Für mich ist der Arda ein Win-Win-Win Transfer.
Atletico definiert sich vor allem über 4 Grundlagen: Die gut organisierte Verteidigung, der lange Ball zum Stürmer, den Wunsch zu kontern und der ruhende Ball. Und in keinem davon ragt Arda heraus. Arda war mehr dafür zuständig, dem Projekt ein bisschen Farbe zu geben. Im Fußball zählen nicht nur die Taktik, Technik und Physis, im Grunde sind sie nicht mal die wichtigsten Aspekte, sondern, wie in allen kreativen Aktivitäten, sind die Emotionen die Antriebskraft. Arda war ein Grund zur Freude für den Vicente Calderon, denn auch wenn Simeone über den Schweiß, den man auf dem Feld gelassen hat, mit den Fans verbunden war, so will der Fußballfan sich auch amüsieren und Ardas Magie hat das Lächeln in den Rängen gezaubert, welches dem Projekt die letzte Kredibilität gab.
Fußballerisch und statistisch war sein Beitrag aber nicht so bedeutend, wie man es glauben könnte. Für den dritt offensivsten Spieler der Startelf versetzt die Ausbeute von 3,5 Toren + 3,5 Assists in den letzten zwei Spielzeiten die Gegner nicht gerade in Schrecken. Letztlich ist Arda in meinen Augen ein ziemlich inkompletter Spieler. Der Ball klebt an ihm wie eine fünfte Extremität, doch im Guten wie ihm Schlechten. Wenn er seinen Körper verlässt, bietet er ihm gar nichts. Hinter seinen Pässen fehlt die Große Intention und kommen ziemlich schwerfällig an. Das macht ihn zu einem schwachen Vorlagengeber und kein Faktor beim lancieren von Kontern. Seine Schüsse sind auch nicht all zu gefährlich. Als offensive Waffe ist Turan schon limitiert.
Sein Fußball hat mehr einen defensiven Charakter. Der Türke glänzt, wenn Atletico das erste Tor geschossen hat. Er rückte nah an die Außenlinie, versteckte den Ball und brachte den Gegner zu verzweifeln. Zu oft hieß der sogar Real Madrid. Seine Ballführung beschützte den eigenen Kasten so wie Godin Klärungsaktionen. Wenn man den Ball halten wollte, war Arda ein Triumph. Dementsprechend war er in der Saison 13/14 so wirkungsvoll, als Diego Costa immer zuerst einnetzte.
Letztes Jahr war es schon nicht mehr so. Das Tor kam spät oder manchmal gar nicht und mit der Aufgabe Verteidigungen zu öffnen war Arda überfordert.
Mit seinem Verkauf wird Simeone die Möglichkeit haben, auf eine echte offensive Waffe zu setzen, jemand der Vorlagen gibt, Tore schießt und der bei Umschaltsituationen ein Faktor ist. Sei es mit dem Pass oder mit dem Lauf. Das wäre zumindest in meinen Augen stimmig.
Das alles wäre im alten Barcelona auch ein Problem. Aber Enrique hat einige Traditionen aufgebrochen.
Arda hat den Ball auf dem Rasen versteckt, in einer Mannschaft, die über die Luft spielte. In Katalonien ist der Ball ständig am Boden und wird schneller, präziser und mit mehr Intention gespielt. Er wird den Ball besser bekommen und mehr Chancen erhalten, sich auszuzeichnen.
Dadurch könnte er das werden, was er in meinen Augen in Wirklichkeit nicht ist: ein 8er in einem 4-3-3. Unter normalen Verhältnisse sehe ich ihn defensiv nicht gewappnet für diese Position. Aber Barcelona hat immer den Ball. Und das schützt die Mittelfeldspieler, wie es Iniesta und Xavi beschützt hat und Rakitic gefeiert werden ließ, als wäre er Essien. Im Camp Nou wird weniger verteidigt.
Sein Trumpf ist, dass es ihm egal ist, auf welcher Seite er spielt. Er fühlt sich gleich wohl. Ich glaube, es wird darauf ankommen, wer der RV sein wird. Wenn Messi als rechter Flügel agiert, braucht er einen Kollegen der den Ball stoppt und einen der in den Raum läuft. Einen mit dem er kombinieren kann und einen der den Raum kreiert. 2009 war Xavi für ersteres zuständig und der jüngere Alves rückte raus. 2015 tauschte der ältere Alves die Rollen und Rakitic entfernte sich vom Ball. Welche Position welche Rolle ausfüllt ist egal, wichtiger ist, dass jeweils einer eine Rolle übernimmt.
In dieser Hinsicht wäre Vidal der RV, der in die Tiefe geht und Alves der Außen, der die Kombinationen sucht. Spielt der Spanier, ist Arda der direkte Partner von Messi, wenn aber der Brasilianer spielt, geht Arda rüber und Rakitic erfüllt die Rolle von letzter Saison.
Enrique war der einzige Trainer, der Xavi über links Spielen ließ. Ich glaube teils auch aus diesem Grund. Und apropos Xavi. Dieser wurde in der letzten Saison zumeist genutzt, um Führungen zu verwalten, als um das Spiel anzutreiben. Ist das Urgestein erstmal weg, gibt es wenig Spieler, die den Ball so gut halten können, wie der Türke das kann.
Zuletzt gibt es natürlich auch den ästhetischen Aspekt, den Arda Turan mit sich bringt und den Titelhunger, den er noch haben müsste. Sicher brennt er darauf, auch den Thron des europäischen Klubfußballs zu besteigen.
Aus Sicht der rojiblancos kann man noch erwähnen wie sie es geschafft haben eine Unmenge an Kohle ranzuschaffen aus Verkäufen von Spielern, die schon gehobenen Alters in der Fußballwelt sind.