Das schwierige bei der ganzen Vini-Thematik ist für mich seit jeher, dass Dinge vermischt werden, die man getrennt betrachten sollte – zumindest wir als Fans:
Das eine sind seine Mätzchen am Platz. Die Diskussionen mit Schiedsrichtern, seine kurze Zündschnur. Dafür darf man ihn imho sehr wohl kritisieren. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, es ist in Summe besser geworden.
Das andere sind rassistische Anfeindungen und Beleidigungen. Und hier muss er zu 100% die Unterstützung aller Madridistas haben. Zum Glück gab es jetzt endlich einmal juristische Folgen und es ist zu hoffen, dass es besser wird in den Stadien.
Ich hab den Eindruck, dass Vini selbst es als einzigen Windmühlenkampf wahrnimmt. Die rassistischen Beleidigungen erreichten irgendwann ein Ausmaß, das dazu geführt hat, dass sich für ihn alles anfühlt wie ein Angriff an seine Person, nicht nur die zu verurteilenden Beleidigungen, sondern auch die berechtigte Kritik. Ich glaube, er kann da schwer unterscheiden. Mir kam vor, selbst das Verpassen des Ballon d'Or nahm er als persönlichen Angriff war.
Und das soll gar keine Kritik an seine Person sein, denn ich, wir alle, sind nicht in seiner Situation. Im Gegenteil, ich kann sogar nachvollziehen, dass man irgendwann einfach nur noch überall rot sieht.
Die einzige Lösung ist hier die richtige Begleitung durch den Club. Für berechtigte Kritik darf er kritisiert werden (ohne, dass jemand pauschal mit der Rassimus-Keule schwingt oder man ihm gleich vollends die Qualität abspricht), für Dinge, die mit Fußball nichts zu tun haben, muss er weiterhin die totale Unterstützung des Vereins fühlen.
Wir dürfen auch nicht vergessen: Vini ist immer noch jung, er wird weiterhin persönlich wachsen und bestimmt immer besser damit umgehen.
Und seit kurzem kommt noch ein dritter Punkt dazu: Formtief.
Bei seinem Workload ist es imho völlig normal, dass auch mal eine schwächere Phase kommt. Ich bin sicher, dass er da wieder rausfindet und er sein Spiel durch mehr Struktur und System nochmal verbessern kann. Seine Zahlen waren ja trotzdem weiterhin gut.
Mein Appell an uns alle wäre also, Vini differenzierter zu beurteilen. Das eine ist der Spieler, das andere der Mensch.
Oft kommt es mir so vor, als gäbe es hauptsächlich die einen, die ihn für alles in Schutz nehmen und sich sofort angegriffen fühlen, wenn auch nur die leiseste Kritik an den Spieler kommt – und die anderen, die seinen Leidensdruck und die vorhandene sportliche Qualität Kleinreden. Davon sollten wir unbedingt weg. Aber dieses Kippen ist Extreme ist leider ein generelles Phänomen.