Historie

“Ein Albtraum!” Ex-Blanco Anelka berichtet über seine Zeit in Madrid

Dokumentarfilme über Fußballer stellen keine Seltenheit mehr dar. Immer mehr Stars oder ehemalige Spieler gewähren dadurch exklusive Einblicke in ihr Leben und ihre Karrieren. So auch Ex-Blanco Nicolas Anelka, der in seiner Netflix-Doku „Anelka: Misunderstood“ (Anelka: Missverstanden) über seine Anfänge, seine Erfolge und über das Horrorjahr an der Concha Espina berichtet.

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In der Saison 1999/00 gewann Nicolas Anelka mit Real Madrid die Champions League – Foto: imago/Colorsport

Der Albtraum begann bereits am ersten Tag

LILLE/MADRID. Die aufstrebende Karriere des Nicolas Anelka begann mit 16 Jahren bei Paris Saint-Germain, das 1996 im Europapokal der Pokalsieger triumphierte. Nach einem Jahr folgte dann der Wechsel auf die Insel zum FC Arsenal, wo anschließend Real Madrid auf den französischen Youngster aufmerksam wurde. Im Sommer 1999 blätterten die Königlichen satte 35 Millionen Euro für Anelka hin – für einen 20-Jährigen, was für damalige Verhältnisse enorm viel Geld bedeutete. Doch der Transfer zahlte sich kaum aus – bereits am ersten Tag begann der Albtraum wie es der Franzose selbst beschreibt.

“Nach der Pressekonferenz bin ich in die Umkleide gegangen. Ich war zuerst da, setzte mich hin, aber ein Spieler nach dem anderen kam und sagte: Das ist mein Platz. Immer wieder habe ich um Entschuldigung gebeten und nach einem anderen Platz gefragt, immer wieder wurde auch der mir weggenommen“, berichtet Anelka und fährt fort: „Das ist vielleicht 20 Mal passiert und ich dachte mir: Was mache ich hier? Das ist feindliches Gebiet. Und was ich an dem Tag erlebte, war nur der Anfang des Albtraums.”

„Der Druck war enorm“

Den Kontakt zu seinen Mitspielern suchte Anelka nie. Der Youngster zog sich lieber in seiner luxuriösen Wohnung zurück und feierte mit Freunden. Auch weigerte er sich Spanisch zu lernen. Das wirkte sich vermutlich auch auf die sportliche Leistung aus, denn dem Angreifer gelangen gerade einmal zwei Tore in 19 Liga-Spielen. Zu wenig für einen 35 Millionen Euro teuren Neuzugang.

„Der Druck war von Anfang an enorm. Ich hatte kein Privatleben mehr. Jeden Tag war ein Foto von mir in den Medien. Du bist 20 Jahre alt und kannst nicht auf die Straße gehen. Über alles, was du machst, wird gesprochen. Alles, was man kauft, steht am nächsten Tag in der Zeitung. Ich habe bemerkt, was es bedeutet, ein Star zu sein, als ich in Madrid ankam und ich habe es gehasst“, blickt Anelka zurück. Das Chaos nahm seinen Lauf und so kam der Tiefpunkt für den Franzosen, als er für ein Spiel nicht aufgeboten wurde. Daraufhin trat Anelka in den Streik und wurde anschließend von den Klub-Bossen für 45 Tage suspendiert.

Anelka zeigt Reue

Dennoch hatte Anelka auch seine Glanzmomente. In der Champions-League-Saison 1999/00 schoss der Franzose zwei der drei Tore im Halbfinale gegen den FC Bayern München. Auch im Finale wurde er vom damaligen Trainer Vicente del Bosque in die Startelf berufen und feierte durch einen 3:0 gegen den FC Valencia den achten Europapokal, „La Octava“. Und trotzdem war eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich und so wurde der Franzose für umgerechnet 35,5 Millionen Euro an PSG weiterverkauft. Nach Stationen beim FC Liverpool, Manchester City, FC Chelsea und Juventus Turin beendete er 2015 beim indischen Klub Mumbai City FC seine Karriere. 2018 kehrte er zurück zum Fußball – als Jugendtrainer beim OSC Lille.

Im Nachhinein bedauert Anelka, dass er die Chance beim spanischen Rekordmeister nicht genutzt hat. “Bei Real Madrid zu spielen, erfordert Opfer und ich war zu jung, das zu verstehen. Es gab Dinge, die ich nicht hätte sagen und tun dürfen. Ich war früh dran, vielleicht zu früh.”

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Kommentare
Ich bin ihn immer noch dankbar das er das wichtige Tor in München schoss in CL 1999/2000

Legendär war auch seine "Flucht" im Kofferraum, aus dem Stadion, verrückte Zeiten damals...

@dejan Ja eine merkwürdige Geschichte, aber leider vorstellbar. Erinnert mich etwas an die Geschichten von Saul, in der Jugend von Real Madrid. Er wurde erheblich gemobbt und wechselte dann zu Atletico, in der Kindheit/Jugendzeit, schade um den Menschen/Spieler. Menschen sind schon eine merkwürdige Spezies...
 
Wenn man bedenkt wie Jung mittlerweile die Spieler zu uns wechseln, da wundert es einen schon das lediglich Jovic in letzter Zeit negativ auffiel. Wenn ich dran denke was für Flausen ich mit Anfang 20 noch im Kopf hatte...
 
Naja der liebe Nicolas hat auch das Gefühl die Welt dreht sich um ihn...schon nur dieses Theater mit der französischen Nationalmannschaft sagt einiges aus...
 

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