Nein. Du musst ganz sicher nicht prüfen, ob ein Spieler das Gefühl hat, ob ein Foul vorliegt oder nicht. Schiris sind keine uniformierten Mentalisten. Sie entscheiden das ausschließlich über ersichtliche, erhörbare, von Dritten überprüfbare Sachen, aber ganz sicher nicht über die Einschätzung der Gedankenwelt eines Spielers.
Leider weißt du es eben nicht und du wirst es in diesem Leben auch nicht mehr wissen. In deiner Welt kann man nur Schwalbe pfeifen, wenn man in die Gedankenwelt des Spielers reist und genau feststellt, dass er eine Täuschungsabsicht hatte. Wenn ein Schiri das nicht kann, dann kann er auch niemandem eine Schwalbe unterstellen. Das ist der paraphrasierte Unsinn, den du die ganze Zeit hier runterschreibst.
Das witzige ist, im Ergebnis sind wir denke ich sehr nah beieinander, denn die Gelbe muss man nicht geben und andere Spieler hätten sie auch nicht bekommen. Aber deine Herleitung ist sowas von grausig.
Nein, wir sind überhaupt nicht weit auseinander. Du bist fast schon auf dem richtigen Weg
Und ich habe es ja auch schon mehrfach gesagt: den inneren Willen über die Täuschungsabsicht muss man natürlich über äußere Umstände ermitteln, gerade weil ich nicht weiß, was sich der Spieler bei der Aktion gedacht hat.
Und doch, natürlich hängt es vom Willen des Spielers ab und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, was da so schwer dran ist, das zu verstehen ist.
Wenn du ein Ladengeschäft verlässt, ohne die Ware vorher zu bezahlen, muss das kein Diebstahl sein. Diebstahl ist es nur dann, wenn du auch die Absicht hattest, die Ware zu stehlen. Wenn du einfach nur vergessen hast, die Ware zu bezahlen, ist es kein Diebstahl. Beide Szenarien sind vom äußeren Tathergang identisch, können jedoch abhängig von deiner inneren Willensrichtung unterschiedlich bewertet werden. Wenn du vergessen hast, die Ware zu bezahlen, ist es kein Diebstahl. Wenn du die Ware absichtlich nicht bezahlt hast, ist es Diebstahl.
Und so verhält es sich auch mit der Schwalbe. Wenn man den Schiedsrichter nicht täuschen wollte, liegt auch keine Schwalbe vor. Voraussetzung muss daher immer sein, dass der Spieler weiß, dass kein Foul vorliegt, da er sonst niemanden täuschen will/kann.
Um bei dem Diebstahl-Beispiel zu bleiben:
Bevor jemand sich dazu entschließen kann, etwas zu klauen, muss er doch vorher wissen, ob er die Ware überhaupt bezahlen muss. Wenn er bspw. denkt, die Ware wird kostenlos zum Mitnehmen angeboten, hat er ja keine Diebstahlsabsicht.
Und diesen subjektiven Teil ignorierst du komplett, obwohl er maßgeblich für die Bewertung ist. Und das lustige daran ist ja, dass du durch deine Argumentation über den äußeren Geschehensablauf versuchst, genau diese Täuschungsabsicht zu ermitteln. Deshalb kann ich auch nicht verstehen, warum du sie auf der anderen Seite nicht anerkennst.
Also wenn der Schiedsrichter dem Spieler eine gelbe Karte wegen Schwalbe geben will, muss er sich sicher sein, dass der Spieler ihn täuschen wollte. Das steht so explizit auch in der Regel „wenn er:
den Schiedsrichter zu täuschen versucht“. Er kann doch nicht einfach eine gelbe Karte geben und sagen: „Ich bin mir gar nicht sicher, ob er mich täuschen wollte, ich gebe ihm aber trotzdem eine gelbe Karte“
Der Schiedsrichter unterstellt auch nicht, sondern urteilt. Wenn er sich nicht sicher ist, ob ein Foul vorliegt, dann darf er es auch nicht pfeifen. Wenn er sich nicht sicher ist, ob der Ball im Aus war, darf er nicht auf Einwurf/Abstoß entscheiden. Und wenn er sich nicht sicher ist, dass der Spieler ihn täuschen wollte, kann er auch nicht auf Schwalbe entscheiden.
So und nicht anders läuft das in der Theorie.
Die Führung des Beweises ist immer ein praktisches Problem und kein Problem der Regel an sich. Darum sagte ich in meinem allerersten Post, dass ich persönlich grundsätzlich keine gelbe Karte wegen Schwalbe ziehen würde, sobald ein Spieler nach einem Kontakt fällt, weil die Ermittlung der Täuschungsabsicht in diesen Fällen eben extrem schwer ist. Mit Ausnahme der in meinem vorherigen Post erwähnten Ausnahmen (verzögertes Fallen usw.). Das ist meine einzige Aussage.
Ob Vini den Schiedsrichter am Wochenende täuschen wollte, weiß ich nicht und kann ich so anhand des Geschehensablaufs auch nicht eindeutig bewerten. Deshalb lass ich die gelbe Karte stecken. Für mich sah es so aus, als ob er tatsächlich dachte, dass er elfmeterwürdig gefoult wurde.
Du kannst bezüglich des äußeren Geschehensablaufs aber auch gut anders argumentieren und sagen, dass der Kontakt nur minimalst war und Vini ganz genau wusste, dass es hierfür nie und nimmer Elfmeter geben kann, er aber trotzdem versuchte, einen zu schinden.
Was sich Vini bei seiner Aktion gedacht hat, werden wir nur dann erfahren, wenn wir ihn fragen.