Da gabs mal so nen Spruch wie man als "Anhänger" die Spieler bewertet. So auf die Art wenn man 1:0 gewinnt, hätte man 3:0 gewinnen müssen. Wenn man 3:0 gewonnen hat, wars nicht schön genug. Gewinnt man 7:1 und spielt schön, war der Gegner schwach...
Es scheint mir so, als würde man es einigen einfach nicht recht machen können.
Natürlich spielt der Gegner mit. Die Frage ist so alt wie der Fußball selbst: "War ich so stark, oder der Gegner so schlecht?" Ich finde die Wahrheit liegt immer irgendwo in der mitte.
Klar dass Brasilien nach dem 2 zu Null gebrochen war. Das liegt aber an 2 Dingen.
A) Sie haben die Angst vorm Ausscheiden mehr in den Köpfen als den Glauben ans weiterkommen - self fullfilling prophicy
B) Sie haben gewusst, dass man gegen Deutschland mit 2:0 nicht mehr zurückkommt - zumindest SIE nicht.
Kurz um. Sie haben aufgegeben.
Wenn ich mir aber das Spiel anschaue vor dem 2:0. Deutschland hat überragend taktiert. Ich kann die ganzen Löw-Hater nicht verstehen. Er hat absolut was drauf. Gerade im taktischen Bereich. Die scheiße über Italien interessiert mich nicht mehr. Auch dort hat ein eigenfehler das Spiel entschieden und nicht die Taktik. Aber Trainer nimmt man halt dann die Verantwortung.
Gegen Brasilien wurde alles gemacht um dieses Brasilien zu knacken mit einer Selbstverständlichkeit die erschüttert eiskalt war. Die gingen da rein wie Eiswürfel. Lediglich Boateng wirkte unsicher in 1-3 touches. Auch Höwedes hat ein paar Mal den Ball schlecht geklärt, aber sonst? Das war erste Sahen. Jeder Konter hat massive Gefahr ausgestrahlt. Die Zwischenräume die durch das schlechte Konzept von Brasilien (hier war der gegner schlecht) wurden gnadenlos bespielt (hier war man selbst gut).
Wie viele Spiele sehen wir im Fußball wo der Gegner x Fehler im Spiel macht und die andere Mannschaft nicht in der Lage ist diese zu nutzen??? Wie oft sehen wir im Fußball Spiele wo man 20 Schüsse aufs Torabfeuert und am Ende trotzdem ausscheidet, weil man das Tor nicht trifft? Wie oft sehen wir im Fußball eine Team, das den Sack zu machen müsste nach einer Führung aber in sich zusammenfällt und sich dann zurückzieht um die Führung zu halten, anstatt noch einen drauf zu setzen? (Wieder Angst vor dem Verlust von dem was man hat größer, als die Lust zum Risiko den Sieg zu holen...)
Real Madrid ist da auch nicht von gesichert. Wir führten gegen Bayern 2:0 und haben uns dann zurückgezogen und den Gegner wieder ins Spiel gebracht usw... Das ist Fußball. Das geht vor allem im Kopf ab.
Deutschland hat auf einer Art und Weise weitergespielt und die Chancen kreiert und genutzt wie man es selten gesehen hat. Das war Konsolen-Fußball. Querpässe bei eingeschobene Tore.
Klar kann man sich jetzt hinstellen und sagen aber Brasilien war doch geistig schon weg. Aber auch dann muss man das alles mal so bespielen. Auch dann muss man weiter machen. Laufen. Hinten derart diszipliniert dicht machen.
Ich habe ein Team gesehen dass gerade nach dem Schweden spiel wusste, auch bei einem 5:0 ist das Ding noch nicht durch. Das Team muss man mir zeigen, dass über 90 verdammte Minuten eine derart hohe konztentrationsspanne oben hält obwohl man schon so hoch führt. Brasilien hat sich einige Chancen erzwungen in HZ 2 und man hat fokussiert dagegen gehalten. Wenn die da bis zur 55 Minute 2 Tore schießen, steht es 5:2 und im Fußball ist plötzlich wieder alles möglicih. Gerade in Deutschland wunder es mich wie gesagt, dass man da nicht lobt, dass man aus seinen Fehlern gelernt hat.
Ich habe ein Team gesehen, dass sich dieses Spiel um keinen Preis mehr nehmen lassen wollte. Man hatte den Ehrgeiz auch zu 0 zu spielen. Allein das zeigt die Mentalität dieser Truppe. Das sind Winner-Typen. Ob sympathisch oder nicht ist völlig egal. Als Fußballsympathisant, muss man doch die Qualität in dieser Mannschaft gut finden.
Wenn man sich anschaut wie andere Teams einklappen. Wie Spanien zb. dieses Jahr eingeklappt ist, die Spannung nach der 1:0 führung gegen Holland beispielsweise nicht halten konnte. Keinen Schalter mehr zum umlegen hatten usw... da gibt es klare Qualitätsunterschiede zum DFB.
Das war historisch und wird so wohl nicht mehr passieren. Aber die Höhe ist auch ein Grund der extremen Entschlossenheit dieses Teams. Ein Klose der nochmal die hammer motiviation hat zu treffen für seinen Rekord. Ein Müller der noch um die Torjägerkrone kämpft. Schürrle als hungriger Joker usw. usw. Die hohe Anzahl in diesem Team von Spielern die sich zurücknehmen und sich in den Dienst der Mannschaft stellen, in dem sie andere Positionen spielen. Von Özil, Boateng, Lahm bis Höwedes. Da geht es auch um Mentalität. Der ganze Kader wurde genutzt. Mustafi bekam Vertrauen - mag fußballerisch nicht ganz oben stehen. Aber menschlich im Team wurde sehr viel getan um einen Teamgeist zu erreichen, der in diesem Turnier in meinen Augen nur bei kleinen absoluten Kampfmannschaften zu sehen war. Das ist der große Trumph der deutschen und das ist auch der Verdienst von Löw und dem DFB selbst der geduldig dieses Generation gemeinsam heranwachsen ließ.
Spanien haut nen Fremdkörper Diego Costa da vorne rein, spielt ein spiel, dass ihnen fremd ist bzw. dann wenn man aufs alte spiel zurückfällt dem Costa fremd ist... Die waren satt, nicht so hungrig, haben aus Fehlern nicht gelernt usw... Im Prinzip das genaue Gegenteil von Deutschland dieses Turnier. Geschweige denn die taktische Varianz die man hat. Die hat nur Van Gaal mit Holland. Der dort ebenfalls eine junge Truppe mit Qualität zum Team geformt hat.
Es ist auch in der Nationalmannschaft Gott sei Dank so kompliziert wie bei den Vereinsmannschaften. Die größten Individualisten gewinnen kein Turnier mehr. Das hat Brasilien 2002 das letzte Mal geschafft und wir wissen ja warum. Einem großen Bock eines der größten Torwärte überhaupt.
2006 hat Italien als Einheit geglänzt und sich effektiv durchgekämpft. 2010 hat Spanien mit seinem Fußball als Team gewonnen und waren völlig eingeschworen rund um die starke Generation von Barcelona. 2014?
Brasilien ist out. Ob Argentinien diesen Kampf und diesen Willen auch zeigen kann im kollektiv werden wir heute Abend sehen. Diese beiden Facetten erkenne ich bei Holland aber mehr und ich denke, dass sich diese Qualitäten bei diesem Turnier eher durchsetzen werden, solange man seine eigene Leistung abruft.
Deutschland hat gestern 100% ihrer Qualität abgerufen und es ging alles auf. Der Strich von Schürrle ist Sinnbild für das was da gestern passiert ist. Da war eine Mannschaft die jeden Fehler ausnutzte und Tore schoss.
Fehler passieren in jedem Fußballspiel zu hauf. Es ist nur nicht immer einer zur Stelle, der ihn sofort eiskalt ausnutzt.
14 Torversuche von Deutschland. 12 davon aus dem Spiel heraus und 7 Tore geschossen.
18 Torversuche von Brasilien. 16 davon aus dem Spiel heraus und 1 Tor geschossen.
Ich denke nichts spricht soviele Bände wie diese Statistik. Deutschland hat Brasilien nicht mals so einseitig an die Wand gespielt wie man es von einigen Spielen schon gesehen hat, aber es wurde jeder Fehler eiskalt in Tore umgemünzt. Wer also hier an dem Deutschland spiel kein Lob und keine Anerkennung für deren geschlossene Leistung sieht, hat in meinen Augen eine Brille der Antipathie auf.
Von den Jubelarien kann man sich nichts kaufen. Es waren nur 90 Minuten. Am Sonntag sind neue 90 Minuten. Aber die Art wie man hier in diesem einen Spiel triumphierte hat Anerkennung verdient in meinen Augen.