Danke für deine Sichtweise - lese ich in den Weiten des Internets wie auch außerhalb eher selten, dass jemand so klar dafür ist.
Allerdings möchte ich in einem Punkt widersprechen bzw. kann Pérez überhaupt nicht abnehmen, dass er der Retter des Fußballs sein will oder sich so sieht. Vielleicht zum Teil, aber zum viel größeren Teil wird er im Interesse seines von ihm geführten Vereins handeln.
Schauen wir uns mal an, wie Pérez im wesentlichen argumentiert:
"Die UEFA stockt den Wettbewerb mit belanglosen Teams auf" - Geh ich an sich mit, ich brauche z.B. auch keine Conference League. Aber warum darf es für die Mittelklasseteams per se kein internationales Geschäft geben? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mainz oder Freiburg demnächst einen CL-Platz erreichen und da dann nicht auf Anhieb unter die Räder kommen? Und: Dem durchschnittlichen Real-Fan wird ja dadurch nichts weggenommen. Wenn in einer Liga von 18 oder 20 Mannschaften den ersten Sieben oder Acht internationales Geschäft winkt statt nur den ersten Drei, Vier oder Fünf, finde ich das noch nicht inflationär oder aufgebläht. Das ist einfach eine breitere Produktpalette - für die, die bisher gar nicht oder kaum in den Genuss gekommen sind. Wer will, kann nach wie vor nur CL gucken. Oder in Autos: Wenn in meinem Fuhrpark bisher immer ein Porsche stand und daneben jetzt noch ein Seat parkt, dann wird dadurch mein Porsche ja nicht langsamer oder quietscht plötzlich in der Kurve.
"Tennis wird durch die Duelle der Besten gestärkt, warum ist der Fußball nicht so organisiert?" - Hier muss man sich m.E. zuerst fragen, wem man damit dienlich sein will. Für "Neukunden" ist das sicherlich ansprechend, wenn eine Reform ermöglicht, regelmäßig Real, Barca, Bayern, Paris und wie sie alle heißen zu sehen, statt dass es dazwischen auch immer wieder mal "Feyenoord - Monaco" heißt. Aus demselben Grund hatten wir Weltmeisterschaften in Südafrika und Russland. Die, die aber bereits Fan sind, haben, wenn man sich was aus den verbreiteten Meinungen rausziehen möchte, tendenziell keine Lust darauf, "ständig" dieselben handvoll Topklubs zu sehen, einfach weil die Reform es vorgibt. Für die sind die Gipfeltreffen nicht umsonst Gipfeltreffen und würden dann halt mehr oder minder zum Tagesgeschäft verkommen.
"Der Fußball verliere die Führung als Global Player, die jungen Menschen interessieren sich immer weniger für ihn" - Spätestens bei dem Punkt nehme ich ihm die Retter-Rolle nicht mehr ab. Weniger Kunden -> Weniger Geld. Dass Real Madrid langfristig neue Einnahmequellen braucht, um mit den Ölscheichs und ihren Staatsfonds mithalten zu können, ist ja kein Geheimnis.
Habe das jetzt fix gegoogelt, die Aussagen stammen von der Mitgliederversammlung Ende 2022.
Hier bin ich neugierig. Wie soll das funktionieren? Die ausbleibenden Einnahmen durch kostenloses Streaming müssten anderswo wieder reingeholt werden. Wird dann Merch und das Stadionticket noch teurer?
Will die Super League bloß Missstände aufdecken, oder will sie auch Lösungen anbieten? Die finanzielle Kluft würde in jedem Fall noch größer, wenn man "nonstop Topspiele" statt "Getafe gegen Mallorca" wählt?!
Lange Rede kurzer Sinn: Wenn es das Ziel sein soll, den Fußball im allgemeinen in der Welt bekannter und wieder attraktiver zu machen, dann ist der derzeitige Rahmen der SL schon nicht verkehrt. Wenn es allerdings darum geht, die bereits kritischen und gesättigten Fußballfans wieder an den Tisch zu bekommen und den Fußball im allgemeinen wieder attraktiver zu machen, dann sollten die Verantwortlichen hier und da noch mal ein paar Dinge überdenken.