Analyse

Ancelottis Personalpuzzle vor Liverpool: Asencio besteht „Reife“prüfung

Real Madrid gewinnt souverän mit 3:0 beim kleinen Stadtrivalen aus Leganés und schiebt sich – bei noch einer ausstehenden Nachholpartie – bis auf vier Punkte an Tabellenführer Barcelona heran. Vielmehr als die wichtigen drei Punkte sorgt jedoch die endlich wieder einmal durchweg souveräne Leistung in der Fremde für zufriedene Gesichter bei den Königlichen. So bewies auch Canterano Raúl Asencio, dass auf ihn in solchen Partien absolut Verlass ist. Ob es auch für einen Startplatz gegen Liverpool reicht, ließ Carlo Ancelotti allerdings noch offen.

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Legte ein unaufgeregtes Startelf-Debüt hin: Raúl Asencio – Foto: Angel Martinez/Getty Images

Startelf sorgt für Überraschungen

Üblicherweise zählen Aufeinandertreffen mit CD Leganés im Kosmos Real Madrids nicht zwangsläufig zu den mit der größten Spannung erwarteten Auftritten. Erst Recht, wenn nur drei Tage später ein richtungsweisendes Duell mit dem FC Liverpool in der Königsklasse auf der Agenda steht. Da die Blancos vor dem 16. LaLiga-Spieltag diesmal allerdings mit mehr als erheblichen Personalsorgen zu kämpfen und Carlo Ancelotti insbesondere in der Abwehrkette einige Baustellen zu bewältigen hatte, wurde vor allem die Anfangsformation für das kleine Madrider Lokalderby mit großer Spannung erwartet.

Und tatsächlich hielt diese die eine oder andere Überraschung bereit. Angefangen bei der Viererkette, in der Federico Valverde erwartungsgemäß den Rechtsverteidiger mimte, Canterano Raúl Asencio tatsächlich neben Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung ran durfte, und Fran García auf links den Vorzug vor Ferland Mendy erhielt. Im Mittelfeld tauchten zudem mit Arda Güler und Dani Ceballos zwei Personalien auf, die im Vorfeld nicht zwangsläufig erwartet wurden.

Die Nominierung von Asencio war zwar folgerichtig, da den Blancos aktuell neben Rüdiger lediglich der komplett in Ungnade gefallene Jesús Vallejo als Innenverteidiger zur Verfügung steht. Allerdings ist Ancelotti auch bekannt dafür, nicht das größte Vertrauen in die Castilla-Talente zu haben. So wäre beispielsweise auch eine Lösung mit Ferland Mendy in der Innenverteidigung vorstellbar gewesen.

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Raúl Asencio Real Madrid

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Ancelotti lobt Asencio: „Hat mich überrascht“

Reals Cheftrainer entschied sich jedoch für die „natürliche“ Variante und wurde letzten Endes in seiner Entscheidung auch bestätigt. Der 21-jährige Spanier zeigte eine souveräne Leistung (REAL TOTAL-Note 2,5) und ließ im Verbund mit Rüdiger wenig anbrennen. Insbesondere in den Luftduellen erwies sich das Duo als enorm verlässlich, aber auch am Boden agierten beide Defensivakteure schnörkellos und zweikampfstark (u.a. je vier geklärte Bälle).

Ancelotti zeigte sich im Anschluss an die Partie jedenfalls zufrieden mit seinem Startelf-Debütanten und lobte vor allem dessen Souveränität und Klarheit im Spiel gegen den Ball (70 Prozent gewonnene Zweikämpfe): „Er hat mich insofern überrascht, als dass er sehr reif ist. Ich sehe keine Angst oder Bedenken bei ihm. Er ist ein Spieler, der mit Werten spielt und immer gut steht. Die Jugend hat bei ihm einen guten Job gemacht.

Ob dies allerdings für einen Startelfeinsatz gegen Liverpool reiche, dahingehend wollte sich der Cheftrainer noch nicht festlegen. Selbiges gilt für die Position von Valverde, den man gegen den Tabellenführer der Premier League durchaus auch gut im Mittelfeld gebrauchen könnte. „Wir wissen noch nicht, ob (Aurélien) Tchouaméni und Lucas (Vázquez) dabei sein werden, sie sollen sich vollständig erholen. Federico hat sich hinten sehr gut geschlagen. So wie Raúl, der ein vernünftiges Spiel gemacht hat und ein toller Spieler mit Reife ist, was mir gefällt“, so der 65-Jährige. Lediglich bei Ferland Mendy legte sich Ancelotti bereits fest: „Aktuell spielt Fran (García) sehr gut, aber Mendy wird am Mittwoch sehr wichtig sein.

Wie entscheidet sich Ancelotti am Mittwoch?

Dass sich Ancelotti bezüglich Mittwoch noch nicht hundertprozentig in die Karten schauen lassen möchte, ist keine wirkliche Überraschung. Großartige Gründe, die Viererkette fernab der Hereinnahme Mendys zu ändern, gibt es aber eigentlich nicht. Während Mohammed Salah beim Franzosen in guten Händen sein könnte, scheint auch Valverde mit seinem Tempo und seiner Zweikampfhärte auf der Gegenseite gegen Liverpools Offensivwaffen die logische Wahl. Und im Zentrum dürfte es sicherlich nicht schaden, über zwei gelernte Innenverteidiger zu verfügen, die insbesondere in Luftduellen und in der Boxverteidigung ihren Job gewissenhaft erfüllen. Vor allem in letzterer Kategorie wusste Asencio gegen Leganés zu überzeugen – mit Blick auf die letzten Partien in der Königsklasse, in denen die Blancos beim Verteidigen in und um den Strafraum nicht immer vollends auf der Höhe waren, spricht also auch Vieles für den Canterano.

Zumal die Optionen im Mittelfeld ohnehin viel größer sind. So deutete Ancelotti auf die Frage, wo er Valverde gegen Liverpool am besten aufgehoben sehe, bereits an, dass eher im Zentrum mit Rotationen zu rechnen sei: „Das ist ein Thema, über das ich nachdenken muss, denn im Mittelfeld sind wir gut aufgestellt. Camavinga ist in sehr guter Form, Ceballos hat es heute ein komplettes Spiel gezeigt und wir haben noch Modrić, der ebenfalls im zentralen Mittelfeld spielen kann und es immer gut macht. Es ist etwas, das ich entscheiden muss, wenn ich weiß, wer alles fit sein wird.“ Oder anders gesagt: Canterano Asencio darf sich nach seinem LaLiga-Startelfdebüt auch große Hoffnungen auf einen Platz in der Anfangsformation in der Königsklasse machen.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Bei der aktuellen dünnen Personaldecke in Verteidigung und der gut gezeigten Leistung, muss er eigentlich gesetzt sein. Liverpool wird eine echte Meisterprüfung werden. Was passiert eigentlich, wenn wir das Spiel hier verlieren sollten, können wir aus eigener Kraft die K.O-Runde überhaupt erreichen?:flag:
 
Ich habe den Spieltagsthread nicht verfolgt und kenne die Meinung hier im Forum über das gestrige Spiel nicht, aber ich muss einmal hervorheben wie gut und abgebrüht dieser neue Asencio ist.

Er scheint auch ein gemachter junger Mann mit Charakter zu sein. Ob er die Fähigkeit dafür besitzt, irgendwann ganz weltklasse zu werden, das weiß ich absolut nicht und erwarte ich auch nicht. Aber mit seinem bisher gezeigten Kampfgeist und seiner Aura sehe ich das Potenzial zumindest Nacho ersetzen zu können.

Da kommt ein Castilla Spieler als Notnagel zum Einsatz und schreit auf dem Platz rum als wäre er Sergio Ramos in Prime.

Das hat Eindruck bei mir hinterlassen, das gebe ich gerne zu.
 
Ich sehe in Asencio große Ähnlichkeit zu seinem Namensvetter Raul Albiol. Sehr solider und unauffälliger Verteidiger. Asencio könnte die Rolle von Nacho übernehmen und als IV Nr. 3 spielen und wenn er mal einspringt immer solide und schnörkellos Leistung bringen.
 
Ich habe den Spieltagsthread nicht verfolgt und kenne die Meinung hier im Forum über das gestrige Spiel nicht, aber ich muss einmal hervorheben wie gut und abgebrüht dieser neue Asencio ist.

Er scheint auch ein gemachter junger Mann mit Charakter zu sein. Ob er die Fähigkeit dafür besitzt, irgendwann ganz weltklasse zu werden, das weiß ich absolut nicht und erwarte ich auch nicht. Aber mit seinem bisher gezeigten Kampfgeist und seiner Aura sehe ich das Potenzial zumindest Nacho ersetzen zu können.

Da kommt ein Castilla Spieler als Notnagel zum Einsatz und schreit auf dem Platz rum als wäre er Sergio Ramos in Prime.

Das hat Eindruck bei mir hinterlassen, das gebe ich gerne zu.
Ich bin auch total begeistert von der ganzen Art und Weise wie Raul „Sergio“ Asencio auftritt - das ist außergewöhnlich und kam gefühlt aus dem Nichts.
 
Für mich muss Asencio spielen ohne wenn und aber, sonst kann Ancelotti schon vor Weihnachten seine Koffer packen. Hala Madrid y nada más
 

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