Agree to disagree passt wohl am besten. Ich würd mir nur wünschen, dass du auch mal genau beschreibst, wie du es stattdessen machen würdest.
Wie schon öfters versucht, zu erklären:
Fokus weg vom Finanziellen, hin zum Sportlichen.
Das erste, was es mMn bräuchte, wäre ein
Sportdirektor, dem man vertraut und der in allen sportlichen Belangen weitgehend freie Hand hat. Damit einhergehend: ein einheitliches Spielsystem, an das sich alle Altersklassen in der Cantera zu richten haben. Das würde die Einbindung von eigenen Talenten enorm erleichtern – viel mehr noch, als wenn die Castilla eine Klasse höher spielt.
Das heißt aber für mich auch:
Stellenwert der Castilla erhöhen. Man sollte sie nicht nur dafür nutzen, Geld durch Spielerverkäufe zu machen (nichts anderes passiert hier seit Jahren), sondern sollte auch hier den besten von ihnen eine faire Chance geben, sich in der A-Mannschaft etablieren zu können. Sonst werden wir unter Perez keinen neuen Raul oder Casillas, ja nicht einmal einen neuen Nacho oder Lucas Vazquez (klingt jetzt despektierlich, meine ich aber gar nicht so).
Junge Talente auch von außerhalb Spaniens zu holen, finde ich grundsätzlich gut. Hier sollte man aber
nicht auf Masse oder Hype setzen, sondern immer schauen: gibt es auf dieser Position Bedarf? Habe ich diesen Spielertypen schon im Kader?
Dann kann's gar nicht passieren, dass man jemanden wie Reinier holt. Selbst bei Rodrygo seh ich es schon kritisch. Er ist als Joker aktuell sehr wertvoll aber langfristig wird man warscheinlich nicht beide jungen LA halten können. Aber mal sehen. Ich will jetzt hier auch nicht so weit gehen und ihn als Fehlkauf abstempeln, dafür war er letzte Saison zu wichtig und es muss ja auch nicht jeder Stammspieler sein, um wichtig sein zu können.
Ich kann Transfers wie Brahim oder Lunin gar nichts abgewinnen, denn sie sind für mich reine finanzielle Investitionen - ich behaupte, es war nie der Plan, dass die hier eine sportliche Rolle spielen. Das meinte ich mit opportunistisch in meinen letzten Beitrag. Man wollte einfach nur Geld machen. Du kannst jetzt natürlich sagen, das stimmt nicht und vielleicht hast du Recht. Mir drängt sich aber bei manchen Transfers dieser Eindruck auf. Auch Vinicius Tobias scheint mir in diese Kategorie zu fallen.
Stars günstiger, weil kurz vor Vertragsende, zu holen, finde ich per se auch nicht verkehrt. Ich denke nur, man kann nicht immer auf diese Spieler warten. Wenns der Kader benötigt, muss man eben auch mal mehr und früher Geld in die Hand nehmen. Aber da sind wir eh einer Meinung. Man muss außerdem aufpassen, dass man die Gehälter nicht zu sehr aufbläht mit dieser Strategie.
Für mich hängt in Summe viel mit dem Punkt fehlende sportliche Führung zusammen: Gibts einen Sportdirektor und eine einheitliche Spielphilosophie, haben es die Canteranos leichter und ein Trainer (der dann im Idealfall auch weniger oft wechselt, weil er zur Philosophie passt) leichter, zu schauen, welcher Spielertypen man nur zukaufen muss, auch das Scouting kann man dahingehend optimieren usw …
Selbst der Stadionumbau ist für mich eine Spiegelung des
Fokus aufs Geld: Hauptsache viele Geschäfte und Einnahmen. Schon klar, dass man sich in gewisser Weise verkaufen muss. Aber es steht mir eben zu sehr im Mittelpunkt.
Eigenes Flugzeug (ja, das hatte man wirklich), Real Madrid-Themenpark, Scheichs als Sponsor … das sind alles Dinge, die Größenwahn schreien und für mit den Werten von Real Madrid nicht mehr einhergehen.
Sportlich zehrt man immer noch von drei Jahren Jose Mourinho. Fällt mir schwer, das zuzugeben, aber der verrückte Portugiese hat hier vieles bewirkt und den Grundstein für die späteren Erfolge gelegt. Davor und danach gab es in meinen Augen wenig Plan. Ja, manches hat sich etwas gebessert aber am Ende des Tages holt man nach wie vor hauptsächlich Namen (sie sind halt jetzt ablösefrei und/oder jünger), ohne groß zu schauen, ob die passen. Stichwort Hazard+Vini+Rodrygo innerhalb von drei (?) Jahren. Kann mir doch keiner erzählen, dass da ein sportlicher Plan dahinter war.
Mag sein, dass ich manchmal dazu neige, zu viel zu jammern und phasenweise übersensibel bin. Aber ich hab aus den unterschiedlichsten Gründen einfach längst die Nase voll von Perez und allem, wofür er in seiner viel zu langen Amtszeit bisher stand. Auch der Umstand, dass sich innerhalb des Vereins kaum oder gar kein (?) Widerstand regt, kotzt mich einfach nur an. Er hat seine Idee von Madridismo längst in die Köpfe der Fans gepflanzt. Für die heißt Madridismo Stars und Titel. Das allein ist aber nicht, wofür Real Madrid stehen sollte. Es ist nur ein Teil des großen, "echten" Madridismo.
PS: Trotzdem bin ich Perez auch für einige Dinge dankbar. Für mich könnte er auch gerne bleiben, wenn er endlich das Sportliche in fähige Hände legt. Genauso wie Scouting, Marketing und Finanzen bereits in fähigen Händen sind. Aber das, woraus für mich als Fan am Ende ankommt, ist eben der Sport.