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CL Viertelfinale: Real Madrid vs. VFL Wolfsburg

Ich schließe mich den Einschätzungen von @Fenomeno und @Raúl_R7 weitestgehend an. Taktisch war das kein Hochgenuss und ließ sehr viel zu wünschen übrig, dafür haben Einstellung und Kampfgeist diesmal gestimmt. Nicht gut, aber spektakulär!

Kritisch muss man fragen, warum man so ein Feuerwerk nicht schon in Wolfsburg, zumindest in der 2. HZ, abgebrannt hat, ein 3:1 dort wäre doch allemal besser gewesen als ein 2:0 – ein Auswärtstor ist in den KO-Runden eigentlich ein Muss!

Wie in meiner Voreinschätzung angedacht, war es vor allem der VFL, der das Ding selbst vergeigt hat, @Fenomeno hat es ausgezeichnet getroffen: Vor dem Spiel hatte ich die Einschätzung gelesen, dass Madrid nicht die Mannschaft sei, um ein 0-2 umzudrehen, aber Wolfsburg eine, die ein 2-0 Vorsprung verspielen könnte.

Im Ernst, dass war seitens der Wölfe nichts Halbes und nichts Ganzes: Hinten nicht kompakt genug und unaufmerksam, ließen sich leicht ausspielen. Beim 1:0 darf schon die Hereingabe von Dani so nicht passieren und wenn doch, dann muss zum Ball gegangen werden und Cristiano darf nicht so „mir nichts dir nichts“ vor dem Tor auftauchen (zum Glück eben doch!). Nach vorn war man wiederum zu harmlos, nicht zwingend genug. Der frühe Ausfall von Draxler war für die Wölfe dasselbe wie für uns der frühe Ausfall von Benzema im Hinspiel, die verballerten Chancen beim Gustavo-Distanzhammer und dem Schuss von Henrique waren für Madrid das an diesem Abend verdiente „Glück des Tüchtigen“. Taktik und Matchplan waren von Hecking nicht schlecht gewählt: Vermutlich sollte der erste Sturmlauf der Blancos überstanden und dann bei der zwangsläufig eintretenden Erschöpfung der Gastgeber auf Offensive umgestellt und das vorentscheidende Auswärtstor erzielt werden. Aber Plan und Umsetzung sind eben immer zwei verschiedene Dinge! Mental kamen die VFL-Spieler vermutlich nicht mit der Favoritenrolle zurecht, die sie nach dem Hinspiel nun einmal innehatten und die Kulisse in Madrid mit dem ganzen „Drumherum“ wird wohl auch das ihre beigesteuert haben. Außerdem hatten sie eben ein Spiel mehr in den Knochen, während der Großteil unserer Akteure sechs Tage zum Aufladen hatte – die Fitness war sicherlich ein wesentlicher Faktor.

Während man also in bezug auf den VFL sagen kann, dass ein guter Plan schlecht umgesetzt wurde, gilt für Real Madrid wohl das Gegenteil bzw. die alte Weisheit „Lieber einen schlechten Plan gut umsetzen, als umgekehrt“. Von daher klare Parallelen zum Spiel im Camp Nou.

In Bezug auf die taktische Entwicklung der Mannschaft halte ich das freilich für bedenklich. Die Kritikpunkte an Casemiro sind schon ausreichend angeführt worden, ich fand sein Spiel am Dienstag sogar sehr schwach. Die Wertung von REAL-TOTAL war sehr geschmeichelt, praktisch haben Kroodric oft sowohl die 6, als auch die 8 besetzt und Casemiro war nicht mehr als ein lebendes, bewegliches Hindernis für den Gegner. Wenn das seine Aufgabe in Zidanes Plan war, gut, aber man kommt schon ins grübeln! Ich werfe auch nochmal in den Raum, dass ich uns, entgegen dem, was zum Teil in den Artikeln im REAL TOTAL Magazin zu lesen ist, mit Casemiro nicht sicherer gegen Konter empfinde, als ohne. Wenn Konterbemühungen der Gegner wenig Erfolg haben, dann lag dies doch vor allem daran, dass die Abwehr ihre Aufgabe erfüllte bzw. dass die ganze Mannschaft mitgearbeitet hat.

Jetzt das Positive: Moralisch war das ein sehr wichtiger Sieg! Insbesondere für den „Mythos Bernabeu“, der in den letzten Spielzeiten, nicht zuletzt durch Atletico, gelitten hatte. Es kann sehr gut sein, dass wir die Furcht des Gegners vor dem Spiel in Madrid schon im Halbfinale wieder benötigen. Auch für die Mannschaft selbst war es sehr wichtig, denn gerade solche „unmöglich“ scheinenden Spiele geben Vertrauen in die eigene Kraft und das ist im Fußball eine der wichtigsten Grundlagen! Im Kampfsport – und Fußball gehört dazu – entscheidet letztlich vor allem auch die Moral und mangelnde Einstellung ist (nicht zu Unrecht!) ein häufiger Vorwurf an das Real Madrid der letzten Spielzeiten. In diesem Sinn war es ein überragendes Spiel und ein Cristiano als „Leader“ und Anheizer der Massen war schon allein die ganze Aufregung wert.
 
Guter Punkt mit Draxler - Benzema. Der Vergleich ist mir gar nicht in den Kopf gekommen.
Was Casemiro und seiner Note angeht, keine Ahnung welche er bekommen hat, aber ich fand ihn individuell nicht schlecht. Bloß seine Rolle ist extrem undankbar. Aber wie soll man das in eine Note ausdrücken? Deswegen finde ich das mit den Noten oft schwierig. Er hätte nicht 180 Minuten bestritten, wenn er nicht so blöd den Weg versperren sollte (so wirds sicher ausgedrückt, aber es letztlich das, was bei rumkommt ).
 
Guter Punkt mit Draxler - Benzema. Der Vergleich ist mir gar nicht in den Kopf gekommen.
Was Casemiro und seiner Note angeht, keine Ahnung welche er bekommen hat, aber ich fand ihn individuell nicht schlecht. Bloß seine Rolle ist extrem undankbar. Aber wie soll man das in eine Note ausdrücken? Deswegen finde ich das mit den Noten oft schwierig. Er hätte nicht 180 Minuten bestritten, wenn er nicht so blöd den Weg versperren sollte (so wirds sicher ausgedrückt, aber es letztlich das, was bei rumkommt ).

Ich fand Benzemas frühen Ausfall im Hinspiel mindestens ebenso wichtig wie die strittige Elfmeterentscheidung gegen uns. Im 4-3-3 mit BBC und Casemiro als "wandelnder Barrikade" ist Karim nach ganz vorn hin unser einziger kreativer Kopf und der einzige, der auch mal etwas substantieles "durch die Mitte" entwickeln kann. Ganz abgesehen von seiner hervorragenden Ballverarbeitung und Schusstechnik... Jese kann das von seinen Fähigkeiten her leider nicht ausgleichen. Er ist zwar sehr schnell und arbeitet besser nach hinten, das nützt aber in der Situation, in der wir uns da befanden, d.h. bei einem 2:0 Rückstand gegen eine kompakte, physisch starke Abwehr nicht sehr viel. Im Rückspiel war der Wechsel dagegen volkommen richtig, da Wolfsburg nun aufmachen musste, wenn sie noch etwas erreichen wollten und Jese damit seine Stärken einbringen konnte. Abgesehen davon, dass Benzema auch erschöpft war...
Draxler ist zwar vom Spielerprofil her nicht mit Benzema vergleichbar, aber soweit ich es beurteilen kann (sehe mir VFL-Spiele meistens nur in der Zusammenfassung an) ist er der offensive Kreativspieler der Wölfe. Ein Max Kruse, der ohnehin nicht in Form ist (mal abgesehen von den privaten Eskapaden), kann da keinen vollwertigen Ersatz bieten. Außerdem war Draxler einer der wenigen, die am Samstag zuvor nicht gespielt hatten, insofern hat Hecking einen seiner wenigen frischen Spieler sehr früh eingebüßt.

Nochmal zu Casemiro: Ich gebe Dir Recht, Zidane wird sich schon etwas dabei denken, sonst würde er ihn nicht ständig in dieser Rolle aufbieten. Ob es sinnvoll ist, steht freilich auf einem anderen Blatt. Vielleicht lassen wir uns darüber mal unter "Kader, Taktik, Rotation" aus?
 

Heutige Geburtstage

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