Los_Merengues
La leyenda · männlich · 30- Registriert
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Insgesamt gebe ich dir Recht, in wenigen Kleinigkeiten habe ich aber meine differenzierten Ansichten.
1)"Casemiro ist der lebende Beweis für seine Denkweise: ein Defensivspezialist löst ein Problem, das man auch kollektiv als Mannschaft lösen könnte."
Einspruch: Casemiro ist ein 6er der derzeit seine Prime aus Erfahrung, perfektem Alter und physischem Zustand durchlebt. Hoffentlich kann er noch zwei oder drei Jahre auf dem absolut unfassbaren Niveau machen. Wenn wir jetzt als "Kollektivspezialist" beispielsweise Guardiola nehmen, fällt mir aber auf dass er ja scheinbar auch seine Spezialisten auf dem Feld braucht. Wie lässt sich sonst die Gegentorflut erklären die City kriegt seit der Verletzung von Laporte? Laporte ist für mich btw. sowieso ein Spieler der uns jahrelang sowas von durch die Lappen ging. Komplett unter dem Radar, den wollte ich jahrelang bei uns sehen. Aber das ist sowieso ein anderes Thema. Letztendlich will ich damit sagen: "Mannschaftlich" könnte jede Mannschaft auch das Tore schießen lösen, wer braucht schon einen Cristiano Ronaldo in seiner Prime. Casemiro ist für mich derzeit im DM sowas wie ein CR7 als Torjäger jahrelang war. Eine Lebensversicherung sondergleichen. Natürlich könnten wir jetzt im Ancelotti Stil mit einem MF aus James, Modric, Kroos sowie Isco antreten und diesen ganz viel defensive Laufwege einimpfen. Mal davon abgesehen dass diese Spieler sowieso sich in ihrer Kernkompetenz, der offensiven Spielgestaltung, neben einem Casemiro viel besser entfalten; wir wären defensiv ein Hühnerhaufen sondergleichen. AUCH WENN unser Trainer Klopp wäre. Das sind einfach nicht die Spieler die diese Attribute für diese Aufgabe haben. Am ehesten noch Modric und der junge Isco hat auch defensiv viel gekämpft. Aber so wie derzeit? Mit der Argumentation "mannschaftlich lösen" könnte man 11 Stürmer schicken, ihre Nicht-Kernkompetenzen kann man ja mannschaftlich lösen.
2) "Deshalb kann er das beste aus einem C. Ronaldo herausholen. Aber er kann einen Vinicius nicht zu einem C. Ronaldo machen."
Dies sollte vermutlich eine Hyperbel stellen, um anschaulich zu machen dass ein Zizou aus Rohtalent keine Weltklasse formen kann. Denn aus Vinicius einen Cristiano zu machen, bei aller Liebe. Aus Vinicius einen Sterling zu machen, das können vielleicht zwei oder drei Trainer weltweit. Mit dem derzeitigen Kader bei Madrid vermutlich keiner. Denn Vinicius fehlt es vor allem im Abschluss und im letzten Pass. Das kann man als Trainer aber gemäss meinem Wissensstand nur bedingt einimpfen. Ein Ronaldo hatte mit Ferguson auch einen einmalig starken Trainer, so richtig unnachahmlich treffsicher war er aber erst hier, so mit 27 28 Jahren. Genau WEIL man diese Dinge eben mit Erfahrung und Spieleinsätzen zu lösen lernt, und nur bedingt mit einem Weltklasse Trainer. Dies ist aber nur mein Kenntnisstand und Ansicht. Ein Fede Valverde beispielsweise, hatte letzte Saison auch so einiges an Chancen, aber oft nur mittelmässig abgeliefert. Sodass Realtotal im Sommer sogar einen Valverde Verkaufsgerücht-Artikel(~10Mio Ablöse) gepostet hat. Ein ZZ hat ihn dann jedoch direkt dem halbwegs etablierten und älteren Llorente vorgezogen, sprich großer Vertrauensbeweis. Und als es dann nicht lief bei uns spielte halt Fede ubd machte seine Sache weltklasse. Zidane wird ihm schon ein paar Dinge vermittelt haben, sonst hätte er ja wie im letzten Jahr weitergemacht.
Was mich stört ist diese Darstellung von Zidane. Im Sommer wurde hier u.a. gebetsmühlenartig Allegri gefordert. Dieser meinte gerade vor kurzem in einem Interview, dass man in der Offensive eben genau diese instinktive Weltklasse braucht. Spieler die durch den Rest der Mannschaft zum herausstechen gebracht werden müssen. Eine taktische Offensivausrichtung betitelte er als Quatsch. Ein defensiv/offensiv ausgewogenes Konzept scheint für ihn essenziell zu sein. Wenn ich seine und die Spiele von Zidane anschaue, entdecke ich viele Parallelen, da frage ich mich wie der eine als "Taktikfuchs" angehimmelt werden kann, und der andere als "Instinkttrainer" quasi latent in seinen Kompetenzen aus meiner Sicht diskreditiert wird.
Im letzten Sommer kam ja mit Lopetegui zb ein Trainer, dem ich die fußballerische Kompetenz und das taktische Verständnis niemals absprechen würde. Aber Lopetegui hat Odegaard nachdem ersten Probetraining auf die zweite Hollandreise beordert und Vinicius vier Monate in die Castilla gesteckt. Und dass, obwohl er offensiv denkbar wenige Alternativen hatte und beide uns sehr wahrscheinlich geholfen hätten. Im Quervergleich hat Zidane also
A) mehr Know-How, welche Spieler er einsetzen muss um sein gewünschtes Ergebnis auf dem Platz zu sehen.
B) eine schärfere Auffassungsgabe im Talent der Spieler, und der Erkennung dessen.
C) eine dominantere Spielweise
D) die Ergebnisse und erreichten Titel sind indiskutabel.
Im großen und Ganzen sind das meine Kritikpunkte. Diese a) Diskrepanz zwischen dem was ich beispielsweise von dem von mir enorm geschätzten @Curry goes for three über Zidane lese z.T.
Und b) dem was ich dann auf dem Platz mehrheitlich beobachte.
Es wirkt auf mich als wollten viele einen Trainer der jedes Jahr das Triple holt. Mit einer U21 Mannschaft, mit Vinicius, Odegaard, Brahim, Rodrygo und Jovic in der Startelf. Und mit dieser Reihenfolge sollten die genannten dann auch die ersten Platzierungen in der Ballon D'Or Wertung belegen. Und wir sollten Guardiola Hurra Fußball zeigen und alle Gegner mit 6-0 vom Platz hauen.
Die Realität ist aber, dass wir mit ZZ für dieses Amt den richtigen haben. Er kann die richtigen Spieler einkaufen, diese wiederum richtig einsetzen, und daraus eine Weltklasse Truppe formen. Meine gewagte Behauptung: in diesem Haifischbecken hier würde keiner den Job besser erledigen als Zidane.
Grandioser Beitrag wie auch der von @Iago Blanco . Endlich wieder mal eine richtige Diskussion. Geb morgen oder so meinen Senf dazu.