
Vier Startelf-Einsätze unter Zidane
MADRID. Spekuliert und geredet wird in Madrid in letzter Zeit viel. Sehr viel sogar. Über Neuzugänge. Über Abgänge. Über taktische Veränderungen im kommenden Jahr. Es werden Namen wie Eden Hazard und Paul Pogba gehandelt. Ein Abschied von Gareth Bale gilt hinter den Kulissen hingegen bereits als beschlossene Sache. Und auch andere Personalien werden in der internationalen wie Madrider Presse tagtäglich munter hoch und runter diskutiert. Ein Name findet in der derzeit stattfindenden öffentlichen Diskussion allerdings kaum Beachtung, obwohl er durchaus zu den Gewinnern der letzten Wochen unter „Zizou“ zu zählen ist: Federico Valverde ist aktuell auf dem bestem Wege, sich einen Platz in Reals nächstjährigem Kader zu verdienen. Denn wenn Reals Nummer 15 in den letzten Wochen für die Blancos auflief, machte er seine Sache – so auch gegen Villarreal (3:2) – richtig gut.
Seit Zidanes Rückkehr im März stand der Uruguayer in sechs von neun Partien auf dem Platz, viermal davon sogar in der Anfangself. „El Pajarito“ (der kleine Kolibri) zählt damit zu den am häufigsten eingesetzten Akteuren aus der jungen Garde rund um Marcos Llorente, Daniel Ceballos, Sergio Reguilón und Co. Ob dies gleichzeitig als Zeichen hinsichtlich der neuen Spielzeit gewertet werden kann? Jedenfalls verkörpert der 20-jährige zentrale Mittelfeldspieler einen Spielertypen, den es im Kader der Blancos sonst nicht gibt – und ihn genau deshalb für Zidane so interessant macht.
Valverdes Spielerprofil öffnet ihm viele Türen
Valverde gilt bereits seit seiner Ankunft in der Castilla im Sommer 2016 als ungeschliffener Rohdiamant, dem eine große Karriere bevorsteht. In den letzten Jahren wurde der Uruguayer stets als eines der Aushängeschilder der Madrider Nachwuchshoffnungen betitelt. Doch warum eigentlich? „Fede“, wie er von seinen Kollegen gerufen wird, verkörpert den modernen Mittelfeldspieler nahezu in Perfektion. Der flexibel einsetzbare Mittelfeldspieler vereint sowohl enorme strategische Fähigkeiten als auch eine stark ausgeprägte physische Komponente auf sich.
Durch seine enorme Spielintelligenz und sein starkes Positionsspiel gepaart mit seiner tollen Technik scheint er wie geschaffen als „Pivote“, für die alleinige Position vor der Abwehr. Aufgrund seiner ausgeprägten Athletik, seiner Dynamik und seinen Fähigkeiten als Ballschlepper bringt er allerdings auch beste Voraussetzungen mit, um als Box-to-Box-Player auf der Acht zu agieren und vor allem mithilfe seiner enormen Übersetzung gegnerische Linien zu durchbrechen. Am wichtigsten aber: Valverde sucht auch gerne den Abschluss aus der zweiten Reihe und strahlt – wenngleich er das bislang vorrangig nur in den Jugend-Nationalmannschaften Uruguays zeigte – ein gewisses Maß an Torgefahr aus. Eine Eigenschaft, die dem Mittelfeld der Königlichen in dieser Saison in großen Maße abging.
Seine Spielweise mag bisweilen unspektakulär daherkommen, doch genau darin liegt seine große Stärke. Valverde besitzt die besondere Gabe, ein Spiel gut lesen zu können. Die große Stärke des 20-Jährigen liegt dabei vor allem darin, sich stets geschickt zu positionieren und so überall auf dem Feld in vorteilhafte, weil offene, Stellungen zu gelangen. Eine Fähigkeit, die in großem Maße an sein Vorbild (und gleichzeitigen Bewunderer) Toni Kross erinnert. Wie auch der deutsche arbeitet Valverde vorrangig im Verborgenen und sorgt dafür, dass seine Kollegen glänzen können. Ein Arbeiter im Stillen – und der heimliche Gewinner unter Zidane?

Winkt Valverde die Kovačić-Rolle?
Spannt man den Bogen etwas weiter, erinnert Valverdes Spielerprofil an eine Mischung aus Kroos und des aktuell an Chelsea verliehenen Mateo Kovačić. Und genau an dieser Stelle wird es interessant: Mittlerweile scheinen die Chancen nicht schlecht zu stehen, dass Valverde genau jene Rolle einnimmt, die der Kroate noch vor zwei Jahren unter Zidane inne hatte: Als flexibel einsetzbarer Rotationsspieler, der die Stammkräfte entlasten beziehungsweise in besonderen Momenten aufgrund seines Profils sogar eine neue Komponente einbringen kann. Betrachtet man Alter und Entwicklung in der aktuellen Saison, scheint die Rolle für Valverde gerade zu prädestiniert.
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Die große Frage dürfte jedoch lauten, ob die Konkurrenzsituation im Mittelfeld in der neuen Situation dies überhaupt zulässt. Eine Verpflichtung eines Spielers des Kalibers Paul Pogba oder Christian Eriksen würde die Wahrscheinlichkeit zumindest kurzfristig senken. Mittlerweile erscheint es jedoch zumindest nicht mehr gänzlich ausgeschlossen, dass Zidane in Anbetracht der angeblich exorbitanten Ablöseforderungen Manchester Uniteds zumindest in diesem Sommer auf die Option Pogba verzichtet und stattdessen Valverde eine gewichtigere Rolle überträgt. Die Leistungen der letzten Wochen machen zumindest Hoffnung, dass der Uruguayer durchaus eines der neuen Gesichter des angestrebten Umbruchs werden könnte.
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