
Real Madrids Abhängigkeit von Bellingham
VIGO. 2:0 in Bilbao, 3:1 in Almería und 1:0 in Vigo: Die Stimmung bei Real Madrid darf nach drei Auswärtssiegen zum Start in die neue LaLiga-Spielzeit positiv sein. Und gefeiert wird vor allem einer: Jude Bellingham. Der für über 100 Millionen Euro von Borussia Dortmund gekommene Neuzugang traf gegen Athletic, in Almería doppelt und köpfte die Madrilenen auch gegen Celta zum Sieg. „Er schießt weiter Tore und trägt viel zum Spiel bei. Sehr gut“, lobte Trainer Carlo Ancelotti nach dem Spiel.
Real Madrid hat im Sommer immerhin mit Karim Benzema seine Tormaschine verloren. „Mit der Verpflichtung von Bellingham kompensieren wir den Abschied von Benzema auf eine andere Weise“, hatte Ancelotti bereits unter der Woche erklärt. Bislang geht der Plan jedenfalls auf: Mit seinen Toren ist Bellingham maßgeblich daran beteiligt, dass die Königlichen nach drei LaLiga-Partien bei neun Punkten stehen.
Fällt ein Angreifer aus, wird es bei Real Madrid eng
Rodrygo traf indes zweimal und Vinícius Júnior einmal. Doch Letzterer konnte in Vigo gerade mal 18 Minuten sein Können präsentieren, ehe er ohne Gegnereinwirkung zu Boden sackte, sich den Oberschenkel hielt und seine Auswechslung signalisierte. Ein Schreckensszenario für Real Madrid, das in diesem Moment zur Realität geworden ist. Denn auf der Ersatzbank hatte Ancelotti in diesem Moment mit Brahim Díaz und Joselu nur noch zwei nominelle Angreifer sitzen. Also brachte er Joselu, der gegen Celta zwar torlos blieb, aber immerhin Bellinghams Treffer auflegte.
Allzu schlimm scheint Vinícius’ Verletzung jedenfalls nicht zu sein. „Wir müssen in den nächsten Stunden schauen, was er hat. Er wollte weitermachen, deswegen glaube ich nicht, dass es was Ernstes war“, so Ancelotti. Besonders torgefährlich trat der spanische Rekordmeister in Vigo allerdings nicht auf. Mit 4:3 Torschüssen war Celta sogar präsenter als die Blancos, die am Ende dank Bellingham das glückliche Ende fanden, nachdem Rodrygo zuvor einen Elfmeter verschossen hatte.
Die echten Brocken kommen erst noch
Sorgen macht sich Ancelotti aber keine. „Ich glaube, dieser Kader zeigt, dass er komplett ist“, betonte der Italiener abermals. Sein Team sei auch ohne die Verletzten und ohne Benzema „in der Lage zu gewinnen“. Deshalb hob Ancelotti einmal mehr hervor: „Dieser Kader ist sehr gut zusammengestellt.“ Zwar weiß es Real Madrid bislang gegen Gegner wie den Athletic Club, UD Almería und RC Celta erfolgreich zu lösen, doch was wäre gegen Top-Gegner wie den FC Barcelona oder Atlético Madrid oder die Crème de la Crème in der Champions League – wenn dann auch noch Verletzungssorgen in der Offensive hinzukämen?
Weil mit Rodrygo, Vinícius, Brahim und Joselu gegenwärtig nur vier nominelle Stürmer im Kader Real Madrids stehen, kann Ancelottis Improvisationsrepertoire schneller an seine Grenzen stoßen als gedacht. Die Partie in Vigo lieferte nur einen ersten leichtbitteren Vorgeschmack – weil am Ende nochmal alles gut ging. Der Transfermarkt schließt am 1. September. Und geht es nach Ancelotti, wird niemand mehr kommen. Tenor: Weitere Neuzugänge „schließe ich zu 100 Prozent aus“.
Spekulationen um Mbappé halten an – trotz Ancelotti-Dementi
So wird es nach Ancelotti auch nichts mehr mit Kylian Mbappé werden. Oder blufft Reals Trainer etwa? So mancher mag spekulieren, dass sich unmittelbar vor Ende der Transferperiode vermeintlich überraschend doch noch etwas rühren könnte. Mbappés Vertrag bei Paris Saint-Germain läuft Ende Juni 2024 aus. PSG steht angesichts eines drohenden ablösefreien Abgangs in einem Jahr unter Druck – sollte Mbappé seinen Kontrakt weiterhin nicht verlängern wollen –, für den Torjäger noch eine Ablöse zu kassieren. Auszuschließen ist im Profifußball jedenfalls nichts, auch wenn Ancelotti dies tut. So werden noch einige Tage des Wartens vergehen, ehe sich bewahrheitet, ob Real Madrid tatsächlich den riskanten Weg und einen Ritt auf der Rasierklinge wagt.
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