Interview

Ex-Coach über Ødegaard: „Er war seinen Mitspielern weit voraus“

Martin Ødegaards starke Auftritte sorgen an der Concha Espina für Freudensprünge. Seinen Ex-Coach Ronny Deila überrascht diese Entwicklung jedoch keineswegs. Mit MANAGING MADRID sprach der 44-jährige Fußball-Lehrer über Ødegaards Anfänge im Profibereich und die Stärken und Schwächen des Jungstars.

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SAN SEBASTIAN, SPAIN - SEPTEMBER 14: Martin Odegaard of Real Sociedad celebrates after scoring goal during the Liga match between Real Sociedad and Club Atletico de Madrid at Estadio Reale Arena on September 14, 2019 in San Sebastian, Spain. (Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)
Martin Ødegaard sorgt aktuell in LaLiga für Furore – Foto: Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images

„Er war zu gut, um ihn fernzuhalten“

OSLO. Sieht man Martin Ødegaard dieser Tage im Trikot von Real Sociedad brillieren, neigt man durchaus dazu, zu vergessen, dass Real Madrids Leihgabe gerade einmal zarte 20 Jahre alt ist. Zu lange mischt der Norweger – zumindest gefühlt – schon im Profigeschäft mit. Seit seinem Wechsel zu den Königlichen im Januar 2015 sind bereits fast fünf Jahre vergangen, sein Profi-Debüt in der ersten Mannschaft des norwegischen Erstligisten Strømsgodset IF im April 2014 liegt sogar schon beinahe sechs Jahre zurück. 

Mittlerweile kann der Skandinavier, trotz seines noch jungen Alters, bereits auf über 180 Einsätze im professionellen Liga-Fußball zurückblicken. Was dabei besonders imponiert, ist die spielerische Reife und Abgebrühtheit, die der Norweger mittlerweile schon an den Tag legt. Gelingt es Ødegaard die zuletzt gezeigten Leistungen für „la Real“ konstant zu bestätigen, scheint ein fester (Start)Platz im Star-Ensemble der Königlichen lediglich eine Frage der Zeit.

Ronny Deila, der „Øde“ bei Strømsgodset zu den Profis hochzog, überrascht die Entwicklung seines früheren Zöglings keineswegs. Sie wäre schon damals, als der mittlerweile 22-fache norwegische Nationalspieler gerade einmal 15 Jahre alt war, mehr oder weniger absehbar gewesen. Er sei schlichtweg zu gut gewesen, um ihn ignorieren zu können. „Er war mental enorm stark. Seine Vision und Intelligenz waren so, so ausgeprägt. Es war schon seltsam, einem 15-Jährigen einen festen Platz in der ersten Mannschaft zu geben, aber er war zu gut, um ihn fernzuhalten, weil er in jedem Training so verdammt gut war. Er war seinen Mitspielern hinsichtlich Technik und Spielintelligenz weit voraus. Deswegen bin ich nicht überrascht, dass er diesen Entwicklungsschritt gemacht hat“, so der aktuelle Trainer von Vålerenga Oslo gegenüber MANAGING MADRID. „Man konnte täglich im Training sehen, dass er etwas Besonderes hat. Seine Mitspieler waren sehr, sehr beeindruckt. Jeder Spieler liebt es, einen Spieler wie ihn im Team zu haben. Sie sahen einfach sein Talent.“

„Er ist eine Nummer 10“

Auf die Frage nach der besten Position für den Ausnahmekönner hat Deila eine klare Antwort: Ødegaard gehört ins Zentrum des Spiels – und zwar möglichst weit vorne: „Er ist eine Nummer 10. Ich denke, das ist seine beste Position. Je älter er wird, sobald er auf die 30 zugeht, wird er wahrscheinlich als Sechser agieren. Aber im Moment, bei seiner Kreativität, sollte er so hoch wie möglich agieren.“ 

Darüber hinaus sei es wichtig, einem Spieler mit seinen Qualitäten möglichst viele Freiheiten zu gewähren, nur so könne er sein volles Potential auch entfalten: „Ich finde es überaus wichtig, dass du, wenn du spielst, dich frei fühlst und nicht an die Konsequenzen denkst, sondern einfach auf das Feld gehst und dich selbst kontrollierst.“

Nicht nur aufgrund der Position, sonder auch wegen seines Spielstils wird Ødegaard gerne mal als „skandinavischer Messi“ bezeichnet. Deila sieht jedoch eher Parallelen zu einem ganz anderen Spieler: Tottenhams Christian Eriksen. „Er erzielt Tore und bewegt sich sehr viel, hat einen fantastischen linken Fuß. Ich denke, er ist ein Typ, mit dem man ihn vergleichen kann“, so der eher unkonventionelle Vergleich des 44-jährigen Fußball-Lehrers.

„Auf Strecke muss er schneller werden“

Neben all den Lobeshymnen sieht Deila bei seinem ehemaligen Schützling aber natürlich auch noch Verbesserungspotential. Vor allem in puncto Schnelligkeit sowie Effektivität vor dem Tor müsse Ødegaard sich noch steigern: „Körperlich muss er noch zulegen. Er benötigt mehr Kraft, Schnelligkeit, eine bessere Fußarbeit. Auf Strecke muss er ein wenig schneller werden. In engen Räume ist er sehr schnell, aber über längere Distanzen muss er schneller werden. Daran hat er die letzten Jahre schon hart gearbeitet. Und ich denke, er muss noch mehr Tore schießen. Öfters in Abschlusspositionen kommen und ein besserer Schütze werden.“ Aber dafür hat er mit seinen gerade einmal 20 Jahren ja auch noch ein wenig Zeit.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Um als 8 zu agieren muss er aber auch massig Defensivarbeit leisten und da sehe ich ihn noch sehr weit entfernt um einen Typus wie Modric zu ersetzen. In einem System wo eine Doppel-6 für mehr defensive Stabilität sorgt oder in einem 3-5-2 kann er allerdings jetzt schon als 8 agieren.
Der 10er ist im modernen Fußball mittlerweiler doch eine 8. Und genau da sehe ich ihn langfristig perfekt aufgehoben - als Modric Nachfolger. Also sind wir doch einer Meinung. :D
 
Hauptsache wir verschwenden ihn nicht auf dem Flügel, da sind wir erstens schon überbesetzt, und in der Zentrale kann er seine größte Stärke - seine Spielintelligen - besser zur Geltung bringen. Seine Entscheidungsfindung und Passpiel gepaart mit der exzellenten Ballverarbeitung, machen ihn da mMn für den perfekten Modric-Ersatz. Die Bereitschaft defensiv zu arbeiten bringt er schon mit, jetzt muss er da nur noch Erfahrung sammeln. Casemiro + Valverde sind zusammen auch defensivstark genug um das abzufangen.

Um als 8 zu agieren muss er aber auch massig Defensivarbeit leisten und da sehe ich ihn noch sehr weit entfernt um einen Typus wie Modric zu ersetzen. In einem System wo eine Doppel-6 für mehr defensive Stabilität sorgt oder in einem 3-5-2 kann er allerdings jetzt schon als 8 agieren.
 
Um als 8 zu agieren muss er aber auch massig Defensivarbeit leisten und da sehe ich ihn noch sehr weit entfernt um einen Typus wie Modric zu ersetzen. In einem System wo eine Doppel-6 für mehr defensive Stabilität sorgt oder in einem 3-5-2 kann er allerdings jetzt schon als 8 agieren.

der junge war doch sowohl in holland als auch jetzt beim start hier in der ligaweiten topgruppe, was balleroberungen in der gegnerischen hälfte angeht.
ich versteh nicht warum immer seine defensivarbeit (die er auch noch in der 95sten minute der nachspielzeit gnadenlos abspult) so gering geschätzt wird
 
Das wäre letztlich ein Traum, wenn Valverde (Kroos) und Ödegaard (Modric) es tatsächlich schaffen würden, unser bisheriges Duo zu beerben. Kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals einem Verein gelungen ist, ein solches Mittelfeld-Duo ebenbürtig zu ersetzen.
 
Das wäre letztlich ein Traum, wenn Valverde (Kroos) und Ödegaard (Modric) es tatsächlich schaffen würden, unser bisheriges Duo zu beerben. Kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals einem Verein gelungen ist, ein solches Mittelfeld-Duo ebenbürtig zu ersetzen.

Fehlt nur noch ein Case Ersatz...aber alleine schon Valverde und Ödegaard zusammen im Mittelfeld klingen brutal.
 
Fehlt nur noch ein Case Ersatz...aber alleine schon Valverde und Ödegaard zusammen im Mittelfeld klingen brutal.

Naja Case hat (im Kontrast zu Kroodic) noch einiges an Zeit. Die Beiden in der Zentrale so günstig und (hoffentlich) hochwertig zu ersetzen wäre schon fast ein Wunder, alle drei aber auf alle Fälle eines.
 
Um als 8 zu agieren muss er aber auch massig Defensivarbeit leisten und da sehe ich ihn noch sehr weit entfernt um einen Typus wie Modric zu ersetzen. In einem System wo eine Doppel-6 für mehr defensive Stabilität sorgt oder in einem 3-5-2 kann er allerdings jetzt schon als 8 agieren.

Odegaard war letztes Jahr der Spieler mit den meisten Balleroberungen, war meistens unter den top 3 was zurückgelegte Kilometer betrifft und hat ein sehr starkes defensives Stellungsspiel. Lustig wie Frenkie defensiv gelobt wird, Odegaard aber in fast allen defensiv Statistiken die Nase vorne hatte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich würde künftig ei 4231 spielen lassen:

Doppel 6: Valverde und Fabian Ruiz
10er: Odegaard
LF: Rodrygo
RF: Mbappe
ST: Jovic

Ich denke diese Truppe wäre an Offensivqualität kaum zu übertreffen (vorausgesetzt Rodrygo, Ruiz usw. entwickeln sich ihrem Potential entsprechend weiter wie zu erhoffen ist).
 

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