Mir drängt sich mehr und mehr der Eindruck auf, dass die aktuellen Entwicklungen tatsächlich nachhaltig etwas bewegen könnten.
Die Rassismus-Thematik in Spaniens LaLiga ist in internationalen Mainstream-Medien angekommen, schlägt auf Social Media hohe Wellen und zwingt einige Personen in systemisch wichtigen Ämtern dazu, sich zu positionieren.
Wegweisend für den weiteren Verlauf der Diskussion wird nun zunächst sein, wie sich der Verband im Hinblick auf eine etwaige Sperre von Vinicius verhält. Den Verantwortlichen bietet sich hierbei die große Möglichkeit, bereits frühzeitig ein Zeichen zu setzen, indem auf eine Sperre des Spielers verzichtet wird und die Geschehnisse im Mestalla eingeordnet werden. In einer von Hass geprägten Grundatmosphäre hat ein junger Spieler, der zuvor von mehreren Gegnern massiv bedrängt und tätlich angegriffen wurde, sich (wenngleich unangemessen hart) verteidigt.
Ich erhoffe mir dies, wenngleich ich nicht weiß, ob dies verfahrensrechtlich zulässig wäre, weil die Schiedsrichterentscheidung im Spielkontext selbst nicht korrigiert worden ist.
Insgesamt ist bei mir in den vergangenen Stunden jedenfalls "Aufbruchsstimmung" entstanden. Es geht ja doch was in LaLiga... Endlich wird nicht mehr nur geschwiegen und ignoriert. Endlich liegt eines der großen Probleme der vergangenen Spielzeiten offen auf dem Tisch. Endlich werden Missstände offengelegt und Verantwortlichkeiten überprüft. Dran bleiben, Real Madrid.
Ein Teilaspekt der aktuellen Diskussion besorgt mich jedoch: Es wird recht deutlich, dass Vinicius selbst die Mentalität vieler spanischer Fans als ursächlich betrachtet. Dies mag zutreffen, führt aber dazu, dass einer der Hauptfaktoren, die es für Vinicius unattraktiv machen könnten, in der spanischen Liga und damit bei Real Madrid zu verbleiben, von unserem Verein selbst allenfalls mittelbar beeinflusst werden können.
Vinicius selbst hat in seinem ersten Statement auf Instagram mit den Worten geschlossen: "Aber ich bin stark und werde bis zum Ende gegen Rassisten vorgehen. Auch wenn weit weg von hier".
In der Folge hat die englische FA unmittelbar ihre Solidarität mit Vinicius über Instagram bekundet.
Nun stößt Mr. Ancelotti in dasselbe Horn: "Es ist ein rassistisches Problem, ein Problem der Beleidigungen. Es gibt Länder, in denen du nicht beleidigt wirst. In England beleidigen sie dich nicht, weil sie das Thema vor langer Zeit gelöst haben. Bei Spielen der englischen Liga ist keine Polizei anwesend und hier wirkt es, als wäre es ein Krieg."
Ich hoffe, das weckt bei Vinicius keine Begehrlichkeiten, sich diesem ganzen Mist einfach durch einen Wechsel zu entziehen.