
Ramos weg, Varane weg: Eine neue Zeitrechnung bricht an
MADRID. Sergio Ramos verlängert um eine weitere Saison bis zum 30. Juni 2022 und Raphaël Varane seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag langfristig – um wie viele Jahre auch immer. So oder so ähnlich hatte Real Madrid sich das vorgestellt mit seinen beiden Stammspielern in der Innenverteidigung. Pustekuchen. Beide sind weg. Nachdem Mitte Juni bekannt geworden war, dass Ramos den Klub verlässt, bestätigten die Königlichen nun Varanes Abschied Richtung Manchester United.
Eine Ära endet. Spätestens seit dem Fortgang von Ikone Pepe im Sommer 2017 hatten der Spanier und der Franzose das Stamm-Duo in der Innenverteidigung abgegeben, aber auch schon zuvor im Laufe der Jahre immer öfter ein Bollwerk gebildet. In drei der vier triumphalen Champions-League-Endspiele zwischen 2014 und 2018 – das Finale 2016 gegen Atlético in Mailand als Ausnahme – standen sie in der Startformation von Real. Ramos lief seit 2005 671 Mal für das weiße Ballett auf, Varane seit 2011 360 Mal.
Alaba offenbar gesetzt – Kampf zwischen Militão und Nacho
Damit ist jetzt Schluss. Durch die Trennung des 28 Jahre alten Franzosen steht Real nun vor einem radikalen Umbruch im Abwehrzentrum. Der zurückgekehrte Chefcoach Carlo Ancelotti wird in erster Linie offenbar auf ein taktisches 4-3-3, das er in Madrid 2013 eingeführt hatte, setzen. In diesem dürfte David Alaba als Linksfuß nahezu sicher die linke Innenverteidigung von Ramos übernehmen. Und wer ist daneben fortan die Nummer eins? Es ist eine der großen Fragen, wenn nicht die größte Frage mit Blick auf die bevorstehende Saison.
Éder Militão und Nacho Fernández, in den letzten beiden Spielzeiten die klaren Innenverteidiger drei und vier, werden sich im Laufe der Saison wohl um den offenen Posten streiten – sofern Alaba fit bleibt und stets in der Abwehr spielt –, wobei Nacho zu Beginn die besseren Karten besitzen dürfte. Er nahm mit Spanien nicht an der Europameisterschaft teil, macht die Vorbereitung in Madrid von Anfang an mit, Militão kam dagegen mit Brasilien bis in das Finale der Copa América und befindet sich noch im Urlaub.

Star-Abgänge beweisen Vertrauen in Militão und Nacho
Gut für Ancelotti: Beide Akteure stellten in der zurückliegenden Rückrunde, in der Ramos verletzungsbedingt nahezu komplett fehlte, eindrucksvoll unter Beweis, das Zeug für einen Stammplatz bei den Blancos zu haben – auch auf dem international höchsten Niveau.
„In dem Moment, in dem du spielst, musst du beweisen, was du wert bist und das haben sie getan. Ramos und Varane sind wichtig, aber die beiden haben bewiesen, dass sie in diesem Team spielen können“, adelte Casemiro das Duo nach der Abwehr-Schlacht im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals beim FC Liverpool (0:0).
Ex-Trainer Zinédine Zidane wählte an der Anfield Road ein 4-3-3, setzte aber oftmals auch auf ein System mit einer Dreierkette, in der Militão rechts, Varane innen und Nacho links zum Zug kamen. Auch dort traten sie mit Bravour auf. Dass die Führungsetage von Real weder Ramos noch Varane um jeden Preis halten wollte, liegt nicht zuletzt auch an den starken Leistungen von Militão und Nacho im Spieljahr 2020/21. Das Vertrauen in den Südamerikaner und den Iberer könnte von Seiten des Vereins größer kaum sein.
Alaba y nada más: Real holt wohl keinen Varane-Ersatz
Auch, weil Real mehreren Medienberichten zufolge längst ausgeschlossen hat, auf dem Transfermarkt tätig zu werden, um einen weiteren Innenverteidiger an Land zu ziehen. Alaba und sonst nichts – zumal Ancelotti nach aktuellem Stand mit Jesús Vallejo ein potentieller vierter Mann für die Defensiv-Mitte zur Verfügung steht. Der 24 Jahre alte Spanier war seit Ende Januar 2020 leihweise beim FC Granada, sammelte dort viel Spielpraxis – und ist jetzt motiviert, daran bei den Madrilenen anzuknüpfen.
„Ich habe weiter im Sinn, dort erfolgreich zu sein. Die Idee ist, keine weiteren Leihgeschäfte zu machen. Jetzt ist es der Moment, um zurückzukehren. Ich fühle mich sehr bereit und habe nur das im Kopf. Ich habe noch einen Vertrag über vier Jahre und mein Vorhaben ist, mich in der Mannschaft zu festigen“, so Vallejo, dessen Alternative wiederum Víctor Chust von der zweiten Mannschaft wäre. Der 21-Jährige hinterließ letzte Saison bereits einen positiven Eindruck, als er dreimal bei den Profis zum Einsatz kam.
668 Mal seltener als Ramos, 357 Mal seltener als Varane. Das Erbe, das sie hinterlassen, ist riesig. Selbst für Alaba, Nacho und Militão…
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