Ich willl es nicht komplett daran aufhängen, aber ich hab das Gefühl, dass er schlichtweg aus einer komplett anderen Zeit und Philosophie des Fussballs stammt. Er war in den 70ern und 80ern Jahren aktiver Spieler und hat seine Trainerkarriere 1992 begonnen. Damals war es üblich, dass man ne klare Stammelf hatte und 4-5 Spieler auf der Bank, die man mal reinrotiert. Und das hat damals auch meistens gereicht. Nur hat sich der Fussball in den letzten 30 Jahren halt ziemlich entwickelt, mehr Spiele, intensivere Spiele, mehr und längere Wettbewerbe. Heute brauchst du 20+ Spieler, die regelmässig zum Einsatz kommen und auch liefern können, sonst ist irgendwann einfach die Luft raus.
Dazu kommt seine Art als Gentleman. Er kritisiert selten bis nie und versucht, für alle ein möglichst angenehmes Ambiente zu schaffen. Das kommt bei viele gut an und macht ihn beliebt, aber es kann dann halt schwierig werden, die Dinge beim Namen zu nennen, wenn es mal nicht gut läuft. Wenn man zum 3ten mal mit derselben Aufstellung gegen Barca verliert und sich dann in mm Abseitsdiskussionen und "wir hätten den Sieg verdient gehabt" vertstricken muss, ist es irgendwann halt nicht mehr glaubhaft. Und es führt dann halt dazu, dass er lieber der alten Gare zum 100ten mal vertraut in der Hoffnung, sie kriegen die Kurve irgendwann vielleicht doch noch, als irgendwann etwas anderes/neues zu probieren.
Für die heutige schnelllebige und intensive Fussballwelt ist Carlos Art und Philosophie langfristig einfach viel zu passiv und berechenbar. Er ist sehr gut darin, aus einer aktuellen Situation ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die meisten wohl fühlen und ihr bestes geben, und hat damit dann meistens eine Saison lang Erfolg. Aber hat sehr grosse Mühe damit, dies dann weiter zu entwickeln, oder sich an Veränderungen anzupassen. Fede musste sich 2/3 der Saison aufdrängen, bis man ihn praktisch nicht mehr ingnorieren konnte. Cama, Rodrygo und Ceballos sind vor allem als Joker/durch Verletzungen reingerutscht und haben sich festgekrallt. Gen Ende der letzten Saison und zu Beginn dieser Saison schien es tatsächlich so, als hätte Calro was gelernt und rotiert mehr, aber mittlerweile sind wir wieder koplett im Stagnations und "Vertraut den Alten" Modus.
Vor 20-30 Jahren hätten wir mit Carlos Philosophie ohne grosse Veränderungen vielleicht 3-4 Jahre ganz oben mitspielen können. Heutzutage ist es halt so, dass ein Scheichklub dem Wunschspieler, den du seit Jahren haben wolltest, schnell ein 600 Mio Angebot unterbreitet, welches er eigentlich nicht ablehnen kann, City sich zu ihrem ohnehin schon kranken Kader und Pep noch nen Haaland gönnt, Barca im Sommer schnell alle Hebel in Bewegung setzt, um mit imaginären Geld schnell den halben Kader auszuwechseln, Chelsea schnell 600 Mio auf dem Transfermarkt raushaut, Bayern dir mitten in der Saison Tuchel vom Silbertablett greifen und dann noch ne WM, Klub WM und Super Copa über den Winter hinweg stattfindet. Da bist du dann halt mit nem 14 Mann Kader und eine Srategie, nicht 1 Jahre jeder Trainer und seine Grossmutter entschlüsselt haben, schnell wieder abgehängt, wenn du dich nicht selber weiterentwickelst.
Allein für den Umgang mit Ceballos müsste man ihn eigentlich vor die Türe stellen, absolute Frechheit.