Mal bitte den Teufel nicht an die Wand, ich wollte vor der
Remontada noch zweimal ruhig schlafen!!!


Sorry nochmal, ich hoffe du konntest trotzdem gut schlafen

ist ja nochmal gut gegangen und so war der Schock kurz vorm Spiel nicht ganz so schlimm.
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Zuletzt lief einiges gut für Madrid, wenn vorher es immer eher schief ging. Der Kader ist vollzählig, man hatte Glück bei den Auslosungen, man konnte drei Punkte aus dem Camp Nou stehlen, hat in drei Spielen 8 Punkte auf Platz 1 aufgeholt und gestern Abend konnte man das Ergebnis umdrehen, was zuvor nur zwei andere umdrehen konnten. Das entscheidende Tor wurde sogar von Cristiano per Freistoß erzielt werden, was so ungewöhnlich ist, dass man es als Zeichen ansehen könnte. Aber auch ohne ins mystische abzudriften, sieht man dass sich die Dynamik im Bernabéu verändert hat.
Es ist legitim alles eben genannte als reines Glück abtun zu wollen, möglicherweise ist dem auch so, aber die erfolgreichsten Menschen sagen in der Regel, dass Glück nicht geschenkt wird. Bei Madrid kann man die Ankunft Zidane als Wendepunkt ansetzen und analysiert man die Zeit, erkennt man, dass es taktisch viele Neuheiten mit sich gebracht hat, aber nicht viele positive. Sein Madrid ist anders, aber nicht unbedingt besser als das vorherige. Aber Fußball ist mehr als nur Taktik und in den anderen Aspekten scheint Zidane doch einen positiven Effekt ausgeübt zu haben. Zum Beispiel in der Verfassung von Cristiano Ronaldo und wenn der Portugiese gut drauf ist, musst du zu den besten Teams des Kontinents gehören, um ihn aus dem Europapokal zu kicken.
Das kleine Wolfsburg kam ins Bernabéu mit einem 2-0 Vorsprung, gleicher Spielanlage wie im Hinspiel und eine Lampenfieber. Ganz normal, dass sowas erstmal einige Minuten benötigt, um sich anzupassen. Also tendierte man dazu viel zu schnell sich dem eigenen Tor anzunähern, das machten sie sobald Marcelo, Kroos oder Modric ein paar Meter mit dem Ball machten und so ließ man Zidanes überforderte Mannschaft wie eine aussehen, die drauf und dran war, ihre Ziele zu erreichen. Nicht unbedingt wegen der Anzahl der herausgespielten Chancen (ausreichend aber nicht mehr), sondern wegen des guten Pressings, das man nachging, wenn man den Ball weit vorne verloren hat. Die Schwachstelle IV war gar nicht gefordert.
Nach 17 Minuten kamen die ersten Tore von Cristiano und Wolfsburg fand ihren Mut, um die Anweisungen des Trainers besser umzusetzen. Wolfsburg konnte ihr Passspiel mit einer gar komischen Leichtigkeit aufziehen und auch wenn Keylor nur zwei Mal echte Gefahr aus vereinzelten Chancen verspüren konnte, war das ganze für das Umfeld gar nicht gut. Es kam der Eindruck auf, dass es die Gäste waren, die die Art des Spiels bestimmt haben.
Wolfsburg hat sich im zweiten Teil der ersten Hälfte ziemlich wohl gefühlt, zum Teil weil ihre hohe Verteidigung sich als ein Risiko gezeigt hat, das sich gelohnt hat. Die Möglichkeit einen Pass im Rücken der Abwehr zu spielen war immer da, aber hat das Spiel derer negativ beeinflusst, die mit 5 gespielten Pässe die Zügel zu dem Sieg in der Hand hielten.
Zum einen, weil man zu sehr geneigt war, den kurzen Weg zu gehen und so viele Bälle herschenkte. Zum anderen, weil die höhere Abwehr auch ein höheres Mittelfeld bedeutete, das selten überspielt werden konnte, weil die Gastgeber ihr eigenes nie die nötige Balance geben konnte. Während der Rest der Mannschaft nicht brillant, aber stimmig eingestellt ist, hat man beim Trio Casemiro Kroos Modric die Formel noch nicht gefunden.
Casemiro ist praktisch unsichtbar, wenn Madrid den Ball hat, und wartet nur darauf, dass man den verliert, um wieder ins Spiel einzusteigen. Mit zwei Spielern aktiv an der Mittellinie, spielt niemand zwischen den gegnerischen Linien. Lediglich Ronaldo konnte mal Dante und Naldo entwischen und den gutem Luis Gustavo austricksen und mal als Verbindung dienen, aber nicht oft genug, um das Defizit auszugleichen. So waren die Pässe meistens horizontal, bis der lange Ball auf BBC gespielt wurde.
Die Verletzung Draxlers war für Madrid dann eine Erleichterung. Es hatte keinen sofortigen Einfluss, aber allmählich wurden beiden Seiten klar, was dies bedeutete. In der zweiten Halbzeit kam Wolfsburg immer weniger aus der eigenen Hälfte und war zahnlos, wenn sie es taten (nur sieben Pässe im vordersten Viertel und davon nur eines aus dem Zentrum). Real Madrid war etwas konstanter und tauschte 43% Ballbesitz vom 2-0 bis zum Ende der ersten Hälfte in ein beruhigenderes 60% und mit Carvajal (geniales Spiel, er erinnert mich an Michel Salgado) über rechts stoßend und Benzema über links in seiner dribblendste Rolle, konnten die Blancos langsam Gefahr kreieren, bis zum Freistoß Ronaldos.
Es bleibt zu sagen, dass Zidane von der Bank sehr konservativ und langsam erschien. Ich glaube die meisten haben gedacht, dass mit Isco oder James auf dem Feld - und somit die Verbindung zwischen den Linien - Wolfsburg nicht in der Lage gewesen wäre durchzustehen. Man muss sicher nicht zu komplex denken, um Zidane verstehen zu können. Er glaubt sicher, dass Casemiros defensiver Input notwendig ist und nach dem 3-0 war er ein Titan bei den hohen Bällen und ihn rauszunehmen für Spieler, die aufgrund ihrer Form keine Sicherheiten sind, ist zu viel Risiko, wenn die Situation nicht danach verlangt.
Aber gut, ohne schwer vorstellbarem Wunder wird die Situation danach verlangen. Real Madrid widerfährt viel gutes und Weise Menschen werden sagen, dass das seine Gründe hat, aber beim Fußball ist das so, dass wenn die Dynamik keinen Fußball generiert, sie sich bald verflüchtigt. Und ein Halbfinalist der wird Ronaldo rauskicken können, wenn sein Madrid nicht auf dem notwendigen Niveau agiert.