Und wiederholt gehst du auch nur halb auf meine Argumente ein.
Ich versuchs ja, aber du machst es einem auch nicht einfach...
[...]Wenn du sehr wenig Platz hast und deine ergatterte Torchancen schon fast aus Extremsituationen entstehen (zB Rodrygo aus der Drehung), dann brauchst du nochmal mehr Chancen, weil das schwer zu verwertende Dinger sind.
Und ich glaube nicht, dass man immer auf das Glück warten sollte. Vielmehr sollte man es erzwingen und noch mehr Chancen herausholen, wenn es am Glück fehlte. Insbesondere wenn dein Gegner gut verteidigt, können nur Chancen aus Überraschungsmomenten entstehen, die schwerer sind, in Tore umzumünzen. Einfacher machst du es dir, wenn sich deine Offensivspieler ohne Ball mehr bewegen, mehr Chancen kreieren und ein besseres Stellungsspiel haben.
Das ist halt - in meinen Augen - eine sehr theoretische Herangehensweise. Es ist ja nicht so, dass dir tiefstehende Mannschaften Chance um Chance auf dem Silbertablett offerieren. Das macht ja gerade deren Qualität aus. Umgekehrt ist es auch nicht so, dass spielstarke Mannschaften quasi nach Belieben solche Gegner filetieren können. Auch Barca, ManCity, P$G und Co. haben sich schon schwer getan gegen so agierende Teams wie Atlético. Viel mehr offensive Bewegung, als wir aktuell in unserem fluiden 4-4-2 haben, ist schwer vorstellbar, wenn man nicht die Konterabsicherung dafür opfert.
Wenn Vini an den Gegner vorbeikommt, ist das oft nicht vielversprechend gewesen, weil keiner im
Zentrum stand, um den Spielzug zu Ende zu spielen. Sowas muss deutlich besser abgestimmt werden.
und ich sah kein schlechtes Madrid gestern. Nur in der Offensive fehlt da weiterhin Organisation, Struktur, Abgestimmtheit und ein weiterer Offensivspieler.
Ancelotti ist kein Strukturgeber, das sehen wir beide gleich - das hat gewiss Vor- und Nachteile.
Was den fehlenden Strafraumstürmer angeht, kann man es auch anders sehen. Gerade der nicht so agil-bewegliche Joselu hat zwar ein Tor gemacht, ist aber sonst - und die Vergangenheit hat das für die meisten Mittelstürmer gezeigt - bei der Atléti-IV gut aufgehoben. Du machst dich mit ihm stärker ausrechenbar als wenn du die Abschlussspieler tendenziell aus dem Rückraum kommen lässt. Aber dafür war Bellingham gestern zu tief; das ist also - im Unterschied zu anderen Spielen - definitiv nicht aufgegangen.
Daher wäre ich nominell eher mit Kroos Tchouameni gestartet und Valverde und Modric erstmal auf die Bank, damit Joselu im Sturm die gegnerische Verteidigung beschäftigen kann. Sodass Belingham auch mehr den 8er spielt. Danach kann man immer noch Valverde und Camavinga früh ins Spiel bringen und Mendy gegen Fran auswechseln. Aber mit Mendy gegen tiefstehende Mannschaften zu starten, ohne einen MS? Das halte ich dann doch schon für ein auf das „Glück setzen“. Die Aufstellung ist viel zu defensiv und daher wird man sich weiterhin schwer tun, gegen tief stehende Gegner in Führung zu gehen.
Das Starten mit Kroos-Tchouaméni kann ich nachvollziehen und hätte ich - theoretisch, d.h. ohne den Fitnesszustand der Jungs zu kennen - wohl auch so gemacht. Du unterschlägst freilich, wohin dann Camavinga gehen soll. Auf die Valverde-Position? Dann sähe ich auf jeden Fall die Balance gefährdet, weil Carvajal ziemlich oft weit aufrückt und Camavinga keiner ist, der im Stellungsspiel ähnlich defensiv-risikoavers denkt wie Valverde.
Was den fehlenden MS angeht: zum Einen siehe meine Argumentation oben, zum Anderen weiß ich nicht, ob es mit Mendy + MS besser gewesen wäre, weil er bekanntlich weder viel hinterläuft noch (regelmäßig gute) Flanken schlägt. Mit Fran + MS wäre es jedenfalls balancetechnisch wieder sehr gefährlich geworden, weil Vini einfach zu wenig defensive Arbeit macht und Bellingham so schon brutale Räume zu beackern hat.
Nach dem Barcelona Spiel vorhergesagt und ausgelacht worden und man siehe da, man fliegt aus der Copa gegen eine tiefstehende Mannschaft.
Das ist mir jetzt zu simpel. Weder habe ich gesehen, wo du ausgelacht worden wärst, noch ist man allein wegen deiner taktischen Problemnennungen aus der Copa geflogen. Du solltest schon auch berücksichtigen, dass Atléti eine Ruhewoche hatte, während wir ein physisch wie mental anstrengendes Finale auszutragen hatten.
Es spielen am Ende immer noch zwei Mannschaften auf dem Platz und Atletico hat wirklich eine gute Performance abgeliefert und es unser gut spielenden Mannschaft schwer gemacht. Nichtsdestotrotz gibt es auf unserer Seite viele Mängel. Während wir noch nicht unser Maximum ausschöpfen, tun es unsere Gegner und so entstehen dann ausgeglichene Perfomances.
Das klingt jetzt nicht danach, dass wir gerade eine Serie von 20 (?) ungeschlagenen Spiele hatten, wobei die meisten Partien in meiner Erinnerung nicht auf Messers Schneide standen oder wir glücklich in der 90. Minute 1:0 gewonnen haben (was zB auf einige der letzten Barca-Spiele zutrifft). Wir sind ziemlich souverän durch die CL-Gruppe marschiert, waren in beiden Supercopa-Spielen die dominante und siegreiche Mannschaft.
Ehrlicherweise muss ich sagen: Ich bin etwas skeptisch, ob wir unter Ancelotti und bei diesem Kader nicht tatsächlich unser Maximum erreicht haben. Ja, gewisse Schräubchen könnte man noch drehen - teilweise stimmen wir da überein, teilweise sehen wir das unterschiedlich. Aber es sind eben "Schräubchen" und nicht "Schrauben". Joselu ist kein Weltklasse-9er, wir haben keinen offensiv wie defensiv gleichstarken LV im Kader, wir haben derzeit nicht mal einen echten Ersatz-IV. Daher denke ich, wir sind aktuell (d.h. seit der Hinrunde ab etwa Anfang Oktober) schon bei etwa 95% unseres maximalen Leistungsvermögens. Die restlichen 5% sind für mich nur über außergewöhliche Tagesverfassung und Spielglück/Flow erreichbar.
Kommen wir so halbwegs auf einen gemeinsamen Nenner?
