Darüber kann man wohl ewig streiten, schon nur daher, dass jeder Erfolg und "Madridismo" für sich anders definiert. Persönlich stehe ich irgendwo dazwischen. Z.B. sehe ich das neue Stadion jetzt nicht zwingend als "Verkauf der Seele", die Form des Stadions wurde gewahrt, der Rest ist ein wohl notwendiges Übel, oder wir würden irgendwann abgehängt. Perez ist Fluch und Segen in vielerlei Hinsicht, die finanzielle Stabilität spricht für sich, er hat die finanziellen und teilweise sportlichen Grundlagen für viele Erfolge gelegt, auf der anderen Seite steht er sich halt oft selber im Weg, sei es bei der Trainerwahl, dem fehlenden Sportdirektor, dem Umgang mit der eigenen Jugend, dem Festhalten an Spielen, Transferwirwars. Am Ende ist niemand perfekt, auch Perez nicht. Wo ich
@Iago Blanco durchaus recht gebe, ist, dass unter Perez eine Art "Pseudo Madridismo" entstanden ist. Los Galacticos, Zidanes y Pavones, eigene Jugend ist vor allem eine Einnahmequelle, Globalisierung, Macht und Geld um jeden Preis. Wir fluchen heute über Scheichklubs und endlose Geldmassen (teilweise zurecht), haben aber die Grundlagen dazu teilweise selber gelegt, Quasi die Geister, die ich rief. Es sind die Werte, die oft mit Perez und dem heutigen Real in Verbindung gebracht werden, aber nicht zwingend dieselben waren, die den Verein gross gemacht haben, und die viele vor allem ältere Fans zu schätzen und lieben gelernt haben.
Mein persönliches grösstes Problem mit Perez ist eine fehlende gewisse (gelebte) Demut, die viele Legenden dieses Vereins, allen voran aber Santiago Bernabeu, ausgezeichnet hat, weshalb ich Perez trotz allen Erfolgen auch nie mit einer Stufe mit letzterem sehen werde. Und damit verbunden viel Heuchelei. Bernabeu war auch sehr ehrgeizig und visionär, hat dabei aber nie seine Demut und Wurzeln vergessen und ging mit Freund wie Feind gleich respektvoll um. Als man United nach dem Horrorflugzeugabsturz geholfen hat, oder Valencia nach schlimmen Überschwemmungen geholfen hat, sind nur 2 von x Beispielen. Bernabeu hat alle respektiert, Spieler, Trainer, Funktionäre, Mitarbeiter, Fans, Gegner, Rivalen, alle, und wurde entsprechend von allen respektiert. Perez verhält sich nicht immer so. Z.B. lobt er ihm Interview die Socios, aber er hat schon mehrfach offen gezeigt, dass er sie ohne zu zögern überstimmen würde, um seinen Willen durchzusetzen, ausserhalb der durch die praktisch unerfüllbaren Bedingungen zur Präsidentschaftskandidatur eh garantierten Wiederwahl alle 4 Jahre hat er für sie nicht viel übrig, Dasselbe gilt für viele, Spieler, Trainer, Legenden, Gegner, wirtschaftlichen Gegner, wer sich widersetzt, wir eliminiert und/oder verachtet. Perez ist ein Top Manager mit allen Vor und Nachteilen, erfolgsorientiert, rigoros, gefühlskalt. Erfolgreich war es oft, manchmal geplant, manchmal eher zufällig, emotional fällt es einem aber manchmal schwer, das ganze bedingungslos zu feiern.
Real Madrid 2021 ist vieles. Eine Weltmacht, finanziell und wirtschaftlich stabil, sportlich erfolgreich und in vielen Bereichen führend. Einiges davon hat man Perez zu verdanken, anderes hat schon lange vor ihm existiert und ist auch trotz ihm bestehen geblieben. Ob das die Vision war, die Bernabeu damals hatte, als er Real aus der Asche des Bürger und 2ten Weltkriegs und unter dem Franco Regime zum erfolgreichsten Klub des 20 Jahrhunderts formte, schwer zu sagen.