Alles in allem fand ich das Spiel nicht so schlecht. Das Ergebnis schon eher.
Der Schlüssel war für mich einerseits die geringe Intensität mit der Madrid das Spiel gestartet hatte und sonst, dass Villarreals "B-Team" inspirierter war als die Blancos, was verhindert hat, dass die Gastgeber klar besser waren.
User Jese hat es schon angesprochen, unsere Mannschaft neigt wirklich oft dazu, lasch - sagen wir mal zumindest - zu starten. Vielleicht wegen das Schonen einiger Stammspieler des Gegners, vielleicht aus einem anderen Grund, oder weil die Mannschaft einfach mental einige Schwächen hat, aber man begann die Partie zu selbstsicher. Diese Selbstsicherheit war aber mehr Schwäche als Stärke. Marcelo, der an sich ein lässiger Typ ist, fällt in solchen Szenarien besonders auf. Sein defensives Zuständigkeitsbereich hat an Intensität gemangelt, was weder Isco noch Varane aufheben konnten. In der anfänglichen Viertelstunde konnte Campbell frei angreifen. Nach der Halbzeit sah das schon ganz anders aus, Ancelotti konnte ihn "wach rütteln", aber schon in der halben Stunde wurde Campbell schon aus dem Spiel genommen, durch Kroos' Fußball.
Madrids großer Vorteil war, dass Kroos frei aufspielen konnte, obwohl Villarreal das sicher anders geplant hatte. Lucas Silva hatte für mich sein bestes Spiel als Blanco, wo er bewies, ein Spieler mit sehr gutem taktischem Niveau zu sein. Er bot Toni eine diagonale Anspielstation an, die der Gegner zumachen muss, was zur Folge hat, dass der deutsche frei ist und weiter nach vorne rücken kann. Wenn das dann passiert, lässt sich Silva wieder fallen, nachdem seine hohe Position schon den gewünschten Ertrag gebracht hat, und deckt dann den Rücken des Kollegen. In so einem vorteilhaften Kontext wird Kroos dann zur dominanten Maschine, er fand immer mit Leichtigkeit entweder Bale oder Marcelo/Isco, je nach dem, was ihm gefiel. Diese drei Spieler, die jeden Gegenspieler bezwingen können, selbst wenn sie schlechte Zuspiele bekommen, bekamen immer wieder den Ball neben dem 16er mit Toni, Lucas und das Pendant auf dem anderem Flügel mit guten Positionen vor dem Strafraum. Man ging nicht in Führung aus dem selben Grund warum man das Spiel nicht gewinnen konnte: technisch haben sie jede (vor)letzte Aktion verpatzt. Trotzdem, die taktische Überlegenheit schien so groß, dass der Erfolg nur nach eine Frage der Zeit aussah.
Die zweite Halbzeit brachte die erwähnte erhöhte Intensität, vor allem sichtbar in Marcelos defensive Haltung und an einem mobileren Ronaldo. Cristiano war mit Kroos der Spieler mit dem größten Ertrag für Madrid, aber alles aus sehr zentralen Zonen, pendelnd zwischen dem Zehnerraum und Sturm. Ab der 46. war er wieder mehr Flügel. Mit Isco, der den gegnerischen LV aus seiner Zone zog, machte der Portugiese dasselbe mit Bailly. Ronaldo dominierte das Duell, doch er hatte das gleiche Problem, wie seine Kollegen. Fast alle seine Abschlüsse waren misslungen.
Und dann kam der Wendepunkt der Partie: Trigueros und Vietto kamen rein. Der Argentinier zeigte sich, brach den Frieden rund um Pepe und Moreno glich aus. Ancelottis Reaktion darauf war dann meiner Meinung nach kontraproduktiv. Er brachte Jese für Silva und für mich war das nicht notwendig. Madrid hatte die Oberhand, es waren nicht mal fünf Minuten vergangen seit den letzten großen Chancen von Cristiano und Bale, es war keine große Veränderung nötig. Doch die vermeintliche fehlende Feuerkraft gab Ancelotti Grund dazu, genau daran zu arbeiten. Was daraufhin folgte ist, dass die Mannschaft sich trennte. Man verlor das Mittelfeld - und somit auch Kroos - und half Trigueros dabei eine richtig starke Viertelstunde zu spielen. Villarreal ist nicht der beste Gegner, um sich zu trennen. Sie können sowohl mit Vertikalität - was von Madrid gut verteidigt wurde - als auch mit horizontaleren Zirkulationen - nicht so gut entgegengesetzt - glänzen und dominierten eine wichtige Phase. Ironischerweise, war das, meiner Meinung nach, ein Wechsel, das zu *früh* vorgenommen wurde(Alternative war sonst Jese für Benzema zu bringen). Das Bernabeu gemeinsam mit dem starken physischen Zustand(trotz fehlender Rotation) und der Tatsache, dass man den Sieg nötiger hatte als der Gegner, ließ das Spiel nochmal kippen. Man hatte wieder die Möglichkeiten das Spiel für sich zu entscheiden, aber über dem fehlendem Rhythmus in der ersten Hälfte oder Ancelottis Fehler in der zweiten hinaus, war das schlicht nicht Real Madrids Abend.