Erstmal allgemein, unabhängig davon, dass ich finde, dass man Folgerungen aus den Vorgängen und nicht aus einzelne Spiele machen sollte, so sehe ich das Spiel von Freitag und sehe positiv in die Zukunft. Beide Teams haben ein tolles Spiel abgelegt. Real Madrid hat sich wie ein Top Team agiert und Eindrücke hinterlassen, die man in einem August gewöhnlich nicht zu sehen bekommt. Dass es in den Spielen dann Fehler gibt und man als zweiter Sieger den Platz verlässt, ist normal, vor allem wenn man solch ein Gegner vor sich hat. Mal hat der eine die Nase vorn, bald ist es genau andersrum. Und wenn ein Trainer dann eine Entscheidung fällt, die sich nicht gut entwickelt - was ungleich ein Fehler ist - dann frisst ihn der andere auch mal auf.
Zum Spiel: Atletico gewann und waren in meinen Augen besser, weil sie sich auf ihrem größten Vorteil fokussiert haben, die Präzision von Moyas Abschläge, und weil Ancelotti sich die Finger verbrannt hat an einer Entscheidung, die vollkommen normal war. Er hat seinen besten Spieler für einen der Spieler mit dem kleinsten Output eingewechselt. Das klingt nicht verrückt, aber gegen Atletico muss es einfach sitzen.
Wie gesagt, die Konstante waren die Bälle des gegnerischem Keepers und das Duo Mandzukic Garcia hat die IV zerstampft. Varane ist in solchen Duellen noch ausbaufähig und Ramos hatte einen schrecklichen Abend. Wobei es nach "seiner" decima, in einem Supercopa Spiel ehrlich gesagt keine große Überraschung war. Trotzdem Lob an Atletico, denn in dieser Facette sind sie wirklich sehr stark.
Real Madrids Trumpfkarte war James, genauer gesagt seine Position. Er hat als Linksaußen begonnen, nicht ganz an der Linie klebend, aber schon ein klarer Flügel. In diesen anfänglichen 15 Minuten hat Madrid versucht über außen anzugreifen, wie in der ersten HZ des Hinspiels, aber Atletico hat noch besser verteidigt und die beiden Flügeln waren nicht so stark im Spiel eingebunden wie im Bernabeu. Da man den Ball auch weiter hinten verlor, konnte man ihn auch nicht vorne wiedergewinnen und Atletico erlaubte nicht, dass sich das ganze vom Dienstag nicht wiederholte.
Mit den Stadtrivalen besser in der Partie, entschied man sich, James Position zu zentrieren und das Spiel wendete sich.
Der Kolumbianer war nicht der einzige Grund, auch wenn er der beste unter den Angreifern war, sondern weil man auch die Einstellung veränderte. Die 8er bewegten sich mehr und in Richtung Moya und die Ballzirkulation wurde erheblich schneller. So konnte James den Ball oft zwischen den Linien empfangen, Benzema mehr seine kurzen Pässe, die ihn so gut machen, spielen und Modric das Spiel übernehmen. Diese drei Spieler konnten Atletico zurückdrängen. Anders gesagt, Real Madrid erreichte ein sehr gutes Niveau. Atletico widerstand.
Halbzeitpause und dann der Wechsel, der das Finale entschied. Cristiano Ronaldo für Kroos. James konnte Ancelotti nicht rausnehmen, dafür war seine Leistung zu gut, also hat er den rausgenommen, der bisher am wenigsten gezeigt hatte. Er wusste sicherlich, dass das Zurückziehen von James in das Mittelfelddreieck die Mannschaftsteile trennen würde, aber das könnte Atletico dazu verführen, mehr rauszukommen, und einige Umschaltmomente für Cristiano und Bale kreieren, die es sonst nicht gab.
Das ganze hat aber nicht geklappt.
Ronaldo fing an das Spiel an sich zu ziehen, war zu ungestüm, hat Modric, James und Benzema aus dem Spiel genommen und da man hinten offen stand, hat man Atletico bessere Konter ermöglicht. Ein ungewohnt schwaches Spiel vom Portugiesen.
Mit diesen Kontermöglichkeiten, dank Griezmanns Klasse, hatte man nun zwei Wege, um in die Nähe von Casillas zu kommen. Ich sah ein Atletico, das uns klar überlegen war und viele Qualitäten zeigte. Selbst die Einwechslung Marcelo und Iscos konnte ihnen nichts anhaben. Der Geist vom Angstgegner ist verschwunden und es hat sie sicher psychisch geholfen, nun auch die Joker überstanden zu haben.
Für uns nehme ich gerne die Minuten 15-45 mit, die ich sehr stark fand. Und ich bin immer noch froh, dass wir in unserer Liga immer noch ein europäisches Topteam als Konkurrenten haben.