Schön gespielt und gewonnen ergreift mich emotional mehr als dreckig gespielt und gewonnen. Schön gespielt und verloren ergreift mich emotional mehr als dreckig gespielt und verloren. Und, ja, auch schön gespielt und verloren ergreift mich emotional mehr als dreckig gespielt und gewonnen. Meiner Meinung nach geht es v.a. um Emotionen. Ohne die ist jeder Erfolg nämlich nichts.
Nun, dann haben wir scheinbar stark voneinander abweichende (Lebens-) Philosophien und entsprechend Vorlieben bzw. Prioritäten. Da Du das Emotionale besonders hervorgehoben hast: Ich persönlich bevorzuge die Euphorie des Erfolges gegenüber dem Leid der Tragik. Die freudestrahlenden Mienen der „Blancos“ nach dem denkbar knappen Sieg im San Siro geben mir mehr als die niedergeschlagenen Gesichter der „Matratzen“. Insofern werden wir bei einer Diskussion über „pro vs contra“ Zidane nicht wirklich auf einen Punkt kommen, da hier fundamental andere Grundansichten aufeinanderprallen und ich eine Diskussion über Lebensphilosophien im Internet für noch weniger zielführend halte als beispielsweise Debatten über Trainings- und Ernährungspläne auf Eisensportseiten.
Betreffs der in meinen Augen generell bei vielen Madridisti und Fußballfreunden – darunter nicht nur ausgesprochene Zidane-Kritiker – überzogenen Ansprüche gab es vor einiger Zeit einen Beitrag auf „Madridismo“. Verliert Madrid, ist generell alles schlecht und Schei… , gewinnt Madrid knapp, war es ein schlechtes Spiel, gewinnt man klar, hätten es mehr Tore und noch mehr Dominanz sein können und gewinnt man haushoch und absolut dominant, war der Gegner einfach schlecht. Siehe
@Raúl_R7 in Bezug auf das letzte Derby. Dasselbe Atletico, welches Barca im Camp Nou ein 1:1 abgetrotzt und die Bauern im Calderon bezwungen hat, ist schlecht, Simeone, von wegen, der kann ja überhaupt nichts, konnte noch nie was, wissen wir ja alle…
Tatsache ist, dass Fußball kein Individualsport ist wie die diversen Kraftsportarten, Turnen, Laufen etc., bei denen der Athlet vom Agieren der Konkurrenten weitestgehend unbehindert handeln kann und tatsächlich ganz primär von seiner eigenen Leistung abhängig ist. Im Fußball läuft es aber, genau wie beim Individualkampfsport wie Boxen, Ringen, MMA etc., auf eine Interaktion mit dem Gegner hinaus. Da kann die eigene Fitness und der Fähigkeitenstand noch so toll, der Matchplan noch so ausgetüftelt sein, der Gegner redet immer das allerentscheidendste Wort mit. Wir ganzen Tastaturmaulhelden (ich schließe mich mit ein) könne hier sonst was für super Taktiken 1-0-9, 9-0-1 oder 1-8-1 entwerfen und diskutieren, uns darüber auslassen, ob Müller, Meyer, Schultze diese oder jene Position oder überhaupt spielen soll und den theoretisch allergenialsten Matchplan entwerfen. Es gibt dort immer noch eine andere Mannschaft, die ganz genau das Gegenteil will bzw. sich nach Kräften bemühen wird, unser Konzept scheitern zu lassen und hingegen das eigene durchzusetzen. Sicher kann man die Details kritisieren und sich darüber auslassen, schlechte Fitness, dumme Aufstellungen, unkluge Wechsel, erkennbare spielerische und taktische Defizite usw. Aber dauerhaft herumzumeckern, dass die Spiele „nicht schön genug sind“, obwohl wir seit Zidanes Amtsantritt die beste Bilanz national und international haben, zeugt für mich teilweise von abgehobener (Internet-) Klugscheißerarroganz und einer (unbewussten) Verachtung und Geringschätzung unserer Gegner. Darauf basierend dann den Trainer in Frage zu stellen, aber gleichzeitig zu kritisieren, dass es keine Konstanz im Verein gibt, ist dann in meinen Augen nicht nur sehr fragwürdig, sondern auch widersprüchlich bzw. bezeichnend für eine im Ganzen undurchdachte Nörgelei. Um es vorerst damit bewenden zu lassen und diesen „Faden“ nicht noch mehr zu einer weiteren generellen Zidane-Diskussion verkommen zu lassen: Ich sehe auch vieles, was Zidane macht, sehr kritisch, meine Position zu seinem Liebling Casemiro ist bekannt, hoffentlich ebenso, dass mir seine Geringschätzung für James sehr missfällt. Über verwaiste Zonen des offensiven Mittelfeldes müssen wir gar nicht erst Reden, wenn ich ihn einen „Trainerlehrling“ nenne, meine ich das ganz wertfrei so. Trotzdem liefert er, und dass seit seinem Amtsantritt besser als all die anderen „Super, Super“ Trainer. Zu dem ganzen Thema evtl. mehr im Laufe der nächsten Woche...
Vorerst von meiner Seite genug davon, Sporting Gijon wird – entsprechend meiner Ausführungen weiter oben – alles daran setzen, unseren Plan zu vereiteln und den eigenen durchzusetzen, ich gehe zumindest davon aus, dass sie erfolgreich sein und nicht nur schön spielen wollen. Wir werden also leiden und Intensität zeigen müssen!