
Ohne Gegenwehr von PSG dominieren lassen
PARIS/MADRID. “Ein totaler Kollaps”, titelt die spanische Sportzeitung AS, “ein Madrid aus Glas”, fasste die MARCA zusammen. Im Vorfeld noch die Favortienrolle zugesprochen gegen ein Paris Saint-Germain ohne Neymar, Kylian Mappé und Edinson Cavani, ließ sich Real Madrid vom französischen Meister nach Belienen dominieren und folglich mit 0:3 vorführen – ohne einen einzigen Torschuss abzugeben (erstmals in der CL seit 2003/04).
?¡BUENOS DÍAS! Estas son las PORTADAS del MIÉRCOLES de la PRENSA DEPORTIVA en España. ¡No te las pierdas! #FelizMiércoles pic.twitter.com/sqyMgk8CTN
— El Chiringuito TV (@elchiringuitotv) September 19, 2019
All das, obwohl nach dem 3:2-Sieg am vergangenen Wochenende gegen UD Levante wieder Hoffnungen wach wurden, es ginge Berg auf. “Ich hatte die letzten zwei, drei Wochen eigentlich ein ziemlich gutes Gefühl, weil wir uns fußballerisch deutlich gesteigert hatten”, fasste es Toni Kroos nach diesem “kleinen Rückschlag” zusammen. Die Demütigung gegen PSG bewirkt jedoch eher Gegenteiliges: Neue Ängste werden wach. Und alte.
Weder Julen Lopetegui, noch Santiago Solari, noch Zinédine Zidane schafften es seit Beginn der Spielzeit 2018/19 für Kontinuität in ihren Ergebnissen zu sorgen. War die Euphorie doch noch groß, als die Madridistas Anfang März erfuhren, dass Letzterer auf die Trainerbank der Königlichen zurückkehren würde – in den Vorjahren noch drei Champions-League-Titel in Folge gefeiert, lässt “Zizou” seit seiner zweiten Amtsübernahme jedoch die Siegermentalität in vielen Belangen vermissen.
Niederlage in Paris Zidanes fünfte seit März
Es mag ihm einfach nicht gelingen. Die Gründe, weshalb Real Madrid seit dem Gewinn des Henkelpotts in Kiev nicht mehr in die Erfolgsspur findet (wobei man schon 2017/18 ganze 17 Punkte hinter Meister Barcelona lag), sind vielseitig. Ein Blick auf Zidanes Bilanz seit März ist jedenfalls desolat: 16 Pflichtspiele, nur sieben Siege, vier Unentschieden, fünf Niederlagen – Punktedurchschnitt: 1,56 pro Spiel. Dessen Vorgänger Santiago Solari hatte zum Vergleich einen Punktedurchschnitt von 2,0 pro Partie, wurde entlassen!
Weniger als die Hälfte seiner Spiele gewann Zidane damit mit den Königlichen. Die letzte Blamage gegen Paris Saint-Germain – schon seine achte Niederlage (inklusive Testspiele).
Schon im Juli berichtete REAL TOTAL: “Die Skepsis wächst.” Würde man Gegner und Ergebnis austauschen, jener Text wäre noch immer aktuell. Die Zweifel an Zidane werden stärker. Zu seelenlos wirkte der Auftritt im Prinzenpark. Nach diesem schlagen auch einige Ex-Blancos Alarm. “Wenn du nach Paris reist, um gegen PSG zu spielen, das ohne seine drei Stars auftritt, und du dann nicht in der Lage bist, mitzuhalten – das ist schlecht”, twitterte Guti.
Reals ehemaliger Sportdirektor Predrag Mijatović findet die Situation währenddessen ebenso beängstigend: “Das ist besorgniserregend. Die Saison wirkt so wie die letzte. Man muss nach Lösungen suchen. Ich sehe Zidane aber nicht allzu fähig, um sie zu finden und die Mannschaft besser zu machen.”
Zidane und die Königlichen brauchen ein Konzept
Wie so oft in den letzten Monaten fehlte Real Madrid auch gegen den französischen Meister ein klares Konzept. Keine spielerischen Lösungen waren erkennbar, die Taktik auf individuelle Lösungen und Glück ausgelegt.
Auf der Gegenseite brauchte es nicht einmal einen Neymar, Mbappé oder Cavani, um den Blancos drei Treffer einzuschenken und aufzuzeigen, wie es geht. Die Startelf der Königlichen in der Angriffsreihe mit Eden Hazard, Karim Benzema und Gareth Bale zwar namhaft besetzt, auf dem Platz jedoch derart harmlos, dass über 90 Minuten nicht eine einzige “echte” Torchance kreiert werden konnte – von den beiden zurecht anerkannten Toren mal abgesehen.
Ironischerweise legte dazu mit Ángel Di María ein Ex-Real-Profi einen Sahnetag hin, schnürte gegen Thibaut Courtois, der im Februar zuletzt zu Null spielte, einen Doppelpack. Stichwort “zu Null”: Als Real Madrid das letzte mal in den ersten fünf Saisonspielen immer mindestens ein Gegentor kassierte, spielte Zidane seine letzte Saison: 2005/06.
Auch für Keylor Navas, für den es 16 Tage nach seinem Wechsel zu PSG zu einem Wiedersehen kam, war es ein erfolgreicher Tag. Da der Costa Ricaner keinen Torschuss parieren musste, ist es bereits das zweite Spiel “zu Null” im zweiten Einsatz für seinen neuen Klub.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Thibaut Courtois: No clean sheets since February Keylor Navas: 2/2 clean sheets since joining PSG
Als nächstes: Sevilla, Atlético, Barcelona
Zum “Rematch” kommt es am 26. November. Dann stehen PSG im Estadio Santiago Bernabéu auch Neymar, Mbappé und Cavani zur Verfügung. Möchte man eine ähnliche Blamage wie am Mittwoch vermeiden, brauchen die Königlichen und Zidane ein klares Konzept. Denn nicht nur hat Real Madrid mit den starbesetzten Franzosen einen Brocken in der Gruppenphase der Königsklasse, in den nächsten Wochen warten mit dem FC Sevilla, Atlético Madrid und Ende Oktober der FC Barcelona ähnlich harte Aufgaben.
Ob es Zidane gelingt, das Ruder rumzureißen? Die erfolglose Vorsaison sollte jedenfalls eine Ausnahme bleiben. Der Ausgang eines ähnlichen Resultats zum Ende der Saison? Undenkbar! Und doch werden die Zweifel am am Umbruch scheiternden Franzosen größer.
[advert]
Community-Beiträge