Ich habe ja gesagt, dass es Situationen gibt, die eine Entlassung rechtfertigen. In meinen Augen sollte man einen Trainer immer dann entlassen werden, wenn er ein Team nicht mehr erreicht. Lope war ein Grenzfall, aber ich hätte ihm noch ein paar Wochen gegeben, um seine Reaktion auf den Clasico zu sehen. Wenns dann nicht besser geworden wäre, ok. Wie gesagt sehe ich Lope als Paradebeispiel für unsere misratene Philosophie, er hättd a) nie kommen b) seine Wünsche zumindest angeschaut weren und/oder c) mMn etwas mehr Zeit bekommen sollen. Ich sehe ihn keineswegs als Heilsbringer, er war letztendlich zu unerfahren und hatte das Mindset eines Nationaltrainers. Aber mir fällt es schwer, ihm bei soviel, was falsch läuft, eine Hauptschuld zu geben. Und mir gehts wie gesagt darum, dass diese Philosophie für einen passenden Trainer gebrochen werden muss. In erster Linie, damit so einer überhaupt kommt, und damit er sich entwickeln kann. Auch eine Poche oder Pep werden wenig erreichen, wenn sie nicht die Spieler bekommen, die sie wünschen/brauchen und nach jedem misratenen Spiel, welche es immer geben wird, sofort ihre Entlassung gefordert wird.
Nur Lopes Aussagen zu nehmen, ist mir wieder sehr einfach gedacht, sorry. Real hat eine sehr restriktive, schon fast propagandistische Pressephilosophie geführt von Carlos Carbajosa, einem weiteren Perez Getreuen. Da wird sehr genau darauf geachtet, wer wie wo wann was genau sagt. Und ist auch der Grund, warum die Spieler/Funktionäre von sich aus keine Interviews geben und man so selten harte Worte und Selbstkritik übt. Wer sich nicht daran hält, hat ein Problem. Ich erinnere an den Jugendtrainer, der diesen Frühling deutliche Kritik übte, und 2 Wochen später suspendiert wurde, oder warum Leute oft erst nach Real oder weit ausserhalb davon Klartext reden. Vergleich mal Gutis kritisches Interview letzthin mit denen davor. Natürlich muss ein Trainer seinen Wünschen auch Nachdruck verleihen, ob sie dann umgesetzt werden, ist etwas anderes. Was soll Lope also anders sagen bei der Pressephilosophie? Er sagte auch mehrmals, was er sich noch wünsche. Und was er intern gefordert hat, können wir nicht wissen. Was wir aber, durch mehrere ehemalige Trainer bestätigt, wissen, ist, dass Perez sich gerne einmischt und seine Ansichten durchsetzt. Das Gegenextrem wie aktuell ist auch nicht die Lösung, was wir endlich mal bräuchten wäre ein Sportdirektor, der sich um realistische Transfers und die langfristige Kaderplanung kümmert, der Trainer um die Taktik und der Präsi um die Finanzen. So wie es bei praktisch jedem anderen Topverein ist, wird sind die einzigen, wo eine, im besten Fall 2 Personen das Sagen haben.
Und Konzept und Gegenwartspolitik ist leider so ein Teufelskreis. Ein Konzept funktioniert nur mit entsprechender Gegenwartspolitik, wie du richtig sagst. Allerdings wird sich an der Gegenwartspolitik nichts ändern, solange kein oder ein falsches Konzept existiert.