PaTrocK schrieb am 05. September 2013, 02:26
Ich hoff ja, dass Rummenigges Interview genug Leute erreicht, damit man endlich versteht die Ablösesummen in Relation zu setzen. Ohne diese Relation ist jegliche Aussage über diese in meinen Augen nämlich hinfällig.
Wenn man sich Zidanes Ablösesumme von 75 Mio € 2001 ansieht, sollte man schnell erkennen, dass diese Summe 8 Jahre später von Ronaldo zwar übertroffen wurde, doch ob es wirklich 19 Mio. Differenz sind sei dahingestellt. Immerhin muss man die Geldentwertung in dieser Periode genauso berücksichtigen. Die 75 Mio. Euro aus 2001 sind in meinen Augen ganz anders zu gewichten.
Allein bei einer Inflation von 2,2% was dem durchschnitt der EU-Länder zwischen 2000 und 2005 widerspiegelt, kommt man auf einen Inflationsbereinigten-Wert für Zidane von 89,2 Mio. Euro. Ronaldo war also - wenn man wirklich Äpfel mit Äpfel vergleichen möchte 5 Mio. teurer als ZIdane. Ronaldo wäre mit dieser Berechnung 2013 102,5 Mio. \"teuer\".
Soll heißen: Dieser Vergleiche und die Aussage wer der teuerste Fußballer der Welt ist, ist mühsig - da sich irgendwie fast keiner die Mühe zu machen scheint, die Vergleiche - wenn schon überhaupt notwenidig - in die richtige Relation zu setzen.
Genauso ist es hier mit der wirtschaftlichen Lage von RM. Der Beitrag der oben auftauchte von SwissRamble ist in gewohnt guter Qualität und Tiefe analysiert. Das für mich wertvolle, das dort aber gemacht wird, ist die Relation zu den anderen \"Playern\" am globalen Tisch - auch wenn er es sich erspart hat nebem dem \"worst Case\" (Manchester United) den \"best Case\" Bayern München als Referenz zu nehmen, die nahezu keine \"Verbindlichkeiten\" besitzen
PASSIVA
2011/2012 2010/2011
A. EIGENKAPITAL
I. GEZEICHNETES KAPITAL 27.500.000,00 27.500.000,00
II. KAPITALRÜCKLAGE 199.604.530,47 199.604.530,47
III. GEWINNRÜCKLAGEN
Andere Gewinnrücklagen 40.137.107,29 39.956.935,12
IV. BILANZGEWINN 11.051.947,74 278.293.585,50 1.280.172,17
B. RÜCKSTELLUNGEN
1. Rückstellungen für 1.963.760,00 247.014,00
2. Steuerrückstellungen 7.783.291,08 9.388.946,29
3. Sonstige Rückstellungen 5.463.618,94 15.210.670,02 5.392.271,21
C. VERBINDLICHKEITEN
1. Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen 200.000,00 7.512.046,00
2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 27.514.879,24 14.332.012,89
3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen 4.722.191,68 17.563.555,36
4. Sonstige Verbindlichkeiten 16.809.901,14 49.246.972,06 24.749.853,37
- davon aus Steuern: € 12.147.689,09 (Vorjahr: € 5.737.291,36)
- davon im Rahmen der sozialen Sicherheit: € 0,00 (Vorjahr: € 0,00)
D. RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN 16.328.599,28 12.777.168,02
359.079.826,86 360.304.504,90
Quelle:
www.bundesanzeiger.de (Suchen nach Bayern München)
Hier sehen wir Verbindlichkeiten von 50 Mio. Euro... und zwar alle... Der Rest ist Eigenkapital und Rückstellungen. Diese Passiva-Seite ist glatt wie ein Baby.Popo. Das berühmt berüchtigte \"Festgeldkonto\" befindet sich quasi bei Punkt II \"Kapitalrücklage\". Mit einem Eigenkapital von 278 Mio. und einem haben sie eine Eigenkapitalsquote von 77,2%. Im Vergleich: Real Madrid hat eine EK-Quote von 31,8% (was schon gut ist).
Eine höhere Verschiebung in die finanzierung über Fremdkapital hat einfach den Grund, dass man damit Steuern spart. Man stelle sich vor wir würden von den 513 Mio. Umsatz 200 Mio. Euro gewinn machen und die aufs \"Festgeldkonto\" legen wollen, dann würden auf diesen Gewinn zuerst mal Steuern fallen, und das wäre dann \"verschenktes\" Geld. Man muss einsehen, dass der Staat und eine Firma im Grundsatz immer \"gegeneinander\" kämpfen. Der Staat will so viel wie möglich abgreifen, aber nicht so viel, dass keine Firma sich mehr in ihm ansiedelt. Die Firma will soviel wie möglich sparen - am besten legal - wenn das nicht geht, dann zieht man halt in Oasen um (wenn möglich) oder wird kreativ.
In diesem Fall ist das aber eine vollkommen legale und logische Vorgehensweise, indem man das Geld \"wo anders parkt\" bzw. die Leistung in schritten bezahlen und somit sichert, seinen Umsatz brav über mehrere Perioden zu investieren / auszugeben.
Hier sind wir auch schon bei einem wichtigen Wort - Investition.
Man muss neben den finanziellen Aspekten hier, und den so berühmten \"Schulden\" immer in Relation setzen wohin das Geld fließt. Ein Journalist, der dem Geldfluss nicht folgt, stoppt genau da wo es eigentlich interessant wird. Wo ist das Geld denn hin? Hat sich Real Madrid auf den Maledieven einen Cocktail gegönnt?
Ich glaube kaum...
Es wurde investiert. Wir alle kennen die Situation um das Stadion und die Ausbaupläne, die Renovierungen, die Ausbauten bei Valdebebas und natürlich die Investition (!) in den Kader, der als immaterieller Wert hier nur zum Teil aufscheint. Swiss Ramble hat das gut formuliert, als er sagte, dass die Werte von Jugendspielern usw. nicht in der Bilanz auftauchen. Wie sollen sie auch - es gab nie einen Wert der verbucht werden konnte.
Jeder Jugendspieler eines Vereins ist also solange immateriell, bis er natürlich verkauft wurde - in dem Moment kann man den Wert (den realen - nicht das was man uns auf Transfermarkt hinschmeißt) auch geltend machen.
Bale erscheint hier in der Bilanz - wie Rummenige sagte - mit ca. 17 Mio. auf. Logisch oder? Man verteilt die Kosten auf 6 Jahre um so natürlich nicht in einem Jahr auf einmal ein Minus von 100 Mio. am Buckel zu haben und nach dieser Ausgabe auf einmal Bale aus der Bilanz gestrichen hat - obwohl er ja noch im Verein ist?! Wäre pervers oder?
Somit ist auch jeder Spieler der seinen Vertrag erfüllt vollständig abgeschrieben und jedes weitere Jahr gilt er wie ein Jugendspieler der seine Jahre bilanziär natürlich bei einem Verein spielt ohne die Last der Ablöse zu tragen. In Wahrheit muss man also jeden Spieler der seine erste Vertragsperiode (jene die beim Transfer abgeschlossen wird) abgesessen hat, als vollständig abgeschrieben ansehen und somit auch vollkommen entkoppelt von seiner Ablösesumme betrachten, da diese schon \"verbraucht\" ist.
Alles in allem ein Thema, das wirklich medial viel zu wenig Beachtung erhält. Der Fußball haltet das aber auch sehr untransparent. De facto ist man nur daran interessiert die Ablösesummen geringer darzustellen als sie sind, weil man genau weiß, dass die Medien diese Summen bewusst missinterpretieren und für ihre Zwecke der Aufmerksamkeitsgenerierung nutzen wollen und das mit Erfolg. Wer also solche Transfers tätigt, selbst wenn er sie sich leisten kann und sie über 6 Perioden stemmen kann - der muss sich mit dem Shitstorm auseinandersetzen ODER endlich Aufklärungsarbeit leisten, damit diese negativ-Berichte zumindest in den eigenen Fanreihen verarbeitet werden können... diese bleibt bei RM seit Jahren komplett aus.
Versteht mich nicht falsch - ich bin nicht Pro-Bale und nicht Pro-100-Mio. Transfers. Aber Real Madrid ist einfach ein Verein der es sich wirtschaftlich leisten kann, solange man damit einen konstanten zukünfigten Umsatzberg generieren kann und die Liquidität hat um die Zahlungen am Fälligkeitstermin zu tätigen gibt es hier keine moralische Verwerflichkeit.
Außer man will eine sehen.