
Benzema erzielte 15 der letzten 31 Real-Treffer
SEVILLA. Ein schneller Antritt Richtung kurzer Pfosten. Ein abrupter Richtungswechsel. Vier, fünf Schritte rückwärts. Ein perfekt getimeter Kopfball gegen die Laufrichtung des Torwarts. Tor, 1:0! Karim Benzema hat gegen den FC Sevilla mal wieder das getan, was er in letzter Zeit ziemlich häufig tut: Einen Treffer erzielt – und darüber hinaus noch die Partie zugunsten seiner Farben entschieden. Nach fünf Liga-Spieltagen steht der Franzose nun bei starken fünf Toren und führt gemeinsam mit Villarreals Gerard Moreno die LaLiga-Torschützenliste an. Saisonübergreifend zeichnet sich Reals Nummer 9 in den vergangenen 20 Spielen sogar für sage und schreibe 15 der insgesamt 31 Real-Treffer (48 Prozent) verantwortlich. „Big Benz“ hat sich still und heimlich zu Reals Lebensversicherung gemausert – und entwickelt sich mehr und mehr zu dem Killer, den man seit dem Abgang von Cristiano Ronaldo so schmerzlich vermisst.
Benzema hat seinen Spielstil angepasst
Wurde Reals dritter Kapitän Anfang des Jahres noch ein wenig belächelt, als er in einem Interview mit FRANCE FOOTBALL davon sprach, nach Ronaldos Weggang nun endgültig aus dessen Schatten treten und sich nun zum unumstrittenen Sturmführer des königlichen Star-Ensembles aufschwingen zu wollen, sind die Kritiker in dieser Hinsicht längst verstummt. Zu beständig liefert der Franzose mittlerweile ab, zu viele (wichtige) Tore erzielte der 31-Jährige in den letzten Monaten. Dass er in der vergangenen Spielzeit sowohl seine zweitbeste Saison hinsichtlich eigener Treffer als auch der Scorerpunkte hinlegte, ging in Anbetracht von Reals Katastrophenjahr leider ein wenig unter.
Doch auch wenn die kollektiven Probleme der Blancos letztlich zu groß waren, zeichnete sich besonders gegen Ende der vergangenen Spielzeit bereits ab, was nun nahtlos seine Fortsetzung zu finden scheint. Benzema mausert sich mehr und mehr zum Knipser, der genau dann zur Stelle ist, wenn sein Team ihn benötigt. Auch wenn direkte Vergleiche nicht immer zielführend sind und aufgrund der unterschiedlichen Arten von Spielertypen, die beide Akteure repräsentierten, auch nur bedingt funktioniert, wandelt der Franzose aktuell in gewisser Weise tatsächlich auf den Spuren Ronaldos.
Was nämlich in den letzten Liga-Partien besonders auffiel: Benzema partizipierte weitaus weniger als gewohnt am Spiel, lauerte stattdessen geduldig auf seine Chancen, um dann im entscheidenden Moment – anders als vielleicht so manches Mal die Jahre zuvor – eiskalt zuzuschlagen. War der frühere Lyon-Akteur in den vergangenen Jahren eher der Verbindungs- statt Abschlussspieler, der die Angriffsmaschinerie rund um Zielspieler Ronaldo durch sein cleveres taktisches Verhalten und seine technische Extraklasse am Laufen hielt, hat sich das Aufgabengebiet Benzemas wieder merklich Richtung gegnerischem Strafraum verschoben. Da man nun auch wieder über die entsprechenden Spielertypen verfügt, fallen die kreativen Aufgaben im Spielaufbau eher in die Hände von James Rodríguez oder Eden Hazard.
Und auch wenn es vielleicht so wirkt, dass Benzema nicht mehr die große Bindung zum Spiel besitzt wie noch in den Jahren zuvor, scheint genau dies gewollt. Kommt „Benzy“ aktuell in Abschlusspositionen, wird es nämlich brandgefährlich. Sowohl die Qualität der Abschlüsse als auch die Ausbeute haben zugenommen. Dass darunter möglicherweise die spielerische Anbindung ein wenig leidet, ist bei dem aktuellen Output mehr als zu verkraften. Eine offensichtliche Parallele zu CR7, der seinen Spielstil über die Jahre hinweg ebenfalls adaptierte und sich die ein oder andere spielerische „Auszeit“ während einer Partie herausnahm, um letztlich im entscheidenden Moment zur Stelle zu sein.
Zidanes Real benötigt einen Killer
Genau einen solchen Killer benötigt Zidanes Real Madrid. Genau zu ebendiesem mausert sich die Nummer 9 aktuell. Auch wenn es natürlich abzuwarten gilt, inwieweit die Madrilenen die Vorstellung in Sevilla in den nächsten Wochen und Monaten bestätigen können, war der Auftritt im Pizjuán möglicherweise ein Vorgeschmack darauf, worauf man sich von den Königlichen in dieser Saison noch freuen darf. Haben Spieler wie Hazard oder James erst einmal ihren Rhythmus gefunden, wird auch ein Benzema noch mehr profitieren – und hoffentlich noch öfters als Killer in Erscheinung treten, als er es aktuell ohnehin schon tut.
Community-Beiträge