Die Leistung des Trainerstabes war auch katastrophal, da gibt es keine Ausrede. Wenn ich eine fünf, also „mangelhaft“ statt einer sechs = „nicht bestanden“ gebe, dann nur weil in der ersten HZ eine Reihe zum Teil „externer“ Faktoren eine äußerst negative synergische Wirkung entfaltet haben, mit der auch ein sehr erfahrener Trainer große Probleme bekommen hätte, Zizou eben noch ein Frischling ist und für die strukturellen Probleme, die uns im allgemeinen (GALACTICO-Syndrom) und diese Saison (fehlende Alternativen im Sturm und Linksverteidigung) nichts kann.
Die Aufstellung war schlecht, um nicht härtere Worte zu benutzen und die damit gemachten Fehler ließen sich im Verlauf des Spiels kaum noch korrigieren, insbesondere als durch den Ausfall von Benzema der erste Wechsel früh verschossen werden musste, abgesehen davon, dass es ein unpassender Wechsel war.
Ich hatte in der Diskussion zum Clasico ja noch die Auffassung geäußert, dass die Variante mit Casemiro nur aufgrund der spezifischen Situation des Spiels gewählt wurde und wollte darin keine dauerhafte Präferenz des Trainers sehen. Nun muss ich zugeben, dass ich mich geirrt habe, da Zidane offenbar tatsächlich glaubt, damit seine beste Formation gefunden zu haben. Dass diese Aufstellung gegen Wolfsburg Unsinn war, ist mit den richtigen Argumenten schon genügend erläutert worden, daher fasse ich mich kurz: Sie hat unser Spiel nach vorn stark limitiert und uns nach hinten nicht mehr Festigkeit beschert! Das 2:0 kam nach einem Konter und mit etwas mehr Kaltblütigkeit und Glück hätten die uns mindestens noch ein Kontertor reinballern können, das sah den ganzen Abend über schrecklich aus. Die spielerischen Defizite Casemiros waren deutlich zu sehen und es sollte klar sein, dass er nicht die magische Lösung und die Aufstellung 4:3:3 mit BBC und Case-Kroodric für Spiele dieser Art wenig brauchbar ist. Als Einwechsler wäre Casemiro vielleicht nützlich gewesen, um nach einem 2:0
für uns abzusichern und evtl. Modric oder Kroos zur besseren Erholung früher rauszunehmen. Ich füge aber hinzu, dass Casemiro für mich nicht der Schuldige für die Niederlage ist, das geht ganz klar an andere Herren (dazu weiter unten), er hat am Mittwoch soweit seine Fähigkeiten und Möglichkeiten ausgeschöpft und mehr kann man von ihm nicht erwarten.
Weshalb diese Formation gewählt wurde? Ich schiebe es mal auf Zidanes Unerfahrenheit und eine daraus resultierende Unsicherheit. Er ist nach dem der Derby-Niederlage stark dafür kritisiert worden, dass die Mannschaft nach hinten zu instabil ist. Und dann lässt er eben die Spiele im „abgesicherten Modus“ spielen und so lange die Ergebnisse stimmen, wird nichts geändert. Das zeigt auch die Einwechslung Jesés, klar, hat in den letzten Spielen gut funktioniert, aber da waren wir bereits in Führung, die Gegner mussten aufmachen und da konnte er seine Hautwaffe – Geschwindigkeit – gut ausspielen. Aber Wolfsburg hatte gar keinen Grund aufzumachen. James oder Isco wären sicherlich angebrachter gewesen. Riskant, keine Frage, da nicht in Topform und da sich diese Variante bisher auch nicht sonderlich bewährt hatte. Aber bei 0:2 in einer KO-Runde muss auch mal ein sinnvolles Risiko gegangen werden. Die Wechsel Isco-Modric und Kroos-James waren angesichts der Lage, wie schon mehrfach von meinen Vorrednern betont, Unsinn hoch zehn. Zidane hat ganz übel Lehrgeld zahlen müssen!
Zu guter letzt ist in Bezug auf den Trainerstab die Frage zu stellen, ob man sich im Vorfeld überhaupt ernsthaft mit dem Gegner befasst oder nur nebenbei ein paar Videozusammenschnitte überflogen hat? Wie
@El Bernabeu schon richtig geschrieben hat, ist der Kader der Wölfe alles andere als übel und die Kritik innerhalb der deutschen Sportpresse ging auch immer dahin, dass man angesichts dessen viel zu wenig erreicht (so ein bisschen wie bei uns!). Dafür haben sie aber in der CL auch schon vor dem Spiel am Mittwoch keine schlechte Figur gemacht, u.a. alle Heimspiele gewonnen. Ihre Abwehrspieler haben einen physischen Vorteil, dass die „bewährte“ Flankentaktik da nicht viel bringt, war klar. Und sie können Mauern und kontern, haben sie schon letzte Saison gegen die Bayern gezeigt und offensichtlich könne sie es dann und wann auch ohne einen De Bruyne. Das scheint man leider alles nicht registriert zu haben, andernfalls sind Aufstellung, Matchplan und Einwechslungen nicht zu erklären.
Hecking hat seine Sache wiederum gut gemacht, er wird vor allem das Spiel gegen Atletico, vielleicht auch die Spiele gegen Rom genau verfolgt haben. Und entsprechend hat er sich an Atletis „Anti-Madrid Formel“ orientiert: Dicht machen, den anderen den Ball überlassen und bei passender Gelegenheit Konter setzen – ist ja leider kein großes Geheimnis mehr. Selbstverständlich hat ihm das Glück bzw. der Schiedsrichter in die Karten gespielt, aber ich erkenne an, dass er seine Hausaufgaben sehr gut gemacht hat.
Fortsetzung folgt...