte Saison schon zig Probleme, konnten sie aber unter dem Strich besser kassieren/hatten das nötige Glück. Ebenso wären wir ohne Mbappe wahrscheinlich schon gegen City oder Atletico raus und hätten ein paar Punkte Rückstand mehr in La Liga. Das nimmt den Franzosen natürlich nicht aus der Kritik, auch er muss noch konstanter werden und sich besser ignorieren. Dennoch ist es mir zu einfach, jetzt alles an seinem Transfer aufhängen zu wollen und so zu tun, als würde ohne ihn alles besser laufen. Die beiden Brasilianer sind seit Monaten komplett ausser Form, Jude spielt auf dem Zahnfleisch. Mbappe war bei aller Kritik noch derjenige, der seit Anfang Jahr am Ehesten abgeliefert hat und mal Kampfwillen zeigt.

Und natürlich ist Carlo auch nicht alleine an allem Schuld, ich habe nicht die Illusion, dass Xabi kommt und dann auf einmal plötzlich alle Probleme wie weggeblasen sind. Man kann die Kaderplanung ebenso anprangern wie die Form/das Verhalten mancher Spieler, dazu sind viele einfach überspielt. Trotzdem ist am Ende des Tages halt vor allem der Trainer für die Dinge wie taktische Ausrichtung, Einstellung auf den Gegner, Aufstellung, Rotation usw. und da bekleckern wir uns bzw. halt vor allem Carlo wirklich seit Jahrne überhaupt nicht mit Ruhm. Andere Vereine haben einen neuen Trainer und nach ein paar Spielen ist eine klare Handschrift zu erkennen. Carlo ist im 4ten Jahr seiner 2ten Realamtszeit im Herbst einer 30-jährigen Trainerkarriere und hat noch immer keinen klaren Plan ausser individuelle Klasse und macht die ewig selben Fehler, die wir als Laien seit 2014 kommen sehen. Letzte Saison schien er die Kurve in vielerlei Hinsicht endlich gekriegt zu haben, aber leider halt auch vor allem wieder den Kader und Verletzungen erzwungen, und so gab es diese Saison wieder diverse Rückschritte.

Es ist definitiv Zeit für Nuevo Impulso. Nicht nur, aber insbesondere auch auf der Trainerbank.
 
Das Problem ist neben Carlo einfach der unharmonische Kader.
LV nie top besetzt, ob Dani stark zurück kommt ist fraglich.
Das Nr. 1 Mittelfeld mit Tchou, Valverde und Bellingham ist mMn spielerisch nicht gut. Da fehlt ein Spielmacher. Vorne mit 3 LV ist es auch schwer eine Lösung zu finden. Rodrygo als RM natürlich auch schwierig. Vini in einer Karriere Delle gefangen und mit sich selbst beschäftigt und Mbappe braucht eigentlich einen 2. MS der rechts vor ihn spielt.

Lösung wäre wirklich ein Alonso und ein 3:5:2.
Dann sind die Außenverteitiger mehr Spielmacher.

--------Mbappe - Osimhen/Rodrygo/Aghehowa
-------------Bellingham
-----------Valverde-Tchou
Grimaldo-------------------Trent
Rüdiger - Asencio - Militao
 
Ja, schon auch Ancelotti aber wenn es so weiter geht, ist für mich bald Perez der Hauptschuldige. Wenn er den guten Carlo da weiter den soooo geilen jungen Kader ohne Plan ungebremst in die Wand krachen lässt, dann ja darf man sich auch bald mal fragen, ist die erste Männermannschaft noch im Fokus des Herren oder sind seine Gedanken irgendwo anders? Wenn im Sommer für Carlo nicht Schluss ist, dann spielt Perez mit uns ein falsches Spiel, das er wohl selbst nicht versteht. Xabi MUSS kommen oder sonst darf auch Perez bald mal gehen -natürlich für Perez und Carlo: bei allem Respekt
 
Weil es hier schon einige angesprochen haben, bezüglich des Transfers und dem Mitspracherecht des Trainers. Die Transfer tätigen immer noch Perez und José Angel Sanchez. Ich kann mich nicht erinnern, dass es hier ein Trainer gab, der unter dieser Leitung bei Transfers mitreden durfte. Natürlich darf man Wünsche äußern, aber ob dem auch so stattgegeben wird weiß ich nicht. Ich glaube der einzige der das durfte war Zidane. Es war immer so das gesagt wurde wir holen jetzt den und den Spieler arbeite mit dem und setz ihn in das System ein. So war das auch damals mit James, der ein Zehner war, aber und Angellotti dann auf der acht gespielt hat. Es gibt noch viele weitere Beispiele. Dass man damals einen Makelele verkauft hat und damit wieder die Balance zerstört hat, damit Zidane, Beckham, Figo, Raul und R9 da vorne spielen durften.
Ancelotti weiß das, aber als der Gentleman der er ist würde er Perez niemals öffentlich kritisieren für die Kaderplanung oder Ähnliches. Das weiß er, weil dann könnte er gleich selbst kündigen.
 

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