Das Ergebnis täuscht so ein bisschen über unsere spielerische Leistung hinweg, auch wenn wir am Ende hätten höher gewinnen können. Ich will jetzt nicht alles wiederholen, was ich die letzten Mal schon gesagt habe, aber zwei Dinge sind mir dann doch aufgefallen.
1.
Modric darf in dieser Mannschaft eigentlich kein Spieler für die erste elf sein. Der Gute ist bald 40 und das merkt man auch unglaublich an seiner Physis, die eigentlich nicht mehr konkurrenzfähig ist. Dennoch war er gestern, neben Jude, der beste Mann auf dem Platz. Was mich dabei extrem stört, ist, und das haben ja auch einige andere vor mir schon gepostet, dass er einfach unser mit Abstand bester Spielgestalter ist. Und ich habe so die Befürchtung, dass unser geplantes Mittelfeld aus Tchouameni, Valverde und Camavinga nie auf dieses spielerische Niveau kommen wird.
Bei Tchouameni war das auch nie geplant. Er war und ist als klarer Abräumer geplant und ist allein aufgrund seiner physischen Konstitution schon gar nicht dafür geeignet, weil er viel zu groß und unbeweglich ist. Außerdem fehlt es da auch an der Technik.
Bei Fede gilt fast das gleiche. Auch er ist technisch zu schwach und zu wenig kreativ.
Der einzige, bei dem ich Hoffnung hätte, wäre Camavinga, wobei der technisch nicht auf dem Niveau von Modric ist und auch oft zu hektisch ist. Bei ihm hat man das Gefühl, dass alles immer ganz schnell nach vorne gehen muss. Stichwort Roch n‘ Roll.
Ceballos könnte das eigentlich auch, macht aber oft zu wilde Dinge und bleibt auch viel zu lange am Ball. Bei ihm habe ich immer das Gefühl, dass er aus jeder Ballaktion eine Welklassenummer machen möchte, sich dabei dann aber zu oft verzettelt.
Carlo muss sich hier defensiv was einfallen lassen, um das auszugleichen, wenn Modric nicht wieder Stammspieler werden soll. Und bisher hat er das nicht geschafft. Modric ist gegen bessere Mannschaften eigentlich keine Option mehr, da er viel zu einfach überlaufen werden kann. V.a. gegen den Ball sind wir da gefühlt einer weniger.
2.
Carlo ist viel zu ängstlich und das strahlt auch auf die Mannschaft aus.
Gestern wollten wir offensichtlich ein hohes Pressing spielen. Jedoch fanden wir nicht den Mut, mit ausreichend Spielern nach vorne zu gehen. Es wurde maximal mit 4 Spielern gepresst, obwohl man einen mehr gebraucht hätte. Im Ergebnis konnten wir Girona so daher nie zu Ballverlusten zwingen. Meistens konnten die sich spielerisch befreien, da dann doch immer ein Spieler frei stand. Daher auch mal der kurze Ausraster von Bellingham. Hier hat einfach der Mut gefehlt, mit mehreren Spielern zu pressen, was sich am Ende als Fehler herausstellte: Viel Laufarbeit ohne Ertrag.
Den fehlenden Mut sah man aber auch in der Defensive. In der ersten Halbzeit lies sich Valverde oftmals als zusätzlicher Spieler in die Abwehrreihe fallen, sodass wir am Ende mit 5er Kette spielten. Für mich signalisiert das einfach nur Angst vor dem Gegner und einem Gegentreffer und ich kann mir gut vorstellen, dass das auf das Selbstvertrauen der Mannschaft negativ abfärbt. Die Botschaft lautet für mich: „Wir können spielerisch nicht mithalten, also parken wir hinten den Bus“. Der Fokus liegt hier auf dem Reagieren, anstatt auf dem Agieren und dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten bzw. die eigene Stärke.
Und am Ende standen wir dadurch defensiv auch nicht stabiler. Sobald der Gegner über die Außen hinter die Kette kommt, bringt einem der zusätzliche 3. IV meist nicht viel.
Die Angst zeigt sich auch immer wieder an Carlos Auswechselungen. Warum wechselt Carlo immer so spät? Ganz einfach, weil er unseren Einwechselspielern nicht vertraut. Darum rotiert er auch so wenig. Und soetwas kann extrem am Selbstvertrauen der Spieler kratzen.
Und hier geht es ja auch nicht darum Endrick, Güler etc. Spielzeit zu schenken, sondern um unsere Stammspieler wie Mbappe, Vini, Rodrygo, Jude etc. zu schonen.
Kein Wunder also, dass das Team nicht vor Selbstvertrauen strotzt.
Nagelsmann hat das Thema Mut letztens in einem Interview angesprochen:
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat interessante Einblicke in die Welt des Fußballs gewährt.
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Jetzt bin ich gespannt auf Dienstag, Gott sei Dank wieder mit Vini
Nachtrag:
In einer eingespielten Truppe zeigt der Mitspieler mit seinem Laufweg normalerweise dem ballführenden Spieler den Passweg an. Dass der ballführende Spieler seinem Mitspieler mit einer Handgeste anzeigen muss wohin er laufen soll, wirkt schon sehr amateurhaft.