
Real Madrid holt Carlo Ancelotti zurück
MADRID. Die Trainersuche ist beendet. Am 27. Mai hatte Real Madrid bekanntgeben, dass Zinédine Zidane nicht weitermacht und sein Amt als Chefcoach niederlegt. Die Bosse um Präsident Florentino Pérez und Generaldirektor José Ángel Sánchez hielten umgehend Ausschau, führten Gespräche – und ließen dann bereits fünf Tage später über die Medienabteilung des Klubs verlauten: Carlo Ancelotti ist der neue Mann an der Seitenlinie.
Der 61 Jahre alte Italiener kommt vom FC Everton, den er seit Weihnachten 2019 trainiert hatte, und erhält in der spanischen Hauptstadt einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024. „Carletto“ hatte das weiße Ballett schon in den Spielzeiten 2013/14 und 2014/15 trainiert, dabei vier Titel gewonnen – unter anderem den langersehnten zehnten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte. Nach einem titellosen zweiten Jahr musste er aber schon wieder gehen.
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— Real Madrid C.F. (@realmadrid) June 2, 2021
Am Mittwochabend stellte Real Neu-Coach Ancelotti in Valdebebas im Rahmen einer Video-Pressekonferenz vor. REAL TOTAL liefert sämtliche Aussagen.
CARLO ANCELOTTI über…
…seine Rückkehr: „Als Real Madrid mich anrief, hatte ich keine Zweifel. Null. Es ist besonders. Ich habe das gleiche Gefühl wie damals, als ich zum ersten Mal kam. Damals war meine Unsicherheit größer, nun habe ich mehr Selbstvertrauen. Danke an Real Madrid, ich will dem Präsidenten und José Ángel danken. Ich bin sehr glücklich, zurückzukehren. Es ist mein Zuhause. Ich werde all meine Energie in die Arbeit stecken, um zu versuchen, das zu erreichen, was wir in der Vergangenheit geleistet haben. Ich habe eine sehr gute Erinnerung an meine zwei Jahre, die ich hier verbracht hatte, an die Titel, die Beziehung, die ich zu allen hatte. Ich denke, wir werden das wiederholen können. Ich weiß, was es bedeutet, Real Madrid zu trainieren, aber ich tue das mit großer Freude und großer Verantwortung. Es ist eine schöne Verantwortung, denn es ist der beste und prestigeträchtigste Klub der Welt. Daher ist es normal, dass die Verantwortung größer ist als woanders. Ich akzeptiere das.“
…seinen Austausch mit Florentino Pérez: „Den Präsidenten habe ich gerade erst gesehen. Wir haben nur kurz gesprochen, es ging alles sehr schnell. Ich habe dem Präsidenten nur gedankt, denn hier zu sein, ist für mich sehr bedeutend.“
…den zurückgetretenen Zinédine Zidane: „Was soll ich über ‚Zizou‘ sagen? Er hat drei Champions-League-Titel auf einen Schlag gewonnen und eine fantastische Arbeit gemacht, bis zum Ende, bis zum letzten Tag. Er ging, kam zurück, er hat alles sehr gut gemacht. Jeder muss ihm danken. Dass ein Trainer geht und ein anderer kommt, ist eben der Fußball. Was hängen bleibt, ist seine unglaubliche Arbeit. Bis jetzt habe ich mit ihm nicht gesprochen, ich werde das aber tun. Wir hatten in der letzten Zeit keinen kontinuierlichen Kontakt. ‚Zizou‘ ist ein Freund.“
…Zidanes offenen Brief, in dem sich dieser unter anderem darüber beschwerte, dass Dinge aus dem Klub in die Öffentlichkeit gerieten: „Ich bin seit fast 40 Jahren im Fußball und im Fußball wird geredet. Das ist normal. Die Spieler spielen Fußball und die Journalisten erzählen, was passiert. Das ist alles völlig normal, ich kenne diese Welt sehr gut. Es ist so, wir müssen das akzeptieren und vor jedem, der in dieser Welt arbeitet, Respekt haben: Spieler, Trainer, Journalisten. Ich weiß nicht, was ‚Zizou‘ für eine Beziehung zum Präsidenten hatte.“
…seine Entwicklung als Trainer: „Carlo Ancelotti ist nicht der gleiche wie vor sechs Jahren. Ich bin anders, habe sechs Jahre mehr Erfahrung – sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Auch die negative Erfahrung ist eine Erfahrung, mit der du dich entwickeln kannst.“
…seinen Trainerstab, mit dem er in Madrid arbeiten wird: „Das werden wir in den nächsten Tagen finalisieren. Wir haben über nichts geredet, nur über den Vertrag. Wir werden in den kommenden Tagen den Kader und den Trainerstab besprechen.“
…den angedachten Spielstil: „Die Tradition und Historie dieses Klubs ist, einen offensiven, spektakulären und intensiven Fußball zu spielen. Ich denke, der Fußball hat sich in diesen fünf Jahren verändert. Er ist intensiver, aggressiver, organisierter, einige Regeln wurden geändert. Aber die Idee ist immer gleich: Der Fußball muss offensiv und spektakulär sein. Das will die Geschichte des Klubs, das wollen die Fans.“
…Transfers und Veränderungen im Kader: „Wie ich gesagt habe: Darüber haben wir noch nicht geredet. Ich kenne das Team und die jungen Spieler aus der zweiten Mannschaft sehr gut, ebenso diejenigen, die nach ihren Leihen zurückkehren. Wir haben viele Optionen in der Mannschaft. Ich will mir mit viel Ruhe ein Bild von jedem machen und muss sagen: Das erste Mal, als ich hier war, kamen vier junge Spieler aus der Castilla. Einer war Morata, einer Nacho, einer Casemiro, einer Jesé. Sie haben es dann sehr gut gemacht. Und Carvajal kam von Bayer Leverkusen zurück. Mit dem Enthusiasmus dieser jungen Spieler und der Erfahrung der anderen Spieler hatten wir Erfolg. Wir werden den Kader gut durchplanen. Real Madrid ist mit diesem Kader in das Champions-League-Halbfinale gekommen und hat um die Meisterschaft gekämpft. Die Mannschaft ist sehr gut und hat Spieler mit viel Erfahrung: Kroos, Modrić, Sergio Ramos, Gareth Bale, Benzema… Dann gibt es eine Gruppe von jungen Spielern mit viel Qualität: Vinícius, Rodrygo, Valverde… Alle haben ihre Qualität schon gezeigt. Der Kader ist sehr groß, wir müssen ihn etwas verkleinern.“
…einen möglichen Abgang von Sergio Ramos, dessen Vertrag ausläuft: „Real Madrid wird immer um Titel kämpfen, in welcher Besetzung auch immer. So, wie es sein muss und mit der bestmöglichen Mannschaft. Was Sergio Ramos betrifft: Ich bin gerade erst gekommen und muss nun mit dem Klub reden. Das werden wir die nächsten Tage tun. Ich hatte mir nicht mal ein Real Madrid ohne Carlo Ancelotti vorgestellt, aber es passierte trotzdem. Die Rückkehr verlief jetzt sehr schnell, wir haben alles in den letzten Tagen erledigt, so richtig seit Samstag. Von daher hatte ich keine Zeit, um mit José Ángel über die Zukunft der Mannschaft zu sprechen. Das tun wir die nächsten Tage. Ich kenne alle Spieler sehr gut. Sergio Ramos ist ein sehr wichtiger Spieler für Real Madrid und war bei allen Erfolgen fundamental. Wir werden mit dem Spieler reden und ich weiß, dass über eine Verlängerung gesprochen wird. Aber ich kenne die Details nicht. Wenn ich sie kenne, können wir offener darüber reden.“
…Eden Hazard: „Hazard ist ein Top-Spieler. Er hatte in seiner ersten Saison Probleme und eine gravierende Verletzung. Sein ganzes Potential hat er noch nicht abgerufen. Ich glaube, das wird er noch tun, weil er Lust darauf hat. Und wenn jemand Lust hat, ist er motiviert. Es kann nun genau die Saison sein.“
…mögliche Verpflichtungen des Kalibers Kylian Mbappé: „Spieler mit Qualität geben dir die Möglichkeit, Titel zu gewinnen. Es ist wichtig, ein Team zu haben, in dem Balance steckt und die Fähigkeit, sich aufzuopfern und zusammenzuspielen. Natürlich gibt dir die Individualität der Spieler etwas zusätzliches. Die Basis ist das Gleichgewicht der Mannschaft und sehr wichtig.“
…Isco, Marcelo und Gareth Bale: „Ich verspüre ihnen gegenüber eine große Zuneigung. Sie sind Spieler von Real Madrid und ich versuche, sie so gut wie möglich zu motivieren. Aber dann gibt es ein Gericht: der Fußballplatz, nicht ich bin der Richter. Sie müssen motiviert sein, um gut zu trainieren und dem Trainer zu zeigen, dass sie bei Real Madrid spielen wollen.“
…Bale: „Gareth hat bei Tottenham nicht viel gespielt, aber er hat oft getroffen. Er war sehr effektiv, vor allem in den letzten Spielen. Er kehrt nun zurück, ich kenne ihn sehr gut. Er hat die Motivation, um zu versuchen, so gut wie es geht zu spielen. Er kann eine großartige Saison spielen, daran habe ich keine Zweifel.“
…die in den letzten Jahren oftmals fehlende Torgefahr: „Benzema muss 50 Tore schießen, nicht 30. Und Vinícius muss auch öfter treffen. Wir brauchen mehr Tore von den anderen. Die Spieler, die ich habe, haben Qualität. Benzema spielt sehr gut und ich bin sehr froh, ihn wieder zu trainieren. Er hat sich sehr verbessert und trägt mehr Verantwortung. Er ist ein Top-Stürmer. Danach gibt es junge Spieler, die eine große Perspektive haben: Rodrygo, Vinícius… Wir werden sehen. Das Ziel sind Tore. Es geht nicht nur darum, einen Stürmer zu verpflichten, der 30 Tore macht. Wir müssen versuchen, dass die Flügel- und Mittelfeldspieler auch öfter treffen. Darum geht es. Wir brauchen ein offensives System, eine offensive Mentalität.“
…Cristiano Ronaldo und eine mögliche Rückkehr: „Ich mag Cristiano sehr, aber ich will nicht über Spieler reden – auch wenn Cristiano es ist –, die bei einem anderen Klub sind. Er hat bei Juventus einen Vertrag und ich finde es daher nicht korrekt, über Cristiano zu reden. Er spielt aber immer noch sehr gut, macht für Juventus viele Tore.“
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