Auch wenn die Hoffnung noch so klein ist. Ich würde mir nach wie vor wünschen, dass Zidane von seinem starren, auf Sicherheit bedachten 4-3-3 abweicht.
Möglichkeiten gebe es viele. Das 4-2-3-1 ist absolut legitim und wurde weiter oben schon von mir thematisiert.
Auch interessant wäre ein 4-2-2-2. Perez kauft eigentlich seit Jahren dafür ein (wissentlich?) und es würde unserem Spielermaterial durchaus entgegen kommen. Profitieren könnte vor allem einer, der momentan gar keine Rolle spielt. Nämlich Luka Jovic. Und langfristig könnte Mbappe seinen Landsmann Benzema in einem System beerben, das er aus Monaco-Zeiten noch sehr gut kennt.
Vorweg: Dieses System ist generell ein offensives. Arbeiten alle mit (Dass das Team dies kann, hat es heuer bewiesen) kann man damit aber auch defensiv sehr kompakt stehen.
Wie könnte die potentielle Stammelf damit aussehen? Aktuell am ehesten so:
------------Hazard-------Benzema---------------
---------Isco------------------Ödegaard-----------
---------------Kroos----Casemiro-----------------
Mendy------Ramos---Varane--------Carvajal
-------------------Courtois----------------------
Hazard und Benzema als Sturmduo. Beide sind spielstark und können je nach Situation auch auf die Flügel ausweichen. Tendentiell würde ich Karim zentraler agieren lassen, während Eden mehr die Kombinationen auf Links suchen könnte. Ich denke, beide würden davon profitieren. Der Belgier wäre näher am Tor und hätte mit Isco und dem aufrückenden Mendy mehr unterstützung als aktuell im 4-3-3, in dem er meist sehr isoliert ist und sich die Bälle von weit hinten holen muss. Und Benzema hätte im Zentrum mehr Mitspieler zum Kombinieren. Außerdem bräuchte man ihn dank den beiden 10ern dahinter nicht mehr so dringend beim offensiven Spielaufbau, er könnte sich also viel mehr auf seinen Job, das Toreschießen, konzentrieren.
An Alternativen mangelt es mit Jovic, Vinicius und Rodrygo hier nicht. Vini sehe ich primär auf der Hazard-Position, auch wenn er sie natürlich wieder anders interpretiert. Es könnte ihm gut tun, näher beim Tor zu spielen. Rodrygo und Jovic würde das System mMn sowieso zugute kommen. Goes ist eh mehr Stürmer als Flügelspieler und Luka hat in Frankfurt sicher nicht zufällig in einem Doppelsturm brilliert. Er selbst hat auch schon gesagt, am liebsten neben und nicht anstelle von Karim starten zu wollen (war letztes Jahr, der Wunsch ist aber sicher noch aktuell).
Zwei offensive Spielmacher hinter den Stürmern sorgen für (mehr) Kreativität und Präsenz im Zentrum. Dieses System wäre wie geschaffen für Isco, der in Malaga in einer ähnlichen Rolle "groß" wurde und endlich wieder eine Daseinsberechtigung im Kader hätte. Auf der anderen Seite würde ich momentan Ödegaard in der Pole Position sehen. Er kann dort all seine Stärken einbringen und wäre defensiv nicht ganz so gefordert wie im 4-3-3.
Meine Herausforderer wären hier Asensio für Isco (beides tendentiell die torgefährlicheren Spieler) bzw Modric für Ödegaard (beides eher die defensiveren, die ein Spiel auch von hinten aufziehen können). Langfristig wären hier aber auch Kubo und Brahim interessante Alternativen.
Kroos und Casemiro bilden die Doppel-Sechs. Mein Ideal wären hier zwar zwei spielstarke Arbeiter (Prime-Modric, ein verletzungsfreier Verratti, Paul Scholes etc) aber seien wir uns ehrlich, Casemiro ist unter ZZ gesetzt und Kroos wird hier wohl in Rente gehen. Aber auch der Deutsche und sein brasilianischer Arbeitskollege könnten hier ein starkes Duo bilden. Kroos in der Rolle des tiefliegenden Spielmachers, Casemiro als Abräumer und "Wasserträger". Beide machen also das, was sie aktuell schon machen, Toni nur eine Ebene weiter hinten, was den Vorteil hat, dass er a) das ganze Feld vor sich hat und b) defensiv weniger weite Wege gehen muss. Gemein gesagt: er muss nicht nach hinten laufen, weil er schon hinten ist. Langfristig könnte hier Camavinga sehr viel Sinn machen, Valverde sowieso!
Hinten: Business as usual. Und bitte weg von dem Experiment mit den Inverted Fullbacks. Mendy und Carvajal sind am stärksten, wenn sie die Außenbahn rauf und runter laufen können. Genau das sollen sie in diesem System auch machen. Rackern, hinterlaufen, für Breite sorgen und situativ gefährliche Flanken aus dem Halbfeld schlagen (nur nicht hohe 1000 Flanken blind rein wie unter Zidane 1.0)
Alternativ kann man das Ganze auch mit Hazard als LZOM statt Isco spielen lassen und Karim entweder Jovic oder Vinicius/Rodrygo zur Seite stellen. Mir persönlich wäre das dann schon einen Tick zu offensiv. Wichtig ist auch der kleine aber feine Unterschied zu einem konventionellen 4-4-2. Deshalb hätten Bale oder Lucas hier auch nichts verloren und darum würde ich Vini nicht ins Mittelfeld stellen (kann man situativ machen, wenns die Brechstange braucht).
Mannschaften, die dieses System schon erfolgreich gespielt haben sind u.a. Villarreal und City unter Pellegrini, Jardims Monaco mit Mbappe und die Red Bull Filialen in Salzburg und Leibzig unter Schmidt bzw Hasenhüttel/Ragnick. Lang davor haben Sachis Milan und das Brasilien der 70er-Jahre darin brilliert. Wobei man dazusagen muss, dass manche dieser Trainer das System eher als asymmetrisches 4-3-3 (mit einem 10er auf dem einen und einem Flügelstürmer auf dem anderen Flügel), bzw 4-2-4 interpretierten. Aber ich will nicht zu weit ausholen.
Was ich u.a. an dem System liebe, ist dass du mit ein und derselben Aufstellung auf Ballbesitz spielen lassen, tief den Ball halten und/oder wildes Pressing betreiben kannst. Im Idealfall beherrscht eine Mannschaft all diese Facetten.
Was denkt ihr? Hirrngespinst oder realistische Alternative zum 4-3-3?