Reportage

Eine Ära endet: Radikal-Umbruch in Real Madrids Abwehrzentrum

Wenn schon, denn schon: Auf den Abgang von Sergio Ramos folgt bei Real Madrid sogleich die Trennung von Raphaël Varane. Die Königlichen stehen in der Innenverteidigung damit vor einem neuen Zeitalter. Reagiert wird auf den Doppel-Abschied aller Voraussicht nach wohl nur mit dem bereits verpflichteten David Alaba.

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Raphael Varane Sergio Ramos
Varane und Ramos sind bei Real Madrid Geschichte – Foto: IMAGO / Cordon Press/Miguelez Sports

Ramos weg, Varane weg: Eine neue Zeitrechnung bricht an

MADRID. Sergio Ramos verlängert um eine weitere Saison bis zum 30. Juni 2022 und Raphaël Varane seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag langfristig – um wie viele Jahre auch immer. So oder so ähnlich hatte Real Madrid sich das vorgestellt mit seinen beiden Stammspielern in der Innenverteidigung. Pustekuchen. Beide sind weg. Nachdem Mitte Juni bekannt geworden war, dass Ramos den Klub verlässt, bestätigten die Königlichen nun Varanes Abschied Richtung Manchester United.

Eine Ära endet. Spätestens seit dem Fortgang von Ikone Pepe im Sommer 2017 hatten der Spanier und der Franzose das Stamm-Duo in der Innenverteidigung abgegeben, aber auch schon zuvor im Laufe der Jahre immer öfter ein Bollwerk gebildet. In drei der vier triumphalen Champions-League-Endspiele zwischen 2014 und 2018 – das Finale 2016 gegen Atlético in Mailand als Ausnahme – standen sie in der Startformation von Real. Ramos lief seit 2005 671 Mal für das weiße Ballett auf, Varane seit 2011 360 Mal.

Alaba offenbar gesetzt – Kampf zwischen Militão und Nacho

Damit ist jetzt Schluss. Durch die Trennung des 28 Jahre alten Franzosen steht Real nun vor einem radikalen Umbruch im Abwehrzentrum. Der zurückgekehrte Chefcoach Carlo Ancelotti wird in erster Linie offenbar auf ein taktisches 4-3-3, das er in Madrid 2013 eingeführt hatte, setzen. In diesem dürfte David Alaba als Linksfuß nahezu sicher die linke Innenverteidigung von Ramos übernehmen. Und wer ist daneben fortan die Nummer eins? Es ist eine der großen Fragen, wenn nicht die größte Frage mit Blick auf die bevorstehende Saison.

Éder Militão und Nacho Fernández, in den letzten beiden Spielzeiten die klaren Innenverteidiger drei und vier, werden sich im Laufe der Saison wohl um den offenen Posten streiten – sofern Alaba fit bleibt und stets in der Abwehr spielt –, wobei Nacho zu Beginn die besseren Karten besitzen dürfte. Er nahm mit Spanien nicht an der Europameisterschaft teil, macht die Vorbereitung in Madrid von Anfang an mit, Militão kam dagegen mit Brasilien bis in das Finale der Copa América und befindet sich noch im Urlaub.

Eder Militao Nacho Fernandez
Militão und Nacho genießen Reals Vertrauen – Foto: IMAGO / PA Images

Star-Abgänge beweisen Vertrauen in Militão und Nacho

Gut für Ancelotti: Beide Akteure stellten in der zurückliegenden Rückrunde, in der Ramos verletzungsbedingt nahezu komplett fehlte, eindrucksvoll unter Beweis, das Zeug für einen Stammplatz bei den Blancos zu haben – auch auf dem international höchsten Niveau.

„In dem Moment, in dem du spielst, musst du beweisen, was du wert bist und das haben sie getan. Ramos und Varane sind wichtig, aber die beiden haben bewiesen, dass sie in diesem Team spielen können“, adelte Casemiro das Duo nach der Abwehr-Schlacht im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals beim FC Liverpool (0:0).

Ex-Trainer Zinédine Zidane wählte an der Anfield Road ein 4-3-3, setzte aber oftmals auch auf ein System mit einer Dreierkette, in der Militão rechts, Varane innen und Nacho links zum Zug kamen. Auch dort traten sie mit Bravour auf. Dass die Führungsetage von Real weder Ramos noch Varane um jeden Preis halten wollte, liegt nicht zuletzt auch an den starken Leistungen von Militão und Nacho im Spieljahr 2020/21. Das Vertrauen in den Südamerikaner und den Iberer könnte von Seiten des Vereins größer kaum sein.

Alaba y nada más: Real holt wohl keinen Varane-Ersatz

Auch, weil Real mehreren Medienberichten zufolge längst ausgeschlossen hat, auf dem Transfermarkt tätig zu werden, um einen weiteren Innenverteidiger an Land zu ziehen. Alaba und sonst nichts – zumal Ancelotti nach aktuellem Stand mit Jesús Vallejo ein potentieller vierter Mann für die Defensiv-Mitte zur Verfügung steht. Der 24 Jahre alte Spanier war seit Ende Januar 2020 leihweise beim FC Granada, sammelte dort viel Spielpraxis – und ist jetzt motiviert, daran bei den Madrilenen anzuknüpfen.

„Ich habe weiter im Sinn, dort erfolgreich zu sein. Die Idee ist, keine weiteren Leihgeschäfte zu machen. Jetzt ist es der Moment, um zurückzukehren. Ich fühle mich sehr bereit und habe nur das im Kopf. Ich habe noch einen Vertrag über vier Jahre und mein Vorhaben ist, mich in der Mannschaft zu festigen“, so Vallejo, dessen Alternative wiederum Víctor Chust von der zweiten Mannschaft wäre. Der 21-Jährige hinterließ letzte Saison bereits einen positiven Eindruck, als er dreimal bei den Profis zum Einsatz kam.

668 Mal seltener als Ramos, 357 Mal seltener als Varane. Das Erbe, das sie hinterlassen, ist riesig. Selbst für Alaba, Nacho und Militão

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Ein mulmiges Gefühl habe ich schon. Als die CR7-Ära so plötzlich endete, waren einige auch optimistisch, dass ja ''die restlichen Spieler den nächsten Schritt machen werden'' und sein Abgang ''durch die Mannschaft aufgefangen wird''. Wir wissen ja, wie das ausging und wir haben seit seinem Abgang bis heute dieselben Probleme vorne. Nicht, dass wir durch den Verlust von zwei Defensivsäulen jetzt auch noch turbulente Jahre in der Abwehr erleben müssen. Diese ständige Lobhudelei in Richtung Alaba kann nicht darüber hinweg täuschen, dass er noch absolut gar nichts für Real Madrid geleistet hat und zuerst zeigen muss, ob er das Zeug dazu hat. An diesem Klub sind schon ganz andere Kaliber gescheitert. Einzig Militao lässt mich positiv in die Zukunft blicken, jedoch muss dringend ein weiterer Top-Verteidiger mit Perspektive her (Kounde / Torres), damit wir eine lange und verletzungsgeplagte Saison überstehen können.
 
Den Weg mit Torres / Koundé gehe ich mit dir mit. Bin auch der Meinung dass uns eine solider Innenverteidiger fehlt, da für mich:
1. Vallejo keine Option ist
2. Nacho eine gute Alternative ist aber eben nur eine Alternative
3. Alaba auch anderweitig eingesetzt werden kann/soll

Würde mich für die spanische Lösung mit Torres entscheiden!

Ein mulmiges Gefühl habe ich schon. Als die CR7-Ära so plötzlich endete, waren einige auch optimistisch, dass ja ''die restlichen Spieler den nächsten Schritt machen werden'' und sein Abgang ''durch die Mannschaft aufgefangen wird''. Wir wissen ja, wie das ausging und wir haben seit seinem Abgang bis heute dieselben Probleme vorne. Nicht, dass wir durch den Verlust von zwei Defensivsäulen jetzt auch noch turbulente Jahre in der Abwehr erleben müssen. Diese ständige Lobhudelei in Richtung Alaba kann nicht darüber hinweg täuschen, dass er noch absolut gar nichts für Real Madrid geleistet hat und zuerst zeigen muss, ob er das Zeug dazu hat. An diesem Klub sind schon ganz andere Kaliber gescheitert. Einzig Militao lässt mich positiv in die Zukunft blicken, jedoch muss dringend ein weiterer Top-Verteidiger mit Perspektive her (Kounde / Torres), damit wir eine lange und verletzungsgeplagte Saison überstehen können.
 
Hätte die Fußball-Göttin doch bloß unseren geliebten Nacho Fernandez mit einer Prise mehr Talent gesegnet, wir müssten uns zumindest in der IV weniger Sorgen machen. Leider Gottes ist der aber bei aller Liebe am Ende des Tages mehr Ergänzungs- als Weltklassespieler, so hart das vielleicht klingen mag. Vertrauen ist gut und wichtig aber man übersieht hier aufgrund von einigen sehr guten Spielen, welche Defizite er in Summe hat. Stichwort Stellungsspiel, Entscheidungsfindung. Sein Spiel lebt von Kampf und Mut. Das sind vorbildliche Tugenden aber in Summe zu wenige für einen Stammspieler bei Real Madrid. Sieht der Verein und er selbst sich als 3. IV, reicht das vermutlich. Aber ernsthafter Stammspieler-Kandidat und interne Konkurrenz für Alaba & Militao? Ich denke nein. Darüber hinaus würde ich als 4. IV nicht auf den verletzungsanfälligen Vallejo bauen.
 
Ok Florentino Perez die Saison kann kommen und an alle Madridistas Schließt eure Augen und Wilkommen in der Hölle Wird schon nicht schief gehen Hala Madrid
 
Ein mulmiges Gefühl habe ich schon. Als die CR7-Ära so plötzlich endete, waren einige auch optimistisch, dass ja ''die restlichen Spieler den nächsten Schritt machen werden'' und sein Abgang ''durch die Mannschaft aufgefangen wird''. Wir wissen ja, wie das ausging und wir haben seit seinem Abgang bis heute dieselben Probleme vorne. Nicht, dass wir durch den Verlust von zwei Defensivsäulen jetzt auch noch turbulente Jahre in der Abwehr erleben müssen. Diese ständige Lobhudelei in Richtung Alaba kann nicht darüber hinweg täuschen, dass er noch absolut gar nichts für Real Madrid geleistet hat und zuerst zeigen muss, ob er das Zeug dazu hat. An diesem Klub sind schon ganz andere Kaliber gescheitert. Einzig Militao lässt mich positiv in die Zukunft blicken, jedoch muss dringend ein weiterer Top-Verteidiger mit Perspektive her (Kounde / Torres), damit wir eine lange und verletzungsgeplagte Saison überstehen können.

Pau Torres hat bei der EM keine gute Figur gemacht.

Friedensangebot. Lassen wir das alles hinter uns und fangen von vorn an.
 
Juve hat De Ligt, United hat nun Varane, City hat Dias, PSG hat Ramos, Chelsea hat bald Kounde, Atléticos Defensive ist sowieso immer eine Bank, egal wer da hinten spielt und wir haben einen Alaba, der sich als Mittelfeldspieler sieht^^

Zwingt mich nicht die Offensive der Schwergewichte aufzuzählen, denn hier schneiden wir noch jämmerlicher ab!
 
Ein mulmiges Gefühl habe ich schon. Als die CR7-Ära so plötzlich endete, waren einige auch optimistisch, dass ja ''die restlichen Spieler den nächsten Schritt machen werden'' und sein Abgang ''durch die Mannschaft aufgefangen wird''. Wir wissen ja, wie das ausging und wir haben seit seinem Abgang bis heute dieselben Probleme vorne. Nicht, dass wir durch den Verlust von zwei Defensivsäulen jetzt auch noch turbulente Jahre in der Abwehr erleben müssen. Diese ständige Lobhudelei in Richtung Alaba kann nicht darüber hinweg täuschen, dass er noch absolut gar nichts für Real Madrid geleistet hat und zuerst zeigen muss, ob er das Zeug dazu hat. An diesem Klub sind schon ganz andere Kaliber gescheitert. Einzig Militao lässt mich positiv in die Zukunft blicken, jedoch muss dringend ein weiterer Top-Verteidiger mit Perspektive her (Kounde / Torres), damit wir eine lange und verletzungsgeplagte Saison überstehen können.

Pau Torres hat bei der EM keine gute Figur gemacht.

Friedensangebot. Lassen wir das alles hinter uns und fangen von vorn an.

Ja, fand ihn auch nicht gut.

Aber finde Kounde noch schlechter.
Weiß gar nicht warum ihr alle auf den so abfahrt.

Aber ich hatte ja schonmal gesagt, das ich ihn in der Liga nur 1x gesehen habe
 
Mir fehlt es persönlich dann an Größe in der Innenverteidigung. Es nützt nichts alten Spielern hinterher zu trauern. Vielleicht gibt man einem jungen Spieler mit Potenzial die Möglichkeit? Wie damals mit Varane. Ich hätte mir upamecano gewünscht. Eine Alternative wäre für mich konate. Da kounde wohl schon bei Chelsea ist.
 
Juve hat De Ligt, United hat nun Varane, City hat Dias, PSG hat Ramos, Chelsea hat bald Kounde, Atléticos Defensive ist sowieso immer eine Bank, egal wer da hinten spielt und wir haben einen Alaba, der sich als Mittelfeldspieler sieht^^

Zwingt mich nicht die Offensive der Schwergewichte aufzuzählen, denn hier schneiden wir noch jämmerlicher ab!

Bei der Offensive bin ich bei dir. Man kann aber auch genau so gut sagen, dass wir Militao haben.
 

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