Champions League Viertelfinale und dann noch gegen Atletico Madrid. Darüber lässt sich stundenlang austauschen. Nicht zuletzt, weil es eine so häufige Auseinandersetzung war, sodass man einige Erwartungen hat.
Um nicht zu stark auszuschweifen behandele ich im Vorfeld mal ein Aspekt der Begegnung, die mir sehr wichtig erscheint.
Atletico Madrid hat zwei Eigenschaften, die nicht sehr gut miteinander kompatibel sind. Sie verteidigen am besten tief, aber sind im Kontern nicht sehr stark(vor allem nun ohne Costa). Etwas, was gegen Real Madrid, das sowohl mit Mourinho, als auch mit Ancelotti ein stabiles System hat, neben den schnellsten IV Spaniens, noch schwerer wiegt. Also hat Simeone auf das zurückgegriffen was ihn am meisten liegt um diese Hürde zu bewältigen: das Spiel ohne Ball.
Simeone möchte, dass Pepe-Ramos und Ramos-Pepe die häufigsten Pässe der Blancos sind, also dass die IV den Ball behaupten. Um das zu erreichen, lässt er sie vollkommen frei und zieht die erste Linie zurück, sodass Griezmann und Mandzukic auf Höhe von Kroos und Modric/James(der, der tiefer spielt) sind. Damit sind die Rojiblancos im Vorteil, denn wenn ein Gegenspieler den Ball bekommt, dann mit dem Gesicht zu Iker, was die Ballannahme schwerer und das antizipieren der Stürmer leichter macht.
Dadurch entstehen viele Ballgewinne in den Anfangsminuten, was das weiße Mittelfeld abschreckt, die weil sie nicht nach belieben mitspielen kann, weiter nach vorne rückt. Und selbst wenn dies passiert, verändern die Stürmer Atleticos ihr verhalten nicht. Der Passweg zu Kroos-Modric wird weiterhin geschlossen und die Nr 3 und 4 bleibt komplett frei. Und weil sie nicht sehen, wem sie zuspielen können und keiner im Dribbling und das finden von individuellen Lösungen überragt, ist der lange Ball der häufigste Ausweg. Doch Miranda, Godin und Tiago gewinnen die deutliche Mehrzahl ihrer Luftduelle und ihre Mannschaftskollegen sammeln die Bälle dann auf. Also ein sehr einfacher Ballgewinn für die colchoneros, doch das ist das mindeste.
Hat Atletico nun den Ball, ist Real Madrid zweigeteilt. Pepe und Ramos sind sehr weit vom Rest des Teams entfernt und können keinen Einfluss an das Spiel einnehmen, als wären sie physisch imposante Torhüter, die den Ball nicht mit der Hand annehmen dürfen. Simeone hat es geschafft, dass die beiden nicht teil des Madrider Defensivsystems sind, aber gleichzeitig das Abseits aufheben. Es entsteht ein großer Raum, wo Sergio, Pepe, Kroos und der 8er auf der entgegengesetzten Seite des Balles die jeweiligen Ecken bilden. Griezmann und Mandzukic so zu finden ist nun nicht mehr schwierig. Langer Ball hinein und laufen. Dazu tauchen Koke, Gabi und Arda im Hinterraum auf. Die, die Richtung gegnerisches Tor laufen, haben automatisch einen Vorteil.
Doch bei la Decima war Modric dabei, der auch heute wieder beim Derby dabei ist. Er kann nicht das lösen, was beim 4:0 vorgefallen ist. Kein Fußballer hat diese Qualität. Doch das ausfeilen, was in der Copa del Rey passiert ist, ist ihm möglich. Seit el Cholo diese Maßnahme gegen Madrid ergreift - das 1-0 im ersten Derby gegen Ancelotti - konnte Carlettos Team das Spiel nur mit drei Spielern sauber eröffnen. Die IV sind nach außen rausgerückt und der 6er zwischen ihnen gefallen. Alonso machte das sehr gut, aber sein Talent war nicht ausschlaggebend, denn selbst mit Khedira als 6er konnte man im Finale daraus Profit schlagen. Doch ohne Modric, aus welchen Gründen auch immer, hat Ancelotti es aufgegeben, dies auszuprobieren. Vielleicht war es ohne ihn und mit Kroos sehr tief nicht genug Erfahrung im Mittelfeld für den Italiener. Wenn er heute wieder nicht darauf zugreift, dann war dies nicht die Begründung. Und falls doch, dann haben wir wahrscheinlich wieder ein Spiel mit wenig Chancen. Auf beiden Seiten.