
Verfasst von @Ricardo_Izecson_Goat in der REAL TOTAL-Community:
Carletto scheint tatsächlich die Milan-Aufstellung aus dem Jahr 2008 wiederholen zu wollen. Damals spielte Kaká als Zehner (heutiges Äquivalent Bellingham) und im Sturm Gilardino und Inzaghi (Rodrygo und Vinícius). Dass das System schon alleine beim fehlenden klassischen Neuner zu hinken beginnt, muss ich keinem erzählen. Auch wenn Bellingham darin hervorragend zur Geltung kommt, beschneidest du dich, indem du Rodrygo und Vinícius (zwei der fünf weltbesten Flügelstürmer) in einen Zweiersturm pferchst.
Die einzige Alternative für die beiden Stürmerpositionen ist dann der 33-jährige Joselu. Brahim und Arda Güler sind rein vom Typus viel mehr auf der Bellingham/Kaká-Position anzusiedeln, oder alternativ in einem klassischen Dreiersturm als Flügelstürmer einsetzbar. Keiner der beiden ist im Doppelsturm auch nur ansatzweise alltagstauglich.
Mit dem 4-3-1-2 ist Bellingham zwar unfassbar gut eingesetzt, der Rest der „Offensivbesetzung“ des Kaders wird durch dieses System aber noch stärker limitiert. Streng genommen haben wir für zwei Stürmerpositionen drei Spieler (Vinícius, Rodrygo, Joselu). Auf 60 Saisonspiele machte das dann bei gleicher Einsatzminuten-Anzahl auf die drei verteilt rund 3.600 Minuten pro Spieler. Die beiden filigranen Brasilianer mit ihrer Spielweise werden pro Partie fünf (Rodrygo) oder 50 (Vinícius) Mal umgeholzt und sind prädestiniert dafür, bei dieser Kadenz Verletzungen zu erleiden. Joselu ist 33 Jahre alt und wird alleine aufgrund der Biologie des Körpers diesen extremen Stress niemals aushalten. Zumal ihm auch einfach die Qualität fehlt, um auf diesem Niveau diese Anzahl an Minuten für Real Madrid zu bestreiten.
Das unterliegende System hätte man mit einem Osimhen-Transfer spielen können, und dann pro Partie einen der Brasilianer opfern müssen. Wäre zwar ebenfalls nicht ideal, aber im Anbetracht der Weltklasse Bellinghams und Osimhens irgendwo vertretbar. Ausserdem kann Rodrygo auch als Zehner spielen, oder je nach Gegner als zusätzliche Offensivoption gebracht werden. Auch das wäre kadertechnisch tendenziell schlank, aber es wäre zumindest in der Theorie irgendwie aufgegangen.
Die aktuelle Kaderzusammenstellung wird innerhalb kürzester Zeit zu Einbußen in den Ergebnissen führen. Spielerisch sind wir ohnehin seit Anbruch der Saison nicht auf dem Level der Benzema-Ära, brauchen wir uns nichts vorzumachen. Am meisten leid tut es mir ehrlich gesagt für Carlo selbst. Dass hier kein weiterer Transfer mehr unternommen wird beziehungsweise er „nie an Osimhen gedacht“ hat, entspricht garantiert nicht seiner eigentlichen Wunschvorstellung. Mit diesem Kader ist ein Scheitern der Saison verurteilt, bevor die Saison anfängt.
Ich bin als jahrelanger Fan bedient. Selbst wenn Mbappé 2024 ablösefrei auftauchen sollte, ist der biedere Beigeschmack vorhanden, dass wir für die ihm angedachten monetären Mittel den Sturm anderweitig hätten verstärken können. Und so im Endeffekt über die sieben Jahre seit dem Auftauchen der Gerüchte vermutlich deutlich weniger „Übergangssaisons“ mit mal mehr und auch mal deutlich weniger ansprechendem Offensivfußball hätten mitmachen „dürfen“. Vinicíus und vor allem sein Ausbruch sind letztendlich der Hauptgrund, warum die fehlerbehaftete Kaderplanung nicht mit viel schlechterem Offensivfußball bestraft wurde. Und das alles aufgrund einer Obsession für einen mittlerweile längst dem Talentalter entwachsenen, charakterlich hochgradig fragwürdigen Möchtegern-Ballon-d’Or-Gewinner.
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