
Cristiano Ronaldos letztes Spiel für Real Madrid
Höhe- und Schlusspunkt zugleich. Und nur wenige erkannten die Zeichen der Zeit: Als sich Real Madrid am 26. Mai 2018 zum dritten Mal hintereinander Europas Krone aufsetzte, hatten Cristiano Ronaldo und Zinédine Zidane ihre Entschlüsse schon getroffen. Selbst Gareth Bale äußerte nach dem 3:1-Sieg über den FC Liverpool Zweifel bezüglich der Zukunft.
Doch der Finalheld blieb, im Gegensatz zu den anderen beiden, die heute vor fünf Jahren ihre Real-Kapitel beendeten. „Es war sehr schön, bei Real Madrid zu sein“, sorgte CR7 schon während der Siegesfeier für Überraschung. Und dämpfte somit die eigentlich unendliche Freude über das Unmögliche. Sein Entschluss stand fest und am 10. Juli kam es dann erneut zu etwas nicht für möglich gehaltenen: Ronaldos Wechsel zu Juventus.
2016, 2017, 2018! Oder anders: La Undécima, La Duodécima und La Decimotercera. Real Madrid gewann seinen elften, zwölften und 13. Europapokal jeweils hintereinander. Die Bilder zu den drei nicht für möglich gehaltenen Endspielen: 28. Mai 2016: Real Madrid gewinnt in Mailand nach einem mehr als 120-minütigen Krimi „La Undécima“, den elften Europapokal. (Foto: Gerard Julien/AFP/Getty Images) „Krimi“ war da fast noch untertrieben: Nach den Toren von Sergio Ramos (15.) und Yannick Carrasco (79.) ging das Derby gegen Atlético erst in die Verlängerung, dann ins Elfmeterschießen. Die ersten Schützen verwandelten, Ex-Blanco Juanfran traf nur den Pfosten, und Cristiano Ronaldo verwandelte den entscheidenden Schuss. (Foto: Pierre-Philippe Marcou/AFP/Getty Images) Zinédine Zidane hatte das Wunder vollbracht! War die Mannschaft um den Jahreswechsel nach Rafael Benítez‘ Übernahme am Boden, vollbrachte „Zizou“ fast eine geglückte LaLiga-Aufholjagd und hatte die Mannschaft überraschend zum elften Champions-League-Titel geführt. (Foto: Pierre-Philippe Marcou/AFP/Getty Images) 3. Juni 2017: War das das beste Real Madrid aller Zeiten, das in der Saison 2016/17 sein erstes “großes” Double aus Liga- und Champions-League-Titel seit 1956 gewann? (Foto: Matthias Hangst/Getty Images) Angeführt wurde diese Jahrhundert-Mannschaft unter anderem von Cristiano Ronaldo, der im Finale in Cardiff Juventus Turin gleich zwei Tore in CR7-Manier einschenkte (20., 64.). Mario Mandžukić ließ die Italiener zwischendurch hoffen (27.), doch nach dem Seitenwechsel wusste auch Europas vermeintlich beste Defensive nicht mehr, wie ihr geschah, als Casemiro (61.) und Marco Asensio (90.) ebenso einnetzten und den 4:1-Sieg der Königlichen perfekt machten. (Foto: Handout/UEFA via Getty Images) Geschichte war mit „La Duodécima“ geschrieben und Sergio Ramos war der erste, der den Champions-League-Titel im zweiten Jahr in Folge in Empfang nehmen durfte. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images) 26. Mai 2018: Was für ein Finale! Was für Geschichten… Sergio Ramos nahm Überflieger Mo Salah aus dem Spiel, Karim Benzema erroch Loris Karius’ Abwurf, und dann wechselte Zinédine Zidane in seinem dritten Streich in Folge den nächsten Helden ein… (Foto: David Ramos/Getty Images) Gareth Bale traf in Minute 64 per Fallrückzieher, und in der 84. mit einem Fernschuss, Liverpool war geschlagen. 3:1 nach den Toren von Karim Benzema (51.) und Sadio Mané (55.). (Foto: Laurence Griffiths/Getty Images) Ihr Werk schien vollbracht: Cristiano Ronaldo deutete nach dem Finale, seinem fünften gewonnenen Königsklassen-Titel, bereits an, Madrid verlassen zu wollen, und auch bei Erfolgstrainer “Zizou” dürfte längst der Gedanke gekeimt sein, dass die Mannschaft einen neuen Impuls brauche. Beide verließen die Königlichen im Sommer, und damit auch das Glück? Foto: Franck Fife/AFP/Getty Images) Vergrößern
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In seinem 438. Spiel gelang dem Portugiesen zwar kein eigener Treffer und die Ausbeute blieb bei 450 Toren stehen, doch konnte er sich mit einem Titel verabschieden. Nummer 16 mit Real, der fünfte Henkelpott insgesamt für ihn. Kein Tor im Finale, aber sechs in der K.o.-Runde: drei gegen PSG, drei gegen Turin – inklusive Fallrückzieher im Hin- und dem entscheidenden Elfmeter im Rückspiel.
Im Halbfinale gegen Bayern überließ Madrids Held die Bühne anderen, Marcelo und Karim Benzema beispielsweise, ehe Gareth Bale in Kiew selbst Zidanes berühmtes Tor aus dem Finale 2002 in den Schatten stellte.

Bale: Erst Frust, dann Kunst
„Ich muss mit meinem Berater sprechen“, kündigte Bale an und erzählte später den Grund für seine Unzufriedenheit: „Ich war frustriert darüber, dass ich beim Finale nicht von Anfang an gespielt habe.“ Er wandelte Frust in Kunst: 1:1 stand es, als Zidane in Minute 61 den walisischen Joker zückte und Loris Karius‘ Horror begann. Fallrückzieher in der 63., Fernschuss in der 83. Minute. 3:1. La Decimotercera! „Es war genial, dieses Tor zu erzielen. Pure Emotionen. Du denkst darüber nicht nach, sondern reagierst nur“, so Bale über sein Kunststück.
Ramos gegen Salah und die Grenzen der Physik
Das Finale von 2018 schrieb viele Geschichten: Ronaldos und Zidanes Abschied – der Franzose kündigte seinen Rücktritt fünf Tage später an –, Bales Traumtore, Reals „Threepeat”, sogar die Geschichte vom sich wie im Finale 2016 erneut verletzenden Dani Carvajal, aber auch Sergio Ramos‘ (laut Giorgio Chiellini) „Meisterleistung“, das Foul gegen Mohamed Salah. O-Ton Jürgen Klopp: „Rücksichtslos und brutal“ und „wie ein Wrestler“.
„Wenn man sich die Szene gut ansieht, erkennt man, dass er mich zuerst am Arm packt und ich auf die andere Seite falle“, rechtfertigte sich Ramos später und ergänzte: „Fehlt nur noch, dass Roberto Firmino sagt, er sei erkältet, weil er einen Schweißtropfen von mir abbekam!“ Wie auch immer man Ramos‘ Einsteigen gegen Salah (oder Karius) bewertet – auch er schrieb Geschichte. Denn er war der Kapitän, der Reals Titel-Hattrick vollbrachte. Naturgesetze schienen aufgehoben. Physik umgerammt. Sergio Ramos unsterblich.
Das Jahrhundert-Team am Ende angekommen
Die Blancos hatten ein Jahrhundert-Team geschaffen. Doch das Jahrhundert war schnell vorbei. Schlug in der Double-Saison 2016/17 – dem ersten großen Double seit 1958 – selbst das B-Team noch alles kurz und klein, schieden Reals Reservisten 2018 blamabel im Copa-Viertelfinale aus, als Leganés erstmals überhaupt den großen Stadtrivalen schlug (1:2 nach 1:0)! Ein Ausrutscher im Pokal? Kann passieren. In LaLiga blieb der amtierende Meister jedoch 16 Mal (!) ohne Sieg – und so 17 (!!) Punkte hinter dem Meister aus Barcelona. Gilt für viele die titellose Saison 2018/19 als Ursprung der Krise, so hat der Untergang schon im überheblichen bis arroganten Sommer 2017 begonnen und die Supercopa-Triumphe über Barça (3:1, 2:0) verzerrten endgültig die Sicht der Madridistas.
Dennoch hatten die Königlichen damals nicht nur Cristiano Ronaldo, sondern auch noch ihren „Große Spiele“-Ruf. „Die gegnerischen Teams hatten Angst vor uns”, fasste es Luka Modrić rückblickend auf den Beginn dieser neuen Zeitrechnung – das gewonnene Finale 2014 – zusammen. Die Angst schwindete, die Arroganz nicht. So schleppten und retteten sich Zidanes fleißige Geschichtenschreiber durch die Königsklasse ins Finale und überwanden irgendwie das Team, das Madrid ein Jahr später entthronen sollte, den FC Bayern.
Am 26. Mai 2018 dachten an ein derartiges Szenario noch nicht viele. CR7, Zidane und vielleicht Bale schon. Das Unmögliche, die doppelte Titelverteidigung wurde real, und Real wurde wieder irdisch. Nach einer derartigen Erfolgsgeschichte mit vier CL-Triumphen in fünf Jahren sind Fehler nicht nur zu vertrösten, sondern auch menschlich.
Ausführliche Highlights:
https://www.youtube.com/watch?v=qcTIzjNRjxM&pp=ygUecmVhbCBtYWRyaWQgMy0xIGxpdmVycG9vbCAyMDE4
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