Ich bin wahrlich kein Freund von Vazquez, aber er ist der technisch bessere und komplettere Spieler.
This. Er kommt immerhin auf 26 Tore und 50 Vorlagen in 229 Spiele für Real und hat einige engagierte Leistungen gezeigt, vor allem 2015-2018 und teilweise diese Saison. Auch wenn er teilweise zu viel spielt und man sich eher trennen sollte, sicher nicht die schlechtesten Zahlen für einen Kaderspieler.
Bei allem Respekt vor Park, er hat gestern eine solide Leistung unter schwierigen Bedingungen gezeigt, aber wenn das der zukünftige Massstab für Talente und Qualität sein soll, dann sehe ich ziemlich schwarz. Sogar ehemalige Trainer sehen ihn vor allem als Sprinter und nicht als wirklichen Flügel. Von einem Davies oder gar Vazquez ist er Lichtjahre entfernt. Unter normalen Umständen sollte so jemand wirklich absolut keine Option sein. Sollte im Sommer wirklich Mbappe kommen und rechts spielen, wird es für die ganzen RV/RA eh sehr eng, und ob Vazquez/Park auf Dauer wirklich das sind, was man anstreben sollte, ob jetzt RA oder RV, sollte mMn auch hinterfragt werden. Es sagt leider auch sehr viel über Zidanes Philosophie und Wahrnehmung, dass der Spieler, der Vazquez am nächsten kommt und gut rennen kann, sein Vertrauen bekommt. Nicht James, ein potenziell wetlklasse Spieler, nicht Bale, ein bewiesener Weltklasse Spieler, nicht Martin, das mit grösste Talent seiner Generation, nicht Jovic, Zidanes 60 Mio Wunschtransfer, nicht Brahim, nicht Kubo, nicht einer unserer talentierteren Castilla Spieler wie Blanco oder Gutierrez, nein, Park bekommt das Vertrauen. Wie gesagt wenn das der zukünftige Massstab sein soll, dann gute Nacht.
Mal allgemein, bin ich der einzige, der findet, dass Real unter Zidane und/oder Perez in den letzten paar Jahren sehr viel von seiner Einzigartigkeit und Besonderheit verloren hat? Ein grosser Grund, warum ich Fan dieses Klubs geworden bin und was mich immer fasziniert hat, ist, dass solide bis gut eben nicht gut genug war. Man wollte immer mehr, die besten Spieler, die besten Talente, die besten Trainer, toller Fussball, möglichst viele Tore, alle Titel. Natürlich ist das nicht realistisch (pun intended), aber schon alleine das Streben danach hat uns lange von vielen anderen Klubs abgesetzt. Sehr viel ist im Jahre 2021 davon irgendwie nicht übrig geblieben.
Es geht nicht mal so sehr um unrealistische Ansprüche und/oder schnelle Lösungen, ich bin ja immer einer der ersten, die das ständige Fordern nach Titeln kritisieren und Geduld fordert. Aber dass man irgendwo gefühlt gar keine Ansprüche und Stolz mehr hat und sich mit dem absoluten Minimum zufrieden gibt. Marcelo zeigt die erste gute Leistung seit bald einem Jahr, sofort redet man von Auferstehung. Zidane greift aus absoluter Not bei 10 Verletzten zu einem neuen System und sofort herrscht wieder Revolution. Park macht ein solides Spiel und die Marca schreibt bereits von "Zidanes Winter signing". Man gewinnt solide gegen ein absolut harmloses Getafe und gefühlt ist man wieder auf Triple Kurs. Früher wäre das als "minimale Pflicht erfüllt" zur Kenntnis genommen worden. Derselbe Verein hat damals trotz Meisterschaft und ein Jahr nach der legendären 2002 CL Del Bosque entlassen, und später Carlo, ein Jahr nach La Decima und der besten Hinrunde aller Zeiten, wegen "Erfolgslosigkeit". Zidane war damals schon nicht unumstritten wegen seiner Spielweise, trotz CL Triple und Double. Über Mou haben wir ja auch ausführlich diskutiert. Und heute ist ein Sieg gegen Getafe die absolute Revolution? Die Mannschaft verdient Lob, dass sie in einer schwierigen Situation Moral gezeigt hat, mehr aber auch nicht.
Ich glaube niemand hier erwartet aktuell eine riesige Revolution, aber zumindest irgendwo mal ein Funken Kampfgeist, Einsatz und Ehre. Früher hat man sich nach bitteren Niederlagen so richtig den Frust von der Seele geschossen, heute kann man froh sein, wenn man mehr als 1 Tor schiesst. Real 2021 ist irgendwo zwischen Wohlfühloase für die CL Helden, Zidanes Sprint Friends und kompletter Realitätsverlust , ein Schatten seiner selbst. Früher habe ich gerne Real Spiele geschaut, weil es immer was zu sehen gab, wenn keinen Sieg dann zumindest Kampf, Einsatz und tolle Spielzüge, oder man halt 4:3 gewonnen. Heute schläft man vor lauter Flanken und Querpässen ein. Wenn jemand wirklich damit zufrieden ist, sich von knappem Sieg zu Blamage zu knappen Sieg zu stolpern und sich an irgendwelche sehr wagen Titelhoffnungen zu klammern, ok, aber da kann ich mir auch Villarreal, Sevilla, Betis, Bilbao, FC Basel, St. Gallen, Mailand, Inter, Napoli, Arsenal, Leicester, Everton, Wolfsburg, Schalke, Bremen, Marseille und noch 10'000 andere reinziehen, dafür muss man kein Real Fan sein.