Für mich sind die Galacticos vor allem ein Paradebeispiel, dass im Fussball letztendlich das Kollektiv und nicht grosse Namen und/oder Extremwerte verantwortlich sind. Am besten waren wir immer mit einer guten Mischubg aus Stars, Spaniern und Talenten sowie einem fähigen Trainer.
Zu Beginn hatte man das, und man hatte auch Erfolg. Man hatte Del Bosque als starken Trainer, erfahrene Legenden wie Hierro, Salgado oder Redondo, aufstrebende junge Spanier wie Casillas, Guti, Raul oder Morientes und dann eben die neuen Stars Roberto Carlos, Anelka, Figo und Zidane. Diese Mischung war um die Jahrtausendwende sehr erfolgreich und stark.
Nach der CL 2002 ist es dann leider ins extreme gekippt und man hat sehr dumme Entscheidungen getroffen. Die Entlassung del Bosques trotz Meisterschaft und der Verkauf von Makalele haben diesem Team das Genick gebrochen. Es kamen zwar mit Ronaldo, Beckham, Owen, Robinho usw. weitere Stars, aber die Balance hat nicht mehr gestimmt, und an der Seitenlinie gab es keine wirklich fähigen Leute mehr. Ich glaube die Niederlage im Copafinale gegen Zaragoza unter Quiroz mit Guti, Zidane, Beckham, Figo, Ronaldo und Raul auf dem Feld war bezeichnend. Es wurde einfach zuviel, die Balance stimmte nicht mehr, und die Galacticos gingen letztendlich unter.
Das ganze zieht sich seither sehr beispielhaft durch unsere jüngere Geschichte. Calderon versuchte es mit einem Holländer Extrem, wenig erfolgreich. Perez kam zurück, zunächst mit demselben Ansatz, auch wenig erfolgreich. Dann kam Mou und der Rest ist Geschichte. Bis letzten Sommer, als man zu sehr in ein Jugendwahnextrem gefallen ist, die Quittung kam prompt.
Waren die Galacticos ein Flop? Kommt mMn auf die Perspektive an. Zu Beginn gab es sportliche Erfolge, weil die Balance gestummen hat. Und marketingtechnisch war das Ganze sicher ein Riesenerfolg, es hat Real nachhaltig geprägt und verändert. Die Galaktischen werden immer etwas besonderes sein und als solches eine Legende bleiben. Als Flop würde ich eher das Konzept hinter den Galacticos bezeichnen. Jedes Jahr einen Star ohne Zusammmenhang kaufen geht auf Dauer einfach nicht auf und führt zu nicht nachvollziehbaren Entscheidungen. Wer weiss hätte man Del Bosque, Makalele, Morientes usw. behalten und spätestens nach Beckham aufgehört und sich auf eine gute Mischung konzentriert. Ab 2010 haben wir es gemacht, das Resultat ist wiederum bekannt. Und das Ganze gilt nach wie vor für den kommenden Sommer. Wir brauchen 2-3 neue, womöglich grosse Namen, aber nicht einfach kreuz und quer durcheinander. Dann kann nach Galacticos 2.0 auch Galacticos 3.0 erfolgreich werden.