Ich denke die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo in der Mitte.
Pep gehört zu den besten Trainer, die es aktuell gibt, dagegen kann man nur wenig einwenden. Er hat schon ein gewaltiges Palmares für sein Alter. Gleichzetig sehe ich allerdings auch nicht, was ihn soviel besser und/oder inovativer machen soll als andere Top-Trainer. Es gibt durchaus Leute, die ihm das Wasser reichen können.
Was ihm lassen muss und was denke ich auch seine grösste Stärke und so ne Art Markenzeichen ist, ist, dass er eine 100% klare Vorstellung davon hat, was er will und das auch konsequent entgegen aller Kritik und Bedenken durchzieht. Und er hat auch Einer, einen Ronaldinho, Deco usw. zu rassieren und dafür auf die damals jungen und unbekannten Busquets, Pedro, Messi usw. zu setzen. erfordet schon eine gewisse Postion Mut und Überzeugung. Auch bei Bayern wird nicht alles nur gutgeheissen, was er so macht, aber er zieht es konsequent durch und der Erfolg gibt ihm grössenteils Recht.
Gleichzeitig finde ich, dass seine grösste Stärke auch seine grösste Schwäche ist. Er hat eine ganz klare Philosophie und setzt diese konsequent so um. Wenn es klappt, dann ist es schön anzusehen und kann sehr gefährlich und erfolgreich sein. Es gibt aber halt auch Trainer bzw Teams, die wissen, wie man gegen diese Tatik vorgehen kann/muss, und dann ist Pep dann jeweil ziemlich schnell am Ende mit seinem Latein meiner Meinung nach. Er nicht wirklich einen Plan B. Und manchmal steigern er und seine Manschaft sich halt so in dieses ganze Tiki Taka rein, dass die das Wesentliche aus den Augen verlieren. 70% Ballbesitz schön und gut, bringt halt am Ende nur nicht viel bei 0 Torschüssen. Und aus genau diesen Dingen enstehenden dann solche Spiele wie jüngst gegen Arsenal, wo Bayern dem Auge nach dominant ist aber doch kein Land. Das war nicht das erste Mal und wird wohl auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Peps Philosophie ist dominant und mitunter sehr gefährlich, aber halt auch leicht durschaubar. Wenn man weiss, wie man dagegen vorgeht, sieht Pep manchmal ziemlich alt aus. Wie überall gibt es halt auch hier Vor und Nachteile.
Auch seine Leistung bei Barca sehe ich irgenwo in der Mitte. Er hat sicher seinen Anteil an den Erfolgen. Er hat das Konzept weiter verfeinert und auf die richtigen Leute gesetzt und dazu Entscheide gefällt, die sicher nicht jeder so gefällt hat. Aber auch hier, er ist mMn nicht der grosse Revolutionär, dem alles zu verdanken ist. Er konnte ein sehr gute und intakte Manschaft übernehmen mit Spielern, die sich schon lange kannten und ein eingeimpftes System inne hatten, dazu eine hervorragende Jugendarbeit. Da hat er einiges seinen Vorgängern, allen voran Rikjaard, zu verdanken. Dazu kam diese unglaubliche goldene Generation von Spielern. Puyol, Xavi, Iniesta, Messi und noch viele mehr, das gibt es einmal in 100 Jahren, wenn überhaupt. Insgesamt würde ich sagen dass das, was bei Barca damals passiert ist, einfach ein sehr glückliche Ansammlung von Zufällen war, wo sich die richtigen Leute unter den richtigen Umständen zum richtigen Zeitpunkt getroffen haben. Pep hätt etwas früher oder später kommen können und es wäre vielleicht ganz anders gekommen. Oder es hätte ein anderer Trainer kommen können, der ähnliches vollbracht hätte usw. Wir wissen es einfach nicht. Von dem her wie gesagt, Pep hat sicher seinen Anteil an der Barca Dominanz, aber er hatte auch die nötgen Mittel, Umstände usw. dazu.
Auch bei Bayern ist es bisher so ein bisschen auf und ab. Pep hat weiterhin seine Phikosophie und zieht diese auch so durch. Auch der Erfolg ist durchaus da und man sieht seine Einflüsse. Dennoch fehlt irgendwie noch so der ganz grosse Triumph wie halt die CL oder gar das Triple. Da hat Pep in den entscheidenden Momenten ob gegen uns, Barca oder auch im DFB Pokal schon mehr als einmal nicht nur gut ausgesehen. Mit den Mitteln und dem Kader eine Liga zu dominieren, ist nun kein Ding der absoluten Unmöglichkeit, dazu braucht man nicht den besten Trainer der Welt. Pep wurde geholt, um den Fussballtrohn Europas zu holen, das hat man bisher (noch) nicht geschafft.
Insgesamt muss sich Pep mMn halt vorwerfen lassen, das er scheinbar nicht so gerne Herausforderungen hat und lieber den Weg des geringsten Wiederstands geht. Natürlich ist er noch vergleichsweise jung und vielleicht tue ich ihm Unrecht, aber auf mich macht er halt schon etwas den Eindruck, dass er sich gerne in gemachte Nester setzt. Bei Barca konnte er wie gesagt Top-Vorarbeit übernehmen und noch etwas Feintuning vornehmen, um dann die Früchte zu Ernten. Und beim den ersten Anzeichen von Widerstand und Sättigung hat er dann den Hut genommen. Von dem her verstehe ich nicht so ganz, wieso man jeweils von Revolutionär spricht. Er hat ein erfolgreiches Konzept weiter verbessert und bis zur Perfektion getrieben, was sicher auch eine Leistung ist, aber den Fussball neu erfunden, so wie es manche darstellen, hat er mMn nicht. Aufgegleist und das Grundgerüst gelegt haben andere, genauso wie andere Barca neue Impulse gegeben haben. Auch Bayern ist halt, naja, die Mannschaft, die wohl am nähesten an Peps damaliges Barca rankommt und natürlich über sehr gute Mittel und ein Super Umfeld verfügt. Die "Feuertaufe", wie man es so schön nennt, steht bei Pep mMn noch aus.
Wir werden sehen, was, wann und wo Guardiola noch so leisten wird. Sollte er wirklich nächsten Sommer zu City gehen, wäre ich sehr gespannt. Dann kann er beweisen, dass er auch aus Mannschaften, wo nicht alles perfekt nur läuft und ist, etwas erfolgreiches und langfrsitiges bauen kann und halt nicht nur unter optimalen Bedingungen die Arbeit seiner Vorgänger perfektionieren kann. Bis dahin habe ich bei gewissen anderen Trainern mehr Respekt davor, was sie geleistet und erreicht haben. Haltet von Mou, was ihr wollt, aber was er immer wieder in sehr kurzer Zeit bei den unterschielichsten Mannschaften mit verschiedensten Umständen heaus holt, ist schon beachtlich. Oder auch Carlo bei Milan, Van Gaal bei Bayern, Klopp und jetzt Tuchel bei Dortmund oder auch Enrique. Wenn ich sehe, wie schnell und wie stark sich Barca unter ihm verändert hat und wieder zurück gekommen ist, dann ist das eine sehr starke Leistung und mMn auch revolutionärer als das, was wir unter Pep gesehen haben. Pep gehört ohne Zweifel zur Creme de la Creme der aktuellen Trainer, aber der alles überragende und inovativste ist er in meinen Augen nicht.
Bei uns will ich ihn ganz sicher nie sehen, schon alleine auf Grund der Rivalität. Das wäre etwas so, wie wenn Raul Barca Trainer würde. Ich glaube auch kaum, das Pep das machen würde, es gibt einfach so Dinge, die es trotz allem nie geben wird, Pep bei Real ist so eins. Dazu bin ich bei weitem nicht der grösste Fan seiner Philospophie. Endloses Ballgeschiebe mit 0 Torchancen ist das absolut letzte, was ich im Bernabeu sehen will. Dazu will ich auch keine schlechtere Kopie von dem, was der Erzrivale macht bzw. gemacht hat, sehen. Real ist Real und soll seinen eigenen Weg gehen. Es gibt viele Wege nach Rom, nicht nur Tiki Taka. Dazu kommt die ganze Sache, das er Katalane ist, Unabhängigkeit will usw. Nein, sowas hat in der spanischen Hauptstadt absolut nichts verloren.