Iago Blanco
El equipo- Registriert
- 23. Mai 2017
- Beiträge
- 4.829
- Likes
- 16.810
- Punkte für Erfolge
- 472
Quo Vadis Fede?
Wohin mit dem Fanliebling?
Längst ist Federico Valverde im Estadio Bernabéu einer der Publikumslieblinge. Sein aufopfernder Spielstil, seine bescheidene Art, seine Geduld … mit all diesen Attributen hat er die Herzen des Madridismo erobert.
Auch am Rasen hat er sich im Laufe der vergangenen Spielzeit einen fixen Platz erkämpft – allerdings auf einer Position, die mehr nach Kompromiss als Dauerlösung schreit. Es wirkte, als wollte Trainer Carlo Ancelotti auf die fürs Team so wertvollen Eigenschaften von Valverde genauso wenig verzichten wie auf das angestammte Mittelfeldtrio „KMC“ (Kroos-Casemiro-Modric). So geschah es, dass der Mittelfeldspieler oftmals als rechter Angreifer auflief. Zumindest theoretisch, denn realtaktisch war er überall auf dem Platz zu finden, jagte Ball und Gegner hinterher und stopfte Löcher, wo sie sich auftaten. Defensiv war diese Rolle nachvollziehbar. Offensiv hingegen war man mit Fede am rechten Flügel viel zu harmlos. Auch wenn ihm auf jener Position einige wichtige Assists gelangen: langfristig kann das weder für Valverde, noch fürs Team die beste Taktik sein.
Die Frage ist also: In welcher Rolle – bzw auf welcher Position – kann Madrids Nummer 15 dem Team am meisten geben? Und wo kann er sein eigenes Spiel auf ein (noch) höheres Level heben?
Aber der Reihe nach:
Die Anfänge
Am Tag seines 18. Geburtstags unterschreibt Federico Valverde bei Real Madrid. Ganz ohne Tamtam wechselt der Uruguayer um nur 5 Mio Euro von seinem Jugendclub Peñarol zu Real Madrid, wo er vorerst für die Castilla, das zweite Team, spielt (30 Einsätze, 3 Tore, 1 Vorlage).
Das erste Mal auf höchstem Club-Niveau aufzeigen kann er in der darauffolgenden Spielzeit (17/18) bei Leih-Club Deportivo La Coruña. Schon dort lässt er aufblitzen, was ihn heute als Spieler ausmacht: unermüdlicher Einsatz, eine gute Zweikampfführung und taktische Flexibilität. Egal, ob als „6er“, Box-to-Box oder gar Speerspitze in der Mittelfeldraute. Fede hinterlässt Eindruck, weshalb es nicht verwunderte, dass die Blancos ihn im darauffolgenden Sommer wieder zurückbeordern.
Zidane schätzt seine Tugenden
Trainer Zinedine Zidane plant Valverde wenig überraschend vorerst als Ergänzungsspieler, doch wird schnell ersichtlich, dass der Franzose die Tugenden seines neuen Schützlings immens schätzt. Eine davon ist Geduld. In Madrid nimmt Valverde nämlich jene Rolle ein, die davor Mateo Kovacic inne hatte, der im selben Sommer zu Chelsea London ging, weil er nicht mehr warten wollte, bis einer aus dem Stammmittelfeld in Rente geht. Anders als sein indirekter Vorgänger, der bei seinem Wechsel immerhin „schon“ 25 ist, hat Valverde jede Menge Zeit, um das Mittelfeldtrio Kroos-Casemiro-Modric zu sprengen. Die Voraussetzungen stimmen also.
In seiner ersten Saison kommt er immerhin auf 25 Spiele für Madrids Profi-Mannschaft. In Spielzeit zwei sind es bereits 43. Unvergessen ist hierbei vor allem seine Rettungstat im Supercopa-Finale gegen Stadtrivale Atletico Madrid. Mit einer Grätsche gegen Alvaro Morata, die besser getimt gar nicht hätte sein können, holt er sich in Minute 115 die Rote Karte – und rettet seine Mannschaft ins Elfmeterschießen, das Madrid 4-1 gewinnt.
Alle Schützen verwandeln sicher, doch der Held des Abends heißt Federico Valverde. Die Madridistas wussten immer schon nicht nur schöne Tore und Tricks zu schätzen, sondern auch Kampfgeist. Spätestens diese Aktion war also der Schlüssel in die Herzen von Real Madrids Fans. Selbst der geschlagene Trainer des Erzrivalen konnte nicht anders, als die Aktion bewundern. Diego Simeone hätte es selbst nicht besser machen können.
Seine Wichtigkeit stellt Fede auch in der Folgesaison unter Beweis, der Sprung in die Stammelf sollte aber trotzdem noch auf sich warten lassen. Auch weil Coach Zizou nach kurzzeitigem Formations-Experiment mit fünf Mittelfeldspielern (4-3-2-1) wieder hauptsächlich auf seine drei Musketiere im bewährten 4-3-3 setzt. Aber der Uruguayer beschwert sich nicht, gibt auf jeder Position und in jedem Match 110%.
Zum Ende der Saison nimmt Zidane (wieder) seinen Hut und unter Nachfolger Ancelotti werden die Karten neu gemischt. Oder doch nicht?
Carlo verleiht Fede Flügel.
Vorerst bleibt unter dem neuen Trainer viel beim Alten. Valverde bekommt seine Einsätze aber das etatmäßige Zentrum besteht weiterhin aus Toni Kroos, Casemiro und Luka Modric. Das Trio hat zwar immer wieder Schwächephasen, ist aber in den „Big Games“ gesetzt. Die Konstellation mit Casemiro als kämpfenden „Staubsauger“, Kroos als Taktgeber und Alleskönner Modric als offensivere 8 funktionierte nicht umsonst jahrelang so gut. Man kennt einander blind, lässt sich durch keinen Gegner und Spielstand aus der Ruhe bringen.
Trotzdem sind es in der Spielzeit 21/22 die jungen Wilden, die für den Club die Kohle aus’m Feuer holen. Allen voran: Federico Valverde.
Ancelotti bringt ihn gegen Ende der Saison überraschend als nominellen rechten Angreifer. Zwar ist die Position neu, der Spielstil bleibt aber der gleiche: Valverde ist überall auf dem Platz zu finden, stopft Löcher, rennt Gegnern nach und prescht mit schnellen Läufen nach vorne. Und auch wenn es am Platz oft ein wenig planlos wirkt, was die Nummer 15 da macht – es bringt den nötigen Erfolg. Valverde wird zur ersten Option auf RA und den Balancespieler und Passgeber am rechten Flügel.
Wie und wo geht es weiter?
Nach drei Jahren Federico Valverde weiß man in Madrid, was man mit diesem Spieler auf jeder Position und zu jeder Zeit bekommt. Die Frage ist, ob man sich auch bewusst ist, was man nicht bekommt?
Für die meisten Fans ist klar, dass der mittlerweile 23-jährige einmal Luka Modric beerben wird. Ich persönlich bin skeptisch, ob er dafür der geeignete Kandidat ist. Denn gegen 90% der Gegner ist Real Madrid Favorit und muss durch kreative Lösungen auf engstem Raum Abwehrketten überwinden. Das kann ein Luka Modric – aber kann das auch Fede Valverde? Auch auf die Gefahr hin, mich hier zu irren, behaupte ich: nein.
Dazu kommt, dass man hier mit Shootingstar Eduardo Camavinga einen Spieler in den eigenen Reihen hat, der für die Modric-Nachfolge mMn besser geeignet ist. Der junge Franzose vereint Kampfgeist mit Spielwitz, ist sich für keinen Zweikampf zu schade und kann, im Gegensatz zu Valverde, ein Spiel dirigieren. Darüber hinaus gibt es im Kader auch noch Dani Ceballos, von dem Ancelotti viel zu halten scheint.
Im Zentrum hat der Trainer also neben Kroos, dessen Vertragsverlängerung im Raum steht, genug Optionen. Und die Casemiro-Nachfolge scheint mit 80-Mio-Neuzugang Aurélien Tchouameni ebenfalls geklärt.
Die logische Konsequenz wäre demnach, Fede weiterhin am rechten Flügel wirbeln zu lassen. Aber auch das sehe ich als suboptimal an. Nennt mich einen Pessimisten, aber Valverde ist keiner, der die Torgefahr eines Bale oder die Technik eines Di Maria besitzt, um am rechten Flügel eine echte Waffe auf Weltklasse-Niveau zu sein. Selbst die heroischen Champions League-Spiele haben gezeigt, dass man offensiv sehr leicht auszurechnen ist, wenn vorne Benzema und Vini auf sich alleine gestellt sind. Zwar gelangen Fede einige wichtige Keypässe aber sein Repertoire ist in meinen Augen dann doch sehr limitiert für diese Position. Da würde ich viel lieber Madrids Shootingstar Nr. 3 auf dieser Position sehen: Rodrygo Goes.
1113 Wörter und wir stehen wieder bei der Eingangsfrage: wo plant man langfristig mit Federico Valverde? Ist er wirklich der richtige fürs ZM bzw. gar die RA-Position? Man kann als Madridista nur hoffen, dass Carlo Ancelotti sich diese Fragen nicht nur längst gestellt, sondern auch schon eine passende Antwort gefunden hat. Denn auch die Geduld eines Valverde wird irgendwann zu Ende sein.
Wohin mit dem Fanliebling?
Längst ist Federico Valverde im Estadio Bernabéu einer der Publikumslieblinge. Sein aufopfernder Spielstil, seine bescheidene Art, seine Geduld … mit all diesen Attributen hat er die Herzen des Madridismo erobert.
Auch am Rasen hat er sich im Laufe der vergangenen Spielzeit einen fixen Platz erkämpft – allerdings auf einer Position, die mehr nach Kompromiss als Dauerlösung schreit. Es wirkte, als wollte Trainer Carlo Ancelotti auf die fürs Team so wertvollen Eigenschaften von Valverde genauso wenig verzichten wie auf das angestammte Mittelfeldtrio „KMC“ (Kroos-Casemiro-Modric). So geschah es, dass der Mittelfeldspieler oftmals als rechter Angreifer auflief. Zumindest theoretisch, denn realtaktisch war er überall auf dem Platz zu finden, jagte Ball und Gegner hinterher und stopfte Löcher, wo sie sich auftaten. Defensiv war diese Rolle nachvollziehbar. Offensiv hingegen war man mit Fede am rechten Flügel viel zu harmlos. Auch wenn ihm auf jener Position einige wichtige Assists gelangen: langfristig kann das weder für Valverde, noch fürs Team die beste Taktik sein.
Die Frage ist also: In welcher Rolle – bzw auf welcher Position – kann Madrids Nummer 15 dem Team am meisten geben? Und wo kann er sein eigenes Spiel auf ein (noch) höheres Level heben?
Aber der Reihe nach:
Die Anfänge
Am Tag seines 18. Geburtstags unterschreibt Federico Valverde bei Real Madrid. Ganz ohne Tamtam wechselt der Uruguayer um nur 5 Mio Euro von seinem Jugendclub Peñarol zu Real Madrid, wo er vorerst für die Castilla, das zweite Team, spielt (30 Einsätze, 3 Tore, 1 Vorlage).
Das erste Mal auf höchstem Club-Niveau aufzeigen kann er in der darauffolgenden Spielzeit (17/18) bei Leih-Club Deportivo La Coruña. Schon dort lässt er aufblitzen, was ihn heute als Spieler ausmacht: unermüdlicher Einsatz, eine gute Zweikampfführung und taktische Flexibilität. Egal, ob als „6er“, Box-to-Box oder gar Speerspitze in der Mittelfeldraute. Fede hinterlässt Eindruck, weshalb es nicht verwunderte, dass die Blancos ihn im darauffolgenden Sommer wieder zurückbeordern.
Zidane schätzt seine Tugenden
Trainer Zinedine Zidane plant Valverde wenig überraschend vorerst als Ergänzungsspieler, doch wird schnell ersichtlich, dass der Franzose die Tugenden seines neuen Schützlings immens schätzt. Eine davon ist Geduld. In Madrid nimmt Valverde nämlich jene Rolle ein, die davor Mateo Kovacic inne hatte, der im selben Sommer zu Chelsea London ging, weil er nicht mehr warten wollte, bis einer aus dem Stammmittelfeld in Rente geht. Anders als sein indirekter Vorgänger, der bei seinem Wechsel immerhin „schon“ 25 ist, hat Valverde jede Menge Zeit, um das Mittelfeldtrio Kroos-Casemiro-Modric zu sprengen. Die Voraussetzungen stimmen also.
In seiner ersten Saison kommt er immerhin auf 25 Spiele für Madrids Profi-Mannschaft. In Spielzeit zwei sind es bereits 43. Unvergessen ist hierbei vor allem seine Rettungstat im Supercopa-Finale gegen Stadtrivale Atletico Madrid. Mit einer Grätsche gegen Alvaro Morata, die besser getimt gar nicht hätte sein können, holt er sich in Minute 115 die Rote Karte – und rettet seine Mannschaft ins Elfmeterschießen, das Madrid 4-1 gewinnt.
Alle Schützen verwandeln sicher, doch der Held des Abends heißt Federico Valverde. Die Madridistas wussten immer schon nicht nur schöne Tore und Tricks zu schätzen, sondern auch Kampfgeist. Spätestens diese Aktion war also der Schlüssel in die Herzen von Real Madrids Fans. Selbst der geschlagene Trainer des Erzrivalen konnte nicht anders, als die Aktion bewundern. Diego Simeone hätte es selbst nicht besser machen können.
Seine Wichtigkeit stellt Fede auch in der Folgesaison unter Beweis, der Sprung in die Stammelf sollte aber trotzdem noch auf sich warten lassen. Auch weil Coach Zizou nach kurzzeitigem Formations-Experiment mit fünf Mittelfeldspielern (4-3-2-1) wieder hauptsächlich auf seine drei Musketiere im bewährten 4-3-3 setzt. Aber der Uruguayer beschwert sich nicht, gibt auf jeder Position und in jedem Match 110%.
Zum Ende der Saison nimmt Zidane (wieder) seinen Hut und unter Nachfolger Ancelotti werden die Karten neu gemischt. Oder doch nicht?
Carlo verleiht Fede Flügel.
Vorerst bleibt unter dem neuen Trainer viel beim Alten. Valverde bekommt seine Einsätze aber das etatmäßige Zentrum besteht weiterhin aus Toni Kroos, Casemiro und Luka Modric. Das Trio hat zwar immer wieder Schwächephasen, ist aber in den „Big Games“ gesetzt. Die Konstellation mit Casemiro als kämpfenden „Staubsauger“, Kroos als Taktgeber und Alleskönner Modric als offensivere 8 funktionierte nicht umsonst jahrelang so gut. Man kennt einander blind, lässt sich durch keinen Gegner und Spielstand aus der Ruhe bringen.
Trotzdem sind es in der Spielzeit 21/22 die jungen Wilden, die für den Club die Kohle aus’m Feuer holen. Allen voran: Federico Valverde.
Ancelotti bringt ihn gegen Ende der Saison überraschend als nominellen rechten Angreifer. Zwar ist die Position neu, der Spielstil bleibt aber der gleiche: Valverde ist überall auf dem Platz zu finden, stopft Löcher, rennt Gegnern nach und prescht mit schnellen Läufen nach vorne. Und auch wenn es am Platz oft ein wenig planlos wirkt, was die Nummer 15 da macht – es bringt den nötigen Erfolg. Valverde wird zur ersten Option auf RA und den Balancespieler und Passgeber am rechten Flügel.
Wie und wo geht es weiter?
Nach drei Jahren Federico Valverde weiß man in Madrid, was man mit diesem Spieler auf jeder Position und zu jeder Zeit bekommt. Die Frage ist, ob man sich auch bewusst ist, was man nicht bekommt?
Für die meisten Fans ist klar, dass der mittlerweile 23-jährige einmal Luka Modric beerben wird. Ich persönlich bin skeptisch, ob er dafür der geeignete Kandidat ist. Denn gegen 90% der Gegner ist Real Madrid Favorit und muss durch kreative Lösungen auf engstem Raum Abwehrketten überwinden. Das kann ein Luka Modric – aber kann das auch Fede Valverde? Auch auf die Gefahr hin, mich hier zu irren, behaupte ich: nein.
Dazu kommt, dass man hier mit Shootingstar Eduardo Camavinga einen Spieler in den eigenen Reihen hat, der für die Modric-Nachfolge mMn besser geeignet ist. Der junge Franzose vereint Kampfgeist mit Spielwitz, ist sich für keinen Zweikampf zu schade und kann, im Gegensatz zu Valverde, ein Spiel dirigieren. Darüber hinaus gibt es im Kader auch noch Dani Ceballos, von dem Ancelotti viel zu halten scheint.
Im Zentrum hat der Trainer also neben Kroos, dessen Vertragsverlängerung im Raum steht, genug Optionen. Und die Casemiro-Nachfolge scheint mit 80-Mio-Neuzugang Aurélien Tchouameni ebenfalls geklärt.
Die logische Konsequenz wäre demnach, Fede weiterhin am rechten Flügel wirbeln zu lassen. Aber auch das sehe ich als suboptimal an. Nennt mich einen Pessimisten, aber Valverde ist keiner, der die Torgefahr eines Bale oder die Technik eines Di Maria besitzt, um am rechten Flügel eine echte Waffe auf Weltklasse-Niveau zu sein. Selbst die heroischen Champions League-Spiele haben gezeigt, dass man offensiv sehr leicht auszurechnen ist, wenn vorne Benzema und Vini auf sich alleine gestellt sind. Zwar gelangen Fede einige wichtige Keypässe aber sein Repertoire ist in meinen Augen dann doch sehr limitiert für diese Position. Da würde ich viel lieber Madrids Shootingstar Nr. 3 auf dieser Position sehen: Rodrygo Goes.
1113 Wörter und wir stehen wieder bei der Eingangsfrage: wo plant man langfristig mit Federico Valverde? Ist er wirklich der richtige fürs ZM bzw. gar die RA-Position? Man kann als Madridista nur hoffen, dass Carlo Ancelotti sich diese Fragen nicht nur längst gestellt, sondern auch schon eine passende Antwort gefunden hat. Denn auch die Geduld eines Valverde wird irgendwann zu Ende sein.
Zuletzt bearbeitet: