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Community-Beitrag des Monats: Rundumschlag gegen Kaderpolitik und Ancelotti

Wie gut oder schlecht steht es um Real Madrid? Nicht erst die Derby-Schlappe hat einige Schwachstellen am Kader, aber auch am Trainer offenbart, weswegen User @Los_Merengues in der REAL TOTAL-Community zum Rundumschlag ausholte – der Text wurde zum Beitrag des Monats September gewählt und wird entsprechend im Magazin erneut veröffentlicht.

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carlo perez
Nicht alle Fans sind zufrieden mit der Arbeit von Pérez (li.), Ancelotti und Co. – Fotos: getty images

Verfasst von @Los_Merengues nach der Derby-Schlappe in der REAL TOTAL-Community:

Es ist sicher falsch, immer alles auf den Trainer schieben zu wollen. Ich finde es aber auch falsch, ihn bei der Diskussion immer ganz herausnehmen zu wollen.

Der Trainer hat in Madrid bei der Kaderplanung weniger mitzureden als anderswo, da bin ich einverstanden. Trotzdem könnte man vielleicht auch mal den Mund aufmachen und nicht alles tatenlos über sich ergehen lassen, etwa wie der Verein den zweitbesten Torschützen der Vereinsgeschichte ersatzlos abgibt. Mourinho oder Zidane hätten sich von Pérez so einen Kader kaum wortlos auftischen lassen. Eine ruhige Seele zu sein, die nicht anecken will, ist das eine. Und in vielen Situationen auch angemessen, aber es ist was anderes, ein kompletter Ja-Sager zu sein und alles hinzunehmen. Ein Trainer, der irgendwas erreichen will, kann mit diesem Kader aus meiner Sicht nicht zu 100 Prozent zufrieden sein.

Und am Ende des Tages liegt es immer noch am Trainer, das bestmögliche aus den vorhandenen Mitteln herauszuholen, und da hat Carlo zuweilen Luft nach oben. Er packt ein 20-jähriges System aus, stellt seine vertrauten Spieler auf und lässt es gut sein, das mag bei Ramos, Pepe, Marcelo, KMC, Benzema, CR7 und Co. funktioniert haben, die wissen, was zu tun ist. Aber nicht bei so vielen jungen und teils neuen Spieler, die taktisch und erfahrungsmässig noch nicht so weit sind. Wir haben viel zu oft überhaupt keine taktische Ausrichtung in unserem Spiel, kein Pressing, kein Spielaufbau, keine Verschiebung als Team, gar nichts. Man schlägt Flanken oder spielt den Ball nach vorne in der Hoffnung, irgendjemand könne etwas damit anfangen. Wir spielen gegen jeden Gegner gleich, egal ob gegen Manchester City im CL-Halbfinale oder gegen Drittligisten in der Copa. Unser einziger Stürmer und die beiden Mittelfeldspieler, die mitunter am meisten Schwung bringen könnten, sitzen auf der Bank, dafür spielen wir mit fünf zentralen Mittelfeldspielern, einem Rechtsaußen als Rechtsverteidiger und einem Linksaußen als Stürmer, Bellingham wird in eine Art Torjägerrolle à la Müller gedrängt und vieler seiner Stärken beraubt. Ein 38-jähriger, formschwacher Modrić spielt Stürmer. Vázquez spielt wieder, obwohl gegen Union und wenig überraschend auch im Derby wieder absolut katastrophal war. Kroos wird als einziger, der irgendeine Form von Ordnung ins Spiel bringt, heruntergenommen. Es kommen beim Stand von 3:1 drei Defensive, darunter Mendy, der offensichtlich noch überhaupt nicht wieder bereit ist, auf dem Level zu spielen, bevor Brahim eingewechselt wird. Und so weiter und so fort.

Das Derby geht zu 90 Prozent auf Carlo, unabhängig vom Kader. Und sobald es keinen Unterschied mehr macht, ob der Trainer oder ein Sack Reis an der Seitenlinie steht, ist es Zeit für Nuevo Impulso. Weit weg davon sind wir manchmal nicht mehr. Ja, wir brauchen einen Stürmer und neue Außenverteidiger, aber auch damit sind die taktischen Mängel nicht automatisch behoben.

Und ja, die Frage war nicht, ob das Kartenhaus zusammenbricht, sondern wann. Nun gab es den ersten Warnschuss, weitere werden folgen. Es ist die Folge davon, wenn man jahrelang in einem Echozimmer hockt, wo sich alle gegenseitig nur zusprechen, wie geil doch alles ist und wie richtig man alles macht. Es fehlt uns manchmal einfach eine kritische Perspektive von Außen. Carlo war nie einer, der aneckt, hat seinen Job bis Saison-Ende sicher und geht dann nach Brasilien, entsprechend chillt er sein Leben und macht noch das allernötigste. Sánchez, Calafat und Co. sind alles Top-Leute und machen ihre Jobs sehr gut, aber sie machen halt das, was ihnen aufgetragen wird, ohne es zu hinterfragen. Courtois, Benzema, eine starke Abwehr von 2019 bis 22, Vinícius und eine gute Mischung aus Erfahrung und jungen Wilden haben uns durch die letzten Jahre getragen. Jetzt fällt immer mehr davon weg und die teils eklatanten Mängel kommen zutage. Hat hier wirklich jemand geglaubt, wir geben einen Spieler, der 354 Tore und 165 Assists für den Verein gemacht hat ersatzlos ab, verlieren einen Top-3-Torwart und eine Stütze der Abwehr, während eine weitere heute grauenhaft gespielt hat, haben seit Jahren keine konstanten Außenverteidiger und packen ein 20 Jahre altes System in der absolut minimalistischsten Ausführung aus, und merkt dann keinen Unterschied?

Willkommen in der Realität. Man kann jetzt noch lange auf Vázquez, Alaba, Rodrygo oder gar Carlo herumhacken, aber sind letztendlich alles nur Symptome einer Vereinsstrategie, die zwar in vielen Dingen die richtigen Ansätze hat, aber auch oft nicht ganz zu Ende gedacht ist. Man holt 500 zentrale Mittelfeldspieler, aber keine Außenverteidiger oder Offensivspieler, man gibt immer mehr Leistungsträger ersatzlos ab und schrumpft den Kader zusammen, während gewisse Spieler über ihrem Zenit teilweise jahrelang mitgeschleppt wird, man holt Ex-Trainer, die das Team bis zur Übergangssaison Nummer 367849 verwalten und hofft, dass Mbappé dann bitte endlich aufkreuzen mag, damit sich alle Probleme auf einmal magisch in Luft auflösen. Anhand der großen Erfolge der letzten Saison teilweise verständlich, dennoch konnte man mit etwas Abstand immer auch die Risse und Probleme im Team sehen – die Corona-Meisterschaft und das Double 2022 haben doch über einiges hinweggetäuscht. So langsam gibt es die Quittung, teilweise sehr verzögert, aber irgendwann kommt sie.

Irgendjemand muss dem Verein wirklich mal den Stecker ziehen und komplett neu aufsetzen, anders wird man der Sache wohl kaum mehr beikommen und wäre Pflästerli-Politik aka Symptombekämpfung, wie man in der Schweiz so schön sagt.

Nachtrag:

PS: Ich habe diesen Beitrag nach der ärgerlichen Niederlage gegen Atletico geschrieben und er ist offensichtlich emotional aufgeladen und überspitzt formuliert. Es ist natürlich nicht alles schlecht und insbesondere zu Carlos Kredit scheint er auch einige Lehren aus der Niederlage gezogen zu haben, beispielsweise bleibt Modrić seither draußen und Tchouaméni als Stabilisator vor der Abwehr ist gesetzt, das Spiel gegen Napoli war deutlich besser und auch Resultat mässig kann man bisher zufrieden sein.

Aber aus meiner Sicht hat Carlo mit der taktischen Entscheidung, Modrić in die Startelf zu packen und Tchouaméni draußen zu lassen, merklich dazu beigetragen, dass wir gegen Atlético überhaupt kein Land gesehen haben, und stelle mich so gegen die Aussage, Carlo könne wegen des Kaders überhaupt nichts dafür. Er kann nichts für den Kader direkt, aber sehr wohl für den taktischen Umgang mit der Mannschaft, dass nicht mehr auf die eigene Jugend gesetzt wird oder dass beispielsweise Brahim trotz guter Leistungen kaum Chancen bekommt und eher Verteidiger eingewechselt werden, obwohl wir im Rückstand sind.

Ich bin Carlo dankbar für 2013 bis 2015 und auch 2021 bis 2023, wo er nochmal sehr viel aus einer Mannschaft im Umbruch herausgeholt hat, aber mittlerweile sind die jungen Spieler deutlich in der Überzahl und irgendwann brauchen wir aus meiner Sicht einen Trainer, der sie taktisch noch besser aufbauen und einbinden kann und ihnen Chancen gibt, auch mal Fehler machen zu dürfen. Carlo ist ein Trainer der alten Schule, der mit fertigen Spielern besser funktioniert. Das ist halt so und kein direkter Vorwurf an ihn, aber passt mittlerweile nicht mehr zum Kader, daher sollte nächsten Sommer definitiv Schluss sein. Und das Team muss irgendwann den eingeschlagenen Weg konsequent zu Ende gehen und Mbappé oder eine Alternative verpflichten, und einen Nachfolger für Carvajal und den mittlerweile leider viel zu oft verletzten Mendy. Dieses Team hat definitiv Potenzial, ist aber noch nicht fertig umgebaut und entwickelt und mit so Aktionen wie Modrić gegen Atlético macht man sich das Leben oft selber unnötig schwer.

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von
REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

Kommentare
Keiner hier kann sagen, ob Carlo nicht eh laufend bei Perez den Kader bemängelt. Keiner.
Nur weil er öffentlich nicht darüber spricht, wird ihm gleich unterstellt, er würde das alles so hinnehmen? Perez wird nun einmal das letzte Wort haben.

"Wir haben viel zu oft überhaupt keine taktische Ausrichtung in unserem Spiel, kein Pressing, kein Spielaufbau, keine Verschiebung als Team, gar nichts." Sorry aber das ist sowas von schwachsinnig. Du schreibst hier als würden wir nur Kick and Rush betreiben.

Real Madrid braucht keinen Taktikfuchs. Real Madrid braucht in erster Linie einen Trainer wie Zidane oder Ancelotti, der mit Stars umgehen kann. Wenn derjenige dann auch noch ein Taktikfuch ist wäre das eine 10 von 10 aber welcher Trainer ist das schon? Ja eventuell ein Alonso...
Zurück zu Ancelotti und Zidane. Alle davor haben ja bekanntlich ewig keine Champions League mit Real gewonnen und auch wenn viele bla bla bla über die Galacticos oder frühen 2000er schreiben, was außer 2 Gegentore jedes Spiel hat der angeblich so tolle Offensivzirkus denn gebracht? Über ein Jahrzehnt keine CL, nach der ja alle so streben. Ganz im Gegenteil - sind jahrelang hintereinander im Achtelfinale rausgeflogen. Haben wohl schon viele wieder vergessen. In Schönheit gestorben? Kannst dir viel kaufen davon ;)

Dann kommt Zizou und selbst ihm wird Kompetenz abgesprochen, obwohl er die CL drei Mal holt. Ancelotti hat uns ein Double und letztes Jahr zumindest den Pokal geholt und auf ihm wird teilweise eingedroschen als gäbe es kein halten mehr.

Ja ich würde mich auch sehr auf Alonso 2024 freuen. Ja auch ich sehe, dass wir spielerisch aktuell nach wie vor auf einem Top Level sind (Real gehört nach wie vor zu den Besten), aber nicht dort, was auch ich mir wünschen würde.

Aber das sinnlose draufhauen, alles schlecht reden wo wir als wahrscheinlich einziges (ich google das jetzt nicht ist auch nicht so wichtig) Team Europas bei 10 Spielen mit 9 Siegen dastehen, zeigt ja einfach nur, dass viele in einer Vergangenheit großer Namen leben, die aber eigentlich nicht einmal das Minimum erreicht haben, was man von Real Madrid erwartet.

Wie viele Spiele wurden hergeschenkt, weil das so toll super attraktive blinde offensive anrennen (wo bleibt da die Taktik?) in ein 2:2 oder gar eine Niederlage geendet hat, weil wir hinten einfach nur die dümmsten Tore gefressen haben, weil der LV oder RV bei der gegnerischen Eckfahne herumgestanden ist? Viele reden von einer Vergangenheit, die es gar nicht gab, von einem perfekten Real Madrid. Was bringt dir Offensiv Fußball mit wunderschönen Toren, wenn du am Ende auch nicht mehr gewinnst als ein Zidane oder Ancelotti mit ihrer Art zu spielen? Im Gegenteil, die beiden waren/sind wesentlich erfolgreicher!

Es ist aktuell nicht alles Hui, aber auch alles andere als Pfui. Ja es gibt auch ein Grau in der Welt des Schwarz Weiß. Und Real Fans haben leider oft die Angewohnheit, selbst nach 3 CL Siegen einen Zidane, weil es keine 5 Tore jedes Spiel gibt, vor die Tür zu setzen zu wollen, oder einen sehr erfolgreichen Ancelotti.

Eure Wunderwuzzis wie ein Nagelsmann, Tuchel, Klopp etc. haben auch schon bei großen Vereinen heftig eingschaut...die mögen eventuell mehr Taktikfüchse sein aber sind die dann auch zwingend erfolgreicher?

Teilweise frage ich mich, ob die Leute hier und auf Social Media überhaupt noch Freude am Fußball haben oder nur herumschimpfen wollen. Dann sucht euch doch ein anderes Hobby oder eine andere Mannschaft, wenn der Rest ja so viel toller ist. Ich kann es nicht mehr lesen. Vor der Saison wird schon alles abgeschrieben und nach einem Viertel sind wir besser dabei, als wohl 90% hier erwartet haben. Aber es ist eh egal, sollte Real alles gewinnen, werden viele dennoch was zu jammern haben - alleine aus Prinzip, weil sie denken alles geht locker flockig wie bei FIFA 23.

Viele hier haben einen Ancelotti einfach nicht verdient....

Ich weiß, dass viele hier in der Community nicht zu den Leuten gehören, die ich hier kritisiere...aber die können das eh selber einschätzen und brauchen sich nicht angesprochen fühlen :)

Ja die Community ist hier wirklich superkritisch, das ist aber denke ich normal und irgendwo Teil der deutschen Kultur (nennt man meckern auf hohem Niveau) andererseits aber wissen wir halt nicht, was intern so abgeht und das ist tatsächlich ein großer Vorteil ggü Vereinen wie Bayern und PSG, oder Barcelona, wo laufend Internas nach außen dringen und zuviele Köche im Brei mitrühren, bzw. wo die Verantwortlichen sich selbst ein wenig zu gerne reden hören.
 
Richtig, finde es auch schade, dass carletto immer so späte Wechsel macht und das wir viele Talente verschwenden sei es castilla oder auch in eigenen Reihen, man hat fran geholt nur damit cama wieder lv spielt aber wenn der junge nicht spielt entwickelt er sich nicht und sammelt kein Selbstbewusstsein genau wie ceballos der meiner Meinung nach ein Riesen Talent war und Modrić allmählich hätte ablösen können jetzt ist der Zug bei ihm abgefahren und bei Modrić auch, brahim braucht man nichts zu sagen er hat sich deutlich öfter den Einsatz von Anfang an verdient und wieso ist eigentlich Lucas V noch im Kader ?
 
Das ein „Rundumschlag“ - das Wort alleine ist schon negativ behaftet, weil es bedeutet blind und ohne zu differenzieren um sich zu schlagen - Beitrag des Monats wird, ist traurig und mittlerweile für diese Seite bezeichnend zugleich.

Da wird sich der Kopf zerbrochen, wie man die Community beleben kann…Livechat und dergleichen schwirren im Raum und vergisst dabei, dass sich viele nicht damit anfreunden wollen, ihren Herzensklub und große Liebe ständig gegen Anfeindungen, Kritik, Nörgelei verteidigen oder ihn selbst in den Dreck ziehen zu müssen um nicht mit einer Flut von Gegenwehr zugeschüttet zu werden.
Das wäre doch mal ein Ansatz: eine FAN-Seite, bei der man sich für seinen Verein freuen darf!?!

Ich weiß, „man kann den Verein lieben und trotzdem kritisieren…eigentlich kritisiert man ja, WEIL man ihn doch sooo liebt“
NEIN!
Startet den Selbstversuch und kritisiert eure Partnerin/Partner doch täglich aus eurer unendlichen Liebe heraus…ich wäre gespannt, wieviele von ihnen das als konstanten Liebesbeweis ansehen und erdulden würden…
 
Naja, wenn du auch den Teil unter „P.S.“ gelesen hast, wirst du mit Sicherheit gemerkt haben, dass sich die Kritik im oberen Teil vernichtender anhört, als sie gemeint wurde. @Los_Merengues erläutert da ja auch nochmal ganz schön, was Ancelotti aus seiner Sicht kann und was er nicht kann.

Das Ancelotti kein Taktikfuchs ist, dürfte unstreitig sein. Genauso wie es unstreitig sein dürfte, dass er ein sehr kommunikativer Trainer ist und auch schlecht zusammengestellte Kader sehr gut managen kann.

Im Endeffekt ist ein Trainer nicht anders einzusetzen als ein Spieler, nur dass der Trainer eben strategisch über einen längeren Zeitraum ausgesucht wird, während man die Spieler von Spiel zu Spiel aussucht. Hier ist es Aufgabe der sportlichen Leitung, einen Trainer zu wählen, dessen Profil am besten zur derzeitigen und auch zukünftigen sportlichen Situation passt. Und ein paar User - darunter auch ich - hätten sich eben gerne einen Taktiker gewünscht und keinen „Manager“.

P.S.
Gegen Atletico hat Ancelotti selbst zugegeben, dass er sich vercoacht hat.

Wenn ich mir jetzt mal das letzte Spiel gegen Neapel ankucke, habe ich eine taktisch gut eingestellte Mannschaft gesehen, was das Mittelfeld und die Verteidigung betrifft. In der Offensive hat mir das trotz der 3 Tore nicht so gut gefallen. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Alle 3 Tore waren Einzelaktionen, die nicht über taktische Vorgaben oder einen erkennbaren Spielplan „herausgespielt“ wurden. Im Ergebnis mag das egal sein, weil die Tore deshalb nicht weniger zählen, aber irgendwann, insbesondere bei richtig guten Gegnern, wird allein die individuelle Qualität nicht mehr ausreichen. Da muss ich den Spielern Lösungsmöglichkeiten vorgeben, also eine bestimmte Taktik.

Schau dir mal unseren Weg zum CL-Titel von vor zwei Jahren an. Klar hat Ancelotti seinen Anteil daran, aber ein Großteil beruhte eben auf der überragenden individuellen Klasse der Spieler. Allein wenn ich an Modric’ Außenristpass auf Rodrygo gegen Chelsea denke weiß ich, dass Ancelotti da Null Aktien drin hat.

Aber sei es drum. Was ich eigentlich sagen will, ist, dass die Bewertung eines Trainers immer auch von den eigenen Vorlieben für das Spiel abhängt. Manche lieben Zidanes Stil, weil der extrem erfolgreich war, manche den von Pep, weil sie Tiki Taka geil finden und andere wiederum mögen Ancelotti, weil er den Spielern weitestgehend freie Hand gewährt.

Ja, da hast du schon recht. Ich finde es unschön, dass hier einfach nur Frust abgeladen wird und ein emotionaler Brei verschüttet wird, anstatt einer fairen und ausgewogenen Analyse.

Richtig, Carlo hat zugegeben, dass er sich vercoacht hat, so wie viele andere große Trainer vor ihm. Fehler stehen auch ihm zu. Die macht er sicherlich auch in anderen Bereichen. Wir sehen nur einen kleinen Ausschnitt und versuchen dann ein Gesamtbild zu malen. Z. B. ist dies auch gültig im Bereich von Rotation und früheren Wechseln. Ich würde mir z. B. wünschen, dass Brahim mehr Spielzeit bekommt und er ihn auch mal in der 50 oder 60. Minute bringt, aber ich bin halt nicht bei den Trainings Tag für Tag dabei. Auf der anderen Seite finde ich es auch gut, wie er Rodrygo durch diese Torflaute trägt. Da kann man mal zurückdenken, wie Benzema während der Zidaneära Chancen um Chancen verballert hat. Oder Luis Suarez zwischendurch bei Barca über Monate hinweg kaum getroffen hat. - Beide waren damals schon gestanden Spieler...

Dass Ancelotti kein Taktikfuchs ist, muss erstmal bewiesen werden. Man sollte nicht den Fehler machen und glauben, dass er all die Titel gewonnen hat, ohne den Gegner in der Taktik zu schlagen. Siehe die Spiele gegen Bayern 2014. Nur weil er eine etwas einfachere Taktik wählt, die die Spieler dann auch perfekt umsetzen können, heißt es nicht, dass er kein Fuchs in der Hinsicht ist.
Und wie erfolgreich diese sog. Taktiktrainer sind, zeigt die Statistik. Für mich ist die CL der Gradmesser in dieser Hinsicht. Gleiches hat man ja auch Zidane vorgeworfen und auch da war der Vorwurf nicht gerecht. Und selbst, wenn man die Liga als Gradmesser nimmt: Schau dir die Ein- und Ausgaben aus Transfers europaweit an. Jeder Trainer, der eine klare Linie hat in punkto Taktik musste mehrere Hundertmillionen bis zu Milliarden ausgeben um das Team zusammen zu suchen, das zu seiner Philosophie passt. Und der Erfolg dazu ist aus meiner Sicht überschaubar.
Wenn man sich mal die Transferausgaben der letzten 10 Jahren der Trainer ansieht, fällt was interessantes auf:
https://www.transfermarkt.de/transf...&saison_id_bis=2023&sa=&wettbewerb_id=&plus=1
Da landet Carlo auf Platz 8 mit 1 Mrd. Ausgaben und rund die Hälfte sind Verpflichtungen bei Real, auf die er - wie wir alle wissen - eher beratend einwirken konnte. Pep liegt bei 1,69 Mrd. und ist der maßgebliche Treiber hinter den Transfers. Er hat in dieser Zeit 22 Titel geholt, davon 5 nationale mit Bayern, die man getrost ignorieren kann in der Hammelliga. Bei Carlo sind es 13 Titel, davon 3 nationale, die wir abziehen müssen, weil sie mit Bayern geholt wurde. Somit kann man evtl. sagen, dass Pep 1,6x (+/-) so viele Titel wie Carlo geholt hat, weil er 1,6x so viel ausgegeben hat, oder?

Andere Trainer vor ihm in der Liste, die man der Kategorie Taktiktrainer zuordnen kann, brauchen wir gar nicht erst näher zu betrachten. Deren Ausbeute ist miserabel.
Wir sind uns glaube ich einig, dass Pep das Maß aller Dinge im Bereich Taktik und Spielorganisation ist. Schau dir mal den Zusammenschnitt der Tore von City an auf dem Weg ins Finale letztes Jahr.
Auch dort sind es überwiegend geniale Momente von Spielern, die die Tore und Siege brachten. Das sollten wir Carlo also nicht ankreiden.
Ich glaube die Dinge, die Carlo macht, sind evtl. nicht so sichtbar, wie die, die andere Trainer machen. Der Fakt, dass alle Spieler von ihm in den höchsten Tönen von ihm sprechen, hat nicht nur den Grund, dass er ein angenehmer Mensch ist. Es ist eher seine Klasse, dass er die Dinge knallhart analysiert und intern regelt, anstatt nach außen hin zu poltern. Da kann ich sein Buch (ich habe es als Hörbuch gehört) Quiet Leadership empfehlen.

Bei einem gebe ich dir aber uneingeschränkt recht: Der Spielstil ist Geschmacksache. Und so erfolgreich wir unter Zidane waren: Abgesehen von der CL, hat war das größtenteils saulangweilig. Ist aber ein schwieriges Thema, weil die Titel am Ende für sich sprechen. Dass schöner Fußball nicht unbedingt erfolgreich ist, ist da fast schon schade :)
 
Das ein „Rundumschlag“ - das Wort alleine ist schon negativ behaftet, weil es bedeutet blind und ohne zu differenzieren um sich zu schlagen - Beitrag des Monats wird, ist traurig und mittlerweile für diese Seite bezeichnend zugleich.

Da wird sich der Kopf zerbrochen, wie man die Community beleben kann…Livechat und dergleichen schwirren im Raum und vergisst dabei, dass sich viele nicht damit anfreunden wollen, ihren Herzensklub und große Liebe ständig gegen Anfeindungen, Kritik, Nörgelei verteidigen oder ihn selbst in den Dreck ziehen zu müssen um nicht mit einer Flut von Gegenwehr zugeschüttet zu werden.
Das wäre doch mal ein Ansatz: eine FAN-Seite, bei der man sich für seinen Verein freuen darf!?!

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NEIN!
Startet den Selbstversuch und kritisiert eure Partnerin/Partner doch täglich aus eurer unendlichen Liebe heraus…ich wäre gespannt, wieviele von ihnen das als konstanten Liebesbeweis ansehen und erdulden würden…

passender kann man es nicht formulieren. Vielen Dank dafür!
 
Bei Bellingham, der erst zwei Monate und sechs Tage in Madrid ist, schon von "Entwicklung unter Carlo" zu sprechen, halte ich für irreführend, ansonsten bin ich deiner Gegendarstellung aber dankbar. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.

Stimmt, hast recht. Was ich damit meinte ist eher, wie er ihn einsetzt und er dadurch zur Entfaltung kommt. Hätte ich evtl. so schreiben sollen.
 
Das ein „Rundumschlag“ - das Wort alleine ist schon negativ behaftet, weil es bedeutet blind und ohne zu differenzieren um sich zu schlagen - Beitrag des Monats wird, ist traurig und mittlerweile für diese Seite bezeichnend zugleich.

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Das wäre doch mal ein Ansatz: eine FAN-Seite, bei der man sich für seinen Verein freuen darf!?!

Ich weiß, „man kann den Verein lieben und trotzdem kritisieren…eigentlich kritisiert man ja, WEIL man ihn doch sooo liebt“
NEIN!
Startet den Selbstversuch und kritisiert eure Partnerin/Partner doch täglich aus eurer unendlichen Liebe heraus…ich wäre gespannt, wieviele von ihnen das als konstanten Liebesbeweis ansehen und erdulden würden…
Sprichst mir und sicherlich vielen stillen Lesern aus der Seele. Diese derart negative Stimmung ist der Grund, warum ich nicht öfter etwas schreibe, obwohl ich an sich Lust auf Diskussionen und Austausch habe. Verlieren wir, gibt es 20-30 Kommentare unter den Spielbericht. Gewinnen wir souverän, gibt es 1-2 Kommentare.
 
Sowas kann auch nur in einem deutschen Forum der Beitrag des Monats werden. Ich liebe es einfach, wenn man vor dem Bildschirm hockt, den besten ihres Fachs bei der Arbeit zusieht, dabei selbst aber alles besser weiss. Und das übrigens durchgehend, auch während unserer 5 CL-Titel in den letzten zehn Jahren.

Lang lebe Deutschland

Ja leider eines der wenigen Länder in dem die Meinungsfreiheit verteidigt und gelebt wird. :p


Ich schätze das Forum vor allem wegen der vielfältigen Sichtweisen und der kritischen Auseinandersetzung, wären alle User kritiklos und beseelt vom wirken des Vereins, wäre dieses Forum für mich überflüssig, reizlos und neben den teilweise hier sehr befremdlichen politischen Äußerungen und des Geschichtsrevisionismus, der zweite Hauptgrund es zu meiden oder zu verlassen. Versucht Euer Gegenüber so wie z.B. @rezac oder @Leonidas_1 argumentativ zu überzeugen oder akzeptiert schlichtweg die Meinung des Anderen.

Die Sicht das Forum wegen der teilweise geäußerten Kritik zu meiden oder das Verhalten eines Fans, mit dem Sosein in einer Partnerschaft zu vergleichen, sind für mich absurd. In einer Partnerschaft kann ich mich mit meinem Gegenüber jederzeit auseinandersetzen, man spiegelt sich gegenseitig und wächst im optimalsten Fall an- und miteinander. Als Fan bin ich passiver Beobachter und habe keinerlei Einfluss auf Entscheidungen, dass es dort eben manchmal zu irrationalen Verwirrungen und ungerechten Beurteilungen kommt, liegt bei den sehr intensiven Fan Emotionen nahe.
 
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Ja leider eines der wenigen Länder in dem die Meinungsfreiheit verteidigt und gelebt wird. :p


Ich schätze das Forum vor allem wegen der vielfältigen Sichtweisen und der kritischen Auseinandersetzung, wären alle User kritiklos und beseelt vom wirken des Vereins, wäre dieses Forum für mich überflüssig, reizlos und neben den teilweise hier sehr befremdlichen politischen Äußerungen und des Geschichtsrevisionismus, der zweite Hauptgrund es zu meiden oder zu verlassen. Versucht Euer Gegenüber so wie z.B. @rezac oder @Leonidas_1 argumentativ zu überzeugen oder akzeptiert schlichtweg die Meinung des Anderen.

Die Sicht das Forum wegen der teilweise geäußerten Kritik zu meiden oder das Verhalten eines Fans, mit dem Sosein in einer Partnerschaft zu vergleichen, sind für mich absurd. In einer Partnerschaft kann ich mich mit meinem Gegenüber jederzeit auseinandersetzen, man spiegelt sich gegenseitig und wächst im optimalsten Fall an- und miteinander. Als Fan bin ich passiver Beobachter und habe keinerlei Einfluss auf Entscheidungen, dass es dort eben manchmal zu irrationalen Verwirrungen und ungerechten Beurteilungen kommt, liegt bei den sehr intensiven Fan Emotionen nahe.

Mein Lieber, ich verteidige das Recht auf nervige Meinungen bis aufs Blut, genauso aber mein Recht eine für mich nervige Meinung als nervig zu bezeichnen :p

Lass es mich an einem Beispiel veranschaulichen:
Vor kurzem habe ich Oppenheimer im Kino gesehen. Ein wahnsinnig guter Film, teils musste ich aber bei den Dialogen unfreiwillig cringen und bei allen Szenen mit Robert Downey Jr. konnte ich nur Iron Man vor mir sehen. Stellen wir uns vor, dass ich einen Freund über seine Meinung befrage und er mir das sagt:

"Sorry, aber Nolan hat wirklich den Trend verpasst. Es ist als ob man in Hollywood jahrelang die Augen verschlossen hat und denkt, dass alles so weiterlaufen kann wie bisher. Während andere Regisseure wie Tarantino oder Wes Anderson neue Wege gehen und mit ihren Filmen beeindrucken, bleibt Nolan bei seinem altbekannten Stil hängen. Ich will nicht sagen, dass er keine Ahnung von Filmemachen hat, aber es ist offensichtlich, dass er sich in den letzten Jahren nicht weiterentwickelt hat.

Warum holt man nicht mal jemanden wie Taika Waititi, der frischen Wind in die Filmbranche bringt? Nolan setzt immer auf die gleichen Elemente: viel Action, wenig Tiefe und Dialoge, die oft an der Grenze des Lächerlichen sind. Man hat das Gefühl, dass das Studio den Zuschauern irgendeinen Mist verkaufen will und hofft, dass es keiner merkt. Es ist wirklich frustrierend, Jahr für Jahr die gleichen Filme von Nolan zu sehen, die sich wie ein Déjà-vu anfühlen.

Und dann diese Casting-Entscheidungen! Iron Man als Lewis Strauss? Das hat mich komplett aus dem Film gerissen. Jeder mit einem gesunden Menschenverstand hätte erkannt, dass das nicht funktionieren kann. Es scheint, als ob Nolan nur noch auf große Namen setzt und vergisst, dass es auch auf die schauspielerische Leistung ankommt.

Ich muss zugeben, dass es im Film einige schöne Szenen gibt und der Soundtrack wirklich beeindruckend ist. Aber das reicht einfach nicht aus, um die vielen Schwächen auszugleichen. Es wird Zeit, dass Nolan und das Studio erkennen, dass sie sich weiterentwickeln müssen, sonst werden sie von anderen Regisseuren und Studios überholt. Man könnte Hollywood auf Jahre dominieren, wenn man nur nicht so stur an dem schon lange verstaubtem Rezept festhalten würde. Aber bei diesen Verantwortlichen wird sich rein gar nichts ändern...

Das Erschreckende an all dem ist, dass trotz der offensichtlichen Mängel in Nolans neuesten Werken, die Masse es immer noch kauft. Die Ticketverkäufe sprechen eine klare Sprache: Nolan zieht immer noch Zuschauer in die Kinos. Es ist, als ob das Publikum von seinen früheren Erfolgen geblendet wird und nicht erkennt, dass die Qualität seiner Filme nachgelassen hat. Es ist dieser unerschütterliche Glaube, dass, wenn es ein Nolan-Film ist, er gut sein muss, unabhängig von den offensichtlichen Schwächen.

Es zeigt auch die Macht des Marketings und wie ein guter Trailer, gepaart mit einem bekannten Namen, ausreicht, um die Massen anzulocken. Aber sollte es nicht mehr um die Qualität gehen als um den Hype? Es ist, als ob das heutige Publikum so konditioniert ist, dass es mehr Wert auf Markennamen und weniger auf den tatsächlichen Inhalt legt.

Vielleicht ist es auch ein Zeichen unserer Zeit, in der Social-Media-Buzz und virales Marketing wichtiger sind als das eigentliche Produkt. Die Leute rennen in einen Nolan-Film, weil es das "Ding" ist, das man tun muss, nicht weil sie wirklich glauben, dass es ein Meisterwerk ist. Es ist ein trauriges Zeichen für die Filmindustrie, wenn der Name eines Regisseurs und ein geschicktes Marketing wichtiger sind als die tatsächliche Qualität des Films.

Die Nolan-Vergötterer können den Film gerne abfeiern und die meisten gehen eh nur wegen den Namen ins Kino. Solange das Geld fliesst, wird sich aber sowieso nichts ändern. Ihr könnt euch gerne von all den Explosionen, der Musik und den grossen Namen blenden lassen, aber ich schaue lieber der Realität ins Gesicht."

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Siehst du wie nervig das ist? Selbst wenn ich all die Kritikpunkte verstehe, sagt diese Art der Kritik soviel mehr über den Kritisierenden als über den Film aus. Ich trau dir zu, die Analogie zu verstehen und ich trau dir auch zu, zu verstehen, warum ich mich Leuten, die STÄNDIG und bei JEDER GELEGENHEIT (z.B. bei Bekanntgabe der Aufstellung...) solch überzogene Kritik gegenüber grundsätzlich guten Dingen äussern, sowohl im echten wie auch im virtuellen Leben nur in Massen aussetzen will.

In diesem Forum ist @Los_Merengues sowas wie der König der Unzufriedenen, seine Rundumschläge sind ja mittlerweile bekannt und berüchtigt und vielleicht trifft mich auch wieder einer. Das ist die vorherrschende Stimmung hier im Forum und ich finds wirklich einfach maximal unsympathisch. Wenn ich das mit englischsprachigen Real-Foren vergleiche, das sind einfach Welten. Da vergisst man nicht vor jedem Spiel wieder, um welchen Verein es sich handelt. Kritik wird auch dort geübt, aber nicht auf so eine vernichtende, lächerliche und besserwisserische Weise.

Darum auch schön, dass der Beitrag so viel Feedback auch von Leuten wie @Leonidas_1, @rezac, @DonAlonso oder @mmafr erhalten hat. Viele viele viele, vor allem stille Mitleser sind derart genervt von diesem ewigen Nörglertum.
 

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