Was genau soll ein Klopp haben was Xabi nicht hat? Das ist komplettes Wunschdenken.
Xabi ist eine Legende bei Real, wenn die Spieler vor ihm keinen Respekt haben, dann werden sie es auch vor einem Klopp nicht haben.
Warum denn auch? Was hat der großartiges erreicht? Selbst nur zweite Liga gespielt, was soll der einem Vini, Mbappe etc. erklären. Milliarden verpulvert für eine CL wo der Gegner Tottenham hieß und eine Premier League.
Falls es ein Autoritätsproblem gibt, wird auch ein Klopp das Problem nicht lösen.
Das ist eine sehr verkürzte Sicht auf Klopp und auch auf das Thema Autorität allgemein.
Autorität im Profifußball kommt nicht zwingend aus der Vita als Spieler, sondern aus der Vita als Trainer. Ob jemand zweite oder erste Liga gespielt hat, ist Vini, Mbappé & Co. vollkommen egal, solange sie wissen, dass dieser Typ sie zu Titeln führt und damit deren Marktwerte maximiert.
Guardiola war ein guter, aber kein all-time-great Spieler. Tuchel war nie ein Star. Mourinho praktisch gar keiner. Trotzdem hören Weltstars ihnen zu, weil ihre Trainerkarriere unbestreitbar ist.
Klopp gehört, rein sachlich, zu den 3 bis 5 prägendsten Vereinstrainern der letzten 20 Jahre. Unabhängig davon, ob man ihn mag oder nicht, hat er zwei schlafende Riesen aus der Versenkung geholt, jeweils zur nationalen Spitze geführt und international wieder relevant gemacht. Mit Liverpool hat er nach Jahrzehnten Titellosigkeit die Premier League geholt, dazu Champions League, mehrfach im Finale gestanden, jahrelang auf Augenhöhe mit Guardiolas City agiert und das mit deutlich kleineren finanziellen Mitteln. Seine Teams gelten als Benchmark für Intensität, Pressing und Mentalität. Das ist kein „Tottenham-CL und eine Liga“, das ist eine Ära, die in England und Europa strukturell mit bestimmt hat, wie Topfußball gespielt wird.
So jemand kommt in eine Kabine und jeder weiß, dass er auf höchstem Level bewiesen hat, dass seine Prinzipien funktionieren.
Das ist eine andere Gesprächsbasis als bei einem Trainer, der noch nie ein Star-Ensemble mit Weltklasse-Egos über mehrere Jahre geführt hat.
Xabi ist ein extrem spannender Trainer, aber noch am Anfang seiner Entwicklung.
Ich bin der Letzte, der Xabi schlechtreden will. Taktisch stark, moderner Ansatz, sehr respektierte Persönlichkeit, Legendestatus im Verein - alles richtig. Aber zwischen Leverkusen / Real Sociedad und einem Kabinentrakt mit Vini, Mbappé, Bellingham, Valverde, Camavinga, Rodrygo etc., der gleichzeitig jedes Jahr CL-Titel als Soll hat, liegen Welten. Bisher hatte Xabi maximal 1-2 Weltstars, jetzt reden wir von einem ganzen Kader voller globaler Marken mit eigenen Teams, eigenen Interessen und eigenen Egos. Eine strukturierte Idee vom Spiel zu haben, ist das eine. Diese Idee gegen sämtliche Eitelkeiten, Berater, Medien und den Madrid-Mikrokosmos über Jahre durchzusetzen, ist eine andere Liga. Genau da ist der Unterschied zu Klopp: Er hat schon bewiesen, dass er eine ganze Generation von Spielern in zwei Ländern kulturell formen kann, nicht nur taktisch.
„Wenn sie Xabi nicht respektieren, respektieren sie Klopp auch nicht“ greift daher zu kurz. Die Frage ist nicht nur ob er eine Legende ist, sondern:
• Trauen die Spieler ihm zu, dass er sie besser macht als jeder andere?
• Wissen sie, dass der Verein im Zweifel ihn über sie stellt?
Bei einem Trainer mit Klopp- oder Pep-Status ist die Wahrscheinlichkeit deutlich größer, dass der Verein seiner Linie folgt, auch wenn große Namen gehen müssen. Das ist die Art Rückendeckung, die du brauchst, um eine echte Philosophie gegen Egos durchzudrücken.
Natürlich wäre auch mit Klopp nicht alles garantiert. Madrid ist ein Biotop für sich.
Aber so zu tun, als wäre er ein überhypter Zweitliga-Spieler, der ein bisschen Glück in Dortmund und Liverpool hatte, ist schlicht nicht seriös.
Man kann total dafür sein, Xabi zu holen. Das bin ich sogar in vielen Szenarien.
Aber wenn wir über Autorität, Standing in der Fußballwelt und nachgewiesene Führungsstärke auf höchstem Level reden, dann sind Klopp und Pep seit einer Dekade eine eigene Schublade.
Xabi kann da irgendwann landen, jetzt ist er aber noch auf dem Weg dorthin.