
Zehn Nationalspieler zuletzt im Einsatz
MADRID. Ganze zwölf Spieler musste Real Madrid für die Länderspiele im Oktober abstellen. Während Andriy Lunin und Thibaut Courtois vorzeitig abreisten, kamen alle anderen zum Einsatz. Martin Ødegaard und Luka Modrić waren mit 259 beziehungsweise 255 Minuten sogar die Madrilenen mit der längsten Einsatzzeit. Während der Norweger nun vorerst verletzt außen vor ist, fand sich der Kroate gegen den FC Cádiz jedoch prompt wieder in der Startelf von Cheftrainer Zinédine Zidane. Ebenso erging es Sergio Ramos, Raphaël Varane und Toni Kroos, die nur wenige Tage zuvor ebenfalls mit ihren Nationen im Einsatz waren – und das teilweise drei Mal!
Mit Ferland Mendy, Casemiro, Fede Valverde, Rodrygo und Luka Jović setzte Zidane immerhin fünf Länderspiel-Profis auf die Bank. Und wie sah es bei Cádiz aus? Der Aufsteiger aus Andalusien hat mit Rechtsverteidiger Carlos Akapo (Äquatorialguinea) nur einen einzigen Nationalspieler im Kader stehen! Bemerkbar machte sich dies bereits in der Anfangsphase. Die Königlichen, unter anderem mit Marcelo, Isco und Lucas Vázquez in der Startelf, schafften es nicht, das Spiel an sich zu ziehen. Allen voran die vier Nationalspieler Ramos, Varane, Modrić und Kroos zeigten sich auf mentaler Ebene nicht 100-prozentig da.
Zidane konnte nur ein Mal, im Abschlusstraining am Freitag, mit seiner kompletten Mannschaft und den letztgenannten Nationalspielern trainieren, während sich die Andalusier zwölf Tage auf das Duell mit dem Meister vorbereiten konnten.
Spieler psychisch und physisch gefordert
Der Gegner agierte deutlich galliger und spritziger, konnte bereits nach 16 Minuten durch Anthony Lozano in Führung gehen. Real hatte dem in der Folge nicht viel entgegenzusetzen. In der Offensive wirkte das Spiel der Merengues einmal mehr ideenlos. Die Folgerung? “Zizou” wechselte zur Halbzeit viermal, brachte mit Éder Militão, Casemiro, Valverde und Marco Asensio gleich vier neue Spieler auf einen Schlag! Draußen blieben Ramos, Modrić, Isco und Vázquez – und damit mit beiden erstgenannten zwei Nationalspieler. Eine Verbesserung der Mannschaftsleistung bleib allerdings aus. Am Ende steht die erste Niederlage seit 15 Liga-Spielen, die erste im Estadio Alfredo Di Stéfano nach dort zuletzt sieben Siegen.
“Es gibt Spieler, die nicht mal fünf Prozent ihrer Fähigkeiten abgerufen haben”, bemängelte Ex-Blanco Predrag Mijatović im Anschluss beim spanischen Radiosender CADENA SER und fasste damit das Leistungsniveau des königlichen Starensembles perfekt zusammen. Für die Blancos geht es bereits unter der Woche (Mittwoch, 18:55 Uhr) schon wieder in der Champions League gegen Shakhtar Donetsk, ehe kommenden Samstag (16 Uhr) der Clásico gegen den FC Barcelona, das am 6. Spieltag gegen Getafe (0:1) ebenso patzte, ansteht (beide Partien im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN).
Real bleibt ligaübergreifend keine Ausnahme
Was Real bis dahin tun muss? “Die Mannschaft muss sich enorm steigern, die Fehler korrigieren”, meinte Mijatović weiter, wohingegen sich Roberto Carlos im Interview bei Realmadrid TV deutlich optimistischer zeigte: “Wir werden das Real Madrid von immer sehen, nicht das von heute. Wir haben Spieler, die Partien mit ihren Nationalmannschaften bestritten und lange Reisen hinter sich haben, zwei Wochen lang woanders waren. Zizou hatte keine Zeit, mit ihnen zu trainieren. Am meisten werden sich sicher die Spieler selbst ärgern.”

Für Zidane selbst gab es nach der peinlichen Klatsche “keine Entschuldigung”. Sein Team und er “denken schon jetzt nur an das nächste Spiel”. Das Problem der hohen Belastung erkannte auch der Franzose: “Physisch haben wir uns nicht gut gefühlt, aber das darf keine Entschuldigung sein.” Immerhin gibt es Optimismus: Während sich Ligakonkurrent Barça ebenfalls schwer tat, hatte auch Juventus (1:1 in der Serie A gegen Crotone), Liverpool (2:2 in der Premier League gegen Everton) und Chelsea (3:3 in der Premier League gegen Southampton) mit Problemen nach der Abstellungsperiode zu kämpfen. Auch Borussia Dortmund wurde in der Bundesliga vor die Probe gestellt, musste Stars wie Raphaël Guerreiro und Erling Haaland, beide zuletzt mit Portugal beziehungsweise Norwegen gefordert, zunächst draußen lassen und siegte am Ende nur ganz knapp (1:0). Ohnehin sind schon viele Top-Teams in dieser besonderen Saison gestolpert, sogar der FC Bayern!
Mammutprogramm steht bevor
Es zeigt sich also, dass nicht nur die Königlichen mit dem engen Spielplan, verursacht durch die Corona-Zwangspause zu Beginn des Jahres, und der damit einhergehenden höheren Belastung und kurzen Saisonvorbereitung ohne Testspiele zu kämpfen haben. Hinzu kommen mittlerweile drei statt zwei Länderspiele, die insbesondere größere Klubs, mit einer höheren Anzahl an Nationalspielern, vor eine Hürde stellen. Mangelnde Fitness aus resultierender limitierter Regeneration und obendrein steigert sich das Verletzungsrisiko. “Dein Körper schreit nach Ruhe, aber niemand hört auf die Spieler. (…) Ich kann eine große Verletzungswelle für viele Spieler voraussehen”, schilderte zuletzt erst ManCity-Star Kevin de Bruyne die Sicht der Fußballprofis. Sein Landsmann Thibaut Courtois ergänzte: “Abgesehen von Freitag haben wir wegen der Länderspiele nicht mit allen Spielern trainiert, auch wenn das keine Ausrede ist.”
Nach den nächsten drei Wochen – bis zur nächsten Länderspielperiode – hat Real Madrid mit dem Spiel gegen Cádiz dann satte sieben Pflichtspiele bestritten. Im Durchschnitt spielen die Madrilenen damit alle drei Tage. Eine Herausforderung, mit der aber etliche Mannschaften zu kämpfen haben. Partien wie jene des spanischen Meisters gegen den Aufsteiger werden daher wohl keine Seltenheit bleiben…
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