Historie

Das Ende einiger Ären: „La Decimotercera“ fünf Jahre her

Die Champions League verteidigen? Lange eine Unmöglichkeit. Aber in der Königsklasse drei Mal hintereinander triumphieren? Heute vor fünf Jahren erreichte Real Madrid etwas, von dem niemand zu träumen wagte.

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Heute vor vier Jahren schaffte Real das nicht für möglich gehaltene – Foto: imago images / Bildbyran

Cristiano Ronaldos letztes Spiel für Real Madrid

Höhe- und Schlusspunkt zugleich. Und nur wenige erkannten die Zeichen der Zeit: Als sich Real Madrid am 26. Mai 2018 zum dritten Mal hintereinander Europas Krone aufsetzte, hatten Cristiano Ronaldo und Zinédine Zidane ihre Entschlüsse schon getroffen. Selbst Gareth Bale äußerte nach dem 3:1-Sieg über den FC Liverpool Zweifel bezüglich der Zukunft.

Doch der Finalheld blieb, im Gegensatz zu den anderen beiden, die heute vor fünf Jahren ihre Real-Kapitel beendeten. „Es war sehr schön, bei Real Madrid zu sein“, sorgte CR7 schon während der Siegesfeier für Überraschung. Und dämpfte somit die eigentlich unendliche Freude über das Unmögliche. Sein Entschluss stand fest und am 10. Juli kam es dann erneut zu etwas nicht für möglich gehaltenen: Ronaldos Wechsel zu Juventus.

In seinem 438. Spiel gelang dem Portugiesen zwar kein eigener Treffer und die Ausbeute blieb bei 450 Toren stehen, doch konnte er sich mit einem Titel verabschieden. Nummer 16 mit Real, der fünfte Henkelpott insgesamt für ihn. Kein Tor im Finale, aber sechs in der K.o.-Runde: drei gegen PSG, drei gegen Turin – inklusive Fallrückzieher im Hin- und dem entscheidenden Elfmeter im Rückspiel.

Im Halbfinale gegen Bayern überließ Madrids Held die Bühne anderen, Marcelo und Karim Benzema beispielsweise, ehe Gareth Bale in Kiew selbst Zidanes berühmtes Tor aus dem Finale 2002 in den Schatten stellte.

Real Madrid v Liverpool - UEFA Champions League Final
Mit seinem 16. Titel verabschiedete sich CR7 in Madrid – Foto: Michael Regan/Getty Images

Bale: Erst Frust, dann Kunst

„Ich muss mit meinem Berater sprechen“, kündigte Bale an und erzählte später den Grund für seine Unzufriedenheit: „Ich war frustriert darüber, dass ich beim Finale nicht von Anfang an gespielt habe.“ Er wandelte Frust in Kunst: 1:1 stand es, als Zidane in Minute 61 den walisischen Joker zückte und Loris Karius‘ Horror begann. Fallrückzieher in der 63., Fernschuss in der 83. Minute. 3:1. La Decimotercera! „Es war genial, dieses Tor zu erzielen. Pure Emotionen. Du denkst darüber nicht nach, sondern reagierst nur“, so Bale über sein Kunststück.

Ramos gegen Salah und die Grenzen der Physik

Das Finale von 2018 schrieb viele Geschichten: Ronaldos und Zidanes Abschied – der Franzose kündigte seinen Rücktritt fünf Tage später an –, Bales Traumtore, Reals „Threepeat”, sogar die Geschichte vom sich wie im Finale 2016 erneut verletzenden Dani Carvajal, aber auch Sergio Ramos‘ (laut Giorgio Chiellini) „Meisterleistung“, das Foul gegen Mohamed Salah. O-Ton Jürgen Klopp: „Rücksichtslos und brutal“ und „wie ein Wrestler“.

Wenn man sich die Szene gut ansieht, erkennt man, dass er mich zuerst am Arm packt und ich auf die andere Seite falle“, rechtfertigte sich Ramos später und ergänzte: „Fehlt nur noch, dass Roberto Firmino sagt, er sei erkältet, weil er einen Schweißtropfen von mir abbekam!“ Wie auch immer man Ramos‘ Einsteigen gegen Salah (oder Karius) bewertet – auch er schrieb Geschichte. Denn er war der Kapitän, der Reals Titel-Hattrick vollbrachte. Naturgesetze schienen aufgehoben. Physik umgerammt. Sergio Ramos unsterblich.

Das Jahrhundert-Team am Ende angekommen

Die Blancos hatten ein Jahrhundert-Team geschaffen. Doch das Jahrhundert war schnell vorbei. Schlug in der Double-Saison 2016/17 – dem ersten großen Double seit 1958 – selbst das B-Team noch alles kurz und klein, schieden Reals Reservisten 2018 blamabel im Copa-Viertelfinale aus, als Leganés erstmals überhaupt den großen Stadtrivalen schlug (1:2 nach 1:0)! Ein Ausrutscher im Pokal? Kann passieren. In LaLiga blieb der amtierende Meister jedoch 16 Mal (!) ohne Sieg – und so 17 (!!) Punkte hinter dem Meister aus Barcelona. Gilt für viele die titellose Saison 2018/19 als Ursprung der Krise, so hat der Untergang schon im überheblichen bis arroganten Sommer 2017 begonnen und die Supercopa-Triumphe über Barça (3:1, 2:0) verzerrten endgültig die Sicht der Madridistas.

Dennoch hatten die Königlichen damals nicht nur Cristiano Ronaldo, sondern auch noch ihren „Große Spiele“-Ruf. „Die gegnerischen Teams hatten Angst vor uns”, fasste es Luka Modrić rückblickend auf den Beginn dieser neuen Zeitrechnung – das gewonnene Finale 2014 – zusammen. Die Angst schwindete, die Arroganz nicht. So schleppten und retteten sich Zidanes fleißige Geschichtenschreiber durch die Königsklasse ins Finale und überwanden irgendwie das Team, das Madrid ein Jahr später entthronen sollte, den FC Bayern.

Am 26. Mai 2018 dachten an ein derartiges Szenario noch nicht viele. CR7, Zidane und vielleicht Bale schon. Das Unmögliche, die doppelte Titelverteidigung wurde real, und Real wurde wieder irdisch. Nach einer derartigen Erfolgsgeschichte mit vier CL-Triumphen in fünf Jahren sind Fehler nicht nur zu vertrösten, sondern auch menschlich.

Ausführliche Highlights:

https://www.youtube.com/watch?v=qcTIzjNRjxM&pp=ygUecmVhbCBtYWRyaWQgMy0xIGxpdmVycG9vbCAyMDE4

Impressionen vor und nach dem Spiel:

DAS Buch für Madridistas: »111 Gründe, Real Madrid zu lieben«!

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von
Nils Kern

Du hast Fragen über REAL TOTAL? Da bin ich bin der Richtige: Chefredakteur und erster Ansprechpartner für Medien, Leser, Fans. ¡Hala Madrid!

Kommentare
Es war eine wunderbare Zeit und wir werden sie erst richtig zu schätzen wissen wenn einige Jahre verstrichen sind. Ich blicke jetzt schon sehnsüchtigst danach zurück und auf die vielen Jahre davor auch. Die Zukunft wird hoffentlich ähnlich gestaltet sein.
 
Sowas werden wir und die gesamte Fussballwelt so schnell nicht nochmal erleben...CL Verteidigen? Nee...wir machen das ultimative Triple. Davor und auch jetzt wieder sieht man Real nicht mehr als weisse Macht. Zu der Zeit spürte ich eine solche Zuversicht das die Jungs das schon irgendwie richten und meiner Meinung nach war die Double-Saison einfach ein Zeichen dafür wozu ein Real imstande ist. Kann mich noch gut an die vielen Last Minute Tore erinnern welche einfach einen schier unbändigen Willen zeigten und ein englischer Kommentator hat meiner Meinung nach den perfekten Satz für diese Saison gefunden: "This is a team that refuses to back up". Bekomme jetzt noch Gänsehaut.
 
Ich habe oft das Gefühl, die historische Leistung Real Madrids, drei Mal in Folge und vier Mal in fünf Jahren die CL zu gewinnen, wird viel zu wenig wertgeschätzt. Auch Zidane wird immer als Glücksritter dargestellt, der ja sowieso Ahnung von nichts hat. Nicht nur von vielen Fans, aber auch die Presse erwähnt das eher nebensächlich - wenn überhaupt. Dieselben Schreiberlinge schreiben sich hingegen in Orgasmen, wenn sie von Peps Barcelona schwärmen.
Weil aber auch diejenigen, die Pep hier lieben, lieber einen schöneren Fußball sehen wollen als 3x die CL zu gewinnen bzw. 4x in 5 Jahren. Lieber effizient spielen und gewinnen als tiki taka und verlieren.
 
Warum wird eigentlich nirgendwo die überragende Leistung von Modric in diesem Match erwähnt? Er war ganz klar man of the match.
Nervt richtig, dass immer nur die Spieler gefeiert werden, die auch ein Tor schießen.
 
heute noch gänsehaut .
CR7 hat sich mit einer 3-er serie an CL titeln verabschiedet .
der club hat mega kohle dadurch eingenommen .
alles ging auf .

in der übernächsten saison dann schon wieder LaLiga meister mit ZZ re-loaded . ich nehme an , dass jedem die big goals von Bale auffallen . ich freue mich mindestens diese wieder nächste saison zu sehen .

... und Barca ... der einst grösste club lässt sich immer noch vom kleinsten spieler an der nase rum-führen . der als leader international nichts gerissen hat , sondern einfach nur gekostet hat und weiter kostet , über alle verkraftbaren verhältnisse hinaus . den club , der ihn gross gemacht hat , ausbluten lässt . doch die dumpfen "Messi , Messi" rufe erhallen immer noch hohl auf eine frage an Barca fans .

somit ist jeder inskünftige vergleich von Barca mit Real Madrid und von Messi mit CR7 hinfällig und respektlos .
 
Zuletzt bearbeitet:
heute noch gänsehaut .
CR7 hat sich mit einer 3-er serie an CL titeln verabschiedet .
der club hat mega kohle dadurch eingenommen .
alles ging auf .

in der übernächsten saison dann schon wieder LaLiga meister mit ZZ re-loaded . ich nehme an , dass jedem die big goals von Bale auffallen . ich freue mich mindestens diese wieder nächste saison zu sehen .

... und Barca ... der einst grösste club lässt sich immer noch vom kleinsten spieler an der nase rum-führen . der als leader international nichts gerissen hat , sondern einfach nur gekostet hat und weiter kostet , über alle verkraftbaren verhältnisse hinaus . den club , der ihn gross gemacht hat , ausbluten lässt . doch die dumpfen "Messi , Messi" rufe erhallen immer noch hohl auf eine frage an Barca fans .

somit ist jeder inskünftige vergleich von Barca mit Real Madrid und von Messi mit CR7 hinfällig und respektlos .
Kommentare in denen Messi kleingeredet wird kann ich nicht so richtig ernst nehmen, sorry. Man sollte selbst als Madrid- Fan in der Lage sein zu akzeptieren, dass der kleine Mann der (mit Abstand) beste Fußballer aller Zeiten ist.
Eigentlich macht es das ganze sogar noch beeindruckender, dass wir selbst in seiner Ära Barca zumindest international deutlich in die Schranken gewiesen haben.

Ansonsten hast du absolut Recht, Gänsehaut pur wenn man das Spiel sieht. War auch das erste Mal, dass Klopp mir so richtig als unfassbar schlechter Verlierer aufgefallen ist, seitdem bestätigt er das ja regelmäßig.
 

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