Interview

„Habe ein großes Fass aufgemacht“: Rüdiger über Kroos, Real und RB

Antonio Rüdiger sieht Real Madrid im Champions-League-Achtelfinale gegen RB Leipzig favorisiert. Auf den Gewinn der Meisterschaft ist der Innenverteidiger ebenso heiß. Die hohe Anerkennung in Spanien freut Rüdiger, lässt ihn jedoch nicht abheben. Über das durch seine Aussage entstandene Gerücht um eine Rückkehr von Toni Kroos in die deutsche Nationalmannschaft lacht der 30-Jährige, der aber nach wie vor auf dieses Comeback zur Heim-Europameisterschaft hofft.

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Antonio Rüdiger Real Madrid
Rüdiger ist bei Real Madrid Stammspieler – Foto: Pierre-Philippe Marcou/AFP via Getty Images

„Wenn einer wegbricht, ist da einfach der Nächste“

MADRID. Zwei Monate nach dem Berlin-Abstecher zum Champions-League-Gruppenspiel bei Union ist es schon wieder so weit: Real Madrid gastiert in Deutschland. Die Königlichen treten am Dienstag zum Hinspiel im Achtelfinale der Königsklasse bei RB Leipzig an (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und im TV) – das allerdings ohne Antonio Rüdiger, der eine Muskelverletzung im linken Oberschenkel auskurieren muss, etwa zwei Wochen fehlt.

Der Innenverteidiger sieht seine Mannschaft gegen zuletzt schwächelnde Sachsen im Vorteil, fordert aber dennoch höchste Konzentration. „Wenn man auf die Historie beider Klubs zurückblickt und die Größe vergleicht, kann man schon sagen: Wir sind in der Favoritenrolle. Aber das heißt nicht, dass es ein einfaches Spiel wird. Wir haben in der vorigen Saison in Leipzig 2:3 verloren, und es war sehr, sehr schwierig. Klar, die Bedingungen waren damals etwas anders, es war ein Gruppenspiel, wir waren als Erster schon durch. Aber trotzdem hat dieses Spiel gezeigt, dass Leipzig nicht zu unterschätzen ist“, betonte Rüdiger in einem Interview mit dem Sportmagazin KICKER.

Das weiße Ballett muss beim Auftakt der K.o.-Phase ebenso auf Jude Bellingham, Thibaut Courtois, Éder Militão und David Alaba verzichten. Auch wenn es im Laufe der Saison Phasen mit sogar noch mehr verletzten Profis gab, stimmten die Ergebnisse in aller Regel. Wundert Rüdiger das? Die Nummer 22: „Irgendwo schon, irgendwo auch nicht, deshalb lautet die Antwort jein. Ich glaube, dass wir sehr stark zusammengewachsen sind, weil es so viele Ausfälle gibt. Wenn einer wegbricht, ist da einfach der Nächste, der reinkommt und den Vertreter macht. Wie zum Beispiel vor einer Woche gegen Atlético Madrid, als ich fehlte und Daniel Carvajal einen prima Innenverteidiger spielte. Wir sind eine richtig gute Einheit, die Stimmung ist klasse, und das sieht man auch auf dem Platz. Egal, wie die Umstände sind, ob wir 0:1 oder 0:2 zurückliegen: Wir haben immer das Gefühl, zurückkommen zu können.“

Was macht Toni Kroos? „Viele denken genauso wie ich“

Von dieser Zuversicht auf dem Rasen sprach zuletzt auch Toni Kroos. Der Mann, der nach einer Rüdiger-Aussage seit der ersten Dezember-Hälfte ernsthaft mit einer Rückkehr in die deutsche Nationalmannschaft zur Europameisterschaft (14. Juni bis 14. Juli) in Verbindung gebracht wird. Kroos selbst äußerte sich kryptisch, Bundestrainer Julian Nagelsmann gestand einen regelmäßigen Kontakt. „Da habe ich ein großes Fass aufgemacht“, kommentierte der Defensiv-Spezialist die Entwicklung nun lachend.

Rüdiger weiß nach eigener Angabe nicht, ob Nagelsmann mit dem Mittelfeldstrategen planen würde. „Aber jeder konnte ja sehen, was er dazu gesagt hat“, so der gebürtige Berliner, der ebenso keine Kenntnis darüber besitzt, ob sein Real-Kollege ein DFB-Comeback denn überhaupt anstrebt: „Auch das weiß ich nicht. Er wird diese Entscheidung für sich treffen. Da muss ihm kein anderer Toni jeden Tag ins Ohr sprechen. Ich stehe aber zu 100 Prozent zu dem, was ich gesagt habe. Es ist eine Heim-EM, wir wollen die besten Spieler dabeihaben, und ich sehe Toni aktuell als einen unserer besten Deutschen, weil er im Moment auch einer der besten Spieler von Real Madrid ist. Und wenn ich so offen und ehrlich sprechen darf: Ich glaube, viele denken genauso wie ich. Wir reden von einem Spieler, der seit zehn Jahren hier bei Real Madrid ist, dem immer noch sehr großer Respekt entgegengebracht wird. Das muss man erst einmal schaffen, das ist für mich eine unfassbare Leistung.“

Bei Real Madrid: Rüdiger will seine erste Meisterschaft

Was Rüdiger für sich schaffen möchte, was für ihn selbst eine respektable Leistung wäre: endlich mal eine Meisterschaft feiern. In Deutschland (VfB Stuttgart), Italien (AS Rom) und England (FC Chelsea) war ihm das nicht vergönnt, in seinem Premieren-Jahr in Spanien ebenso wenig. „Und deshalb ist es mir auch umso wichtiger, mit Real in dieser Saison den Liga-Titel zu holen. Meisterschaft, das ist Marathon, und ich habe noch keinen Marathon gewonnen. Aber in Madrid reicht es nicht, einen Titel zu holen. Da hat man immer auch die Erwartung, die Champions League zu gewinnen“, giert der Abwehrspieler gleich nach mehr.

Viel Lob: Doch bei Real Madrid „kann es sich schnell ändern“

Nach einer ordentlichen ersten Saison hat Rüdiger im Starensemble der Blancos angesichts der personellen Probleme nochmals deutlich an Bedeutung gewonnen. Er ist kaum noch wegzudenken, daher schmerzt seine aktuelle Abwesenheit auch durchaus. Trainer Carlo Ancelotti: „Er ist für uns ein perfekter Innenverteidiger.“

Ich bin irgendwo überall dazwischen. Ich verstehe mich sehr, sehr gut mit den Jungen, aber bin auch nahe dran an Toni Kroos und Luka Modrić. Das sind unsere Bosse, viel sagen kann ich denen nicht und werde ich auch nicht Rüdiger über sein Standing in Reals Kabine

Rüdiger dazu: „Natürlich habe ich mich darüber gefreut, wenn solch ein Kompliment aus dem Mund eines so großen Trainers kommt. Das ist Wahnsinn und zeigt, dass ich gute Arbeit mache, aber hier in Madrid kann sich das alles ganz schnell ändern: Wenn du die Champions League oder die Liga nicht gewinnst, war alles für die Katz. Erst am Schluss wird abgerechnet. Natürlich schauen hier bei Real ein paar Augen mehr hin, natürlich ist der Druck höher als anderswo. Aber das stört und belastet mich nicht. Im Gegenteil. Druck ist für mich wichtig, das hält mich auf Trab. Ich brauche das. Natürlich kriege ich mit, dass es um meine Person lauter geworden ist. Aber ich mache das nicht an mir fest. Wir alle machen da hinten einen Super-Job, und auch die Angreifer verteidigen richtig gut. Das ist für mich wichtig. Ich muss nicht als Einziger im Rampenlicht stehen.“

„Danach hat jeder gewusst: Kein Mitläufer, ein Anführer“

Gefeiert wurde Rüdiger in seiner noch kurzen Real-Zeit bis dato speziell für seinen Auftritt im Halbfinal-Hinspiel gegen Manchester City, als er Erling Haaland das Leben als Manndecker schwer machte. „Das Haaland-Spiel war das wichtigste Spiel überhaupt. Danach hat jeder gewusst: Das ist ja gar kein Mitläufer, das ist ein Anführer“, berichtete der Routinier, wie sich sein Ansehen veränderte. Vertraglich gebunden ist Rüdiger übrigens nur noch bis zum 30. Juni 2026. Und dann? „Was noch kommt, das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass mein Vertrag hier noch zwei Jahre läuft. Ich lasse alles auf mich zukommen. mittlerweile genieße ich diesen Moment, weil ich einfach glaube, dass ich auf dem Olymp des Fußballs angekommen bin. Real Madrid, das ist Endstation, danach kannst du nur noch nach unten gehen. Ich hätte mir nie ausmalen können, dass ich eines Tages hier sein würde“, schwärmt er.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Toni Kroos letztes Spiel seiner Karriere. Finale Europemeisterschaft verlängerung
110 minute. mapayl redet blöd über Felix kroos kopfstoss.sowas gabs noch nie
 

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