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Meine Meinung: Nur ein dämliches Barça kann Real Madrid zum Meister machen

Real Madrid gewinnt in LaLiga bereits zum fünften Mal nicht. Für REAL TOTAL-Redakteur Filip Knopp ist allmählich klar: Nur ein tollpatschiger FC Barcelona kann die Königlichen in dieser Saison zum Meister machen. Und dabei geht es in erster Linie gar nicht um den momentanen Punkte-Abstand zwischen beiden Titelaspiranten.

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Real Madrid
Redakteur Filip Knopp zweifelt an Meistertitel in 2025 – Foto: REAL TOTAL-Grafik: Getty Images

Toni Kroos: „Real entscheidet, wer die Liga gewinnt“

MADRID. Stolze 465 Pflichtspiele, 28 Tore, 99 Vorlagen und 23 Titel: Wer bei dem großen Real Madrid eine ganze Dekade lang unumstrittener Stammspieler war und so ein Erbe hinterlässt, dem widerspricht man eigentlich nicht. Es verbietet sich im Prinzip schon. Oder? Im Falle des legendären Toni Kroos und seiner LaLiga-Vorhersage darf man vielleicht doch einmal dagegenhalten.

Worum es geht? Der Ex-Stratege der Königlichen vor ein paar Wochen in seinem Podcast „Einfach mal Luppen“: „Ich bleibe nach wie vor der Meinung, dass Real entscheidet, wer die Liga gewinnt. Aber sie müssen natürlich schauen, dass der Abstand nicht so groß wird.“

Man kann es auch genau umgekehrt sehen. Und zwar: Der FC Barcelona entscheidet es. Präziser: Nur ein tollpatschiges Team von Hansi Flick wird Real in der Primera División die erste Titelverteidigung seit 2008 bescheren.

Es geht nicht um aktuelle Punkte, sondern Eindrücke

Die Blancos sind am Mittwoch mit einem 1:2 gegen den Athletic Club in ihrem 15. LaLiga-Einsatz bereits zum fünften Mal nicht als Gewinner vom Platz gegangen und haben damit einmal mehr ihre Auswärtsschwäche in dieser Spielzeit offenbart. National steht Real auf fremdem Terrain bei nur drei Siegen und dafür drei Unentschieden sowie einer Pleite. Hinzu kommen international die Schlappen in Lille und Liverpool. REAL TOTAL hatte bereits Ende September die Frage in den Raum geworfen: Bringt sich Real auswärts um die Meisterschaft? Offensichtlich nicht unberechtigt, denn eine signifikante Verbesserung der Bilanz blieb aus.

Ja, der Rückstand auf Barça könnte in wenigen Wochen theoretisch gerade mal einen Punkt betragen, sofern beide Mannschafen bis dahin immer gewinnen und Real sein voraussichtlich am 2. Januar stattfindendes Nachholduell mit dem FC Valencia vom 12. Spieltag erfolgreich gestaltet.

Möglich ist bei dem reinen Blick auf die Zahlen daher selbstverständlich alles. Wer das Gegenteil behauptet, macht sich lächerlich. Aber es geht gerade in erster Linie gar nicht um die genaue Punkte-Differenz, sondern um die Signale und Eindrücke, die Real diese Saison sendet und hinterlässt. Und auf der anderen Seite eben die von Barça, das jetzt auch eine erste Schwächephase hatte, aber ein unter dem Strich gefestigteres, titelhungrigeres Bild abgibt, während Real oft mit sich selbst zu kämpfen hat, keine richtige Konstanz aufbringt, eher zu Fall gebracht werden kann als der Erzrivale. Der amtierende Meister steht auf zweifellos wackligeren Füßen.

„Gefahr, dass du es irgendwann wegschenkst“

Auf Grundlage dessen muss man schlicht und ergreifend befürchten: Real patzt wahrscheinlich noch das eine oder andere Mal öfter als Barça, das sich nach so vielen starken Auftritten schon dämlich anstellen müsste, damit Real auf Strecke Erster wird und bleibt. Und es wäre wiederum nicht das erste Mal, dass die Königlichen der Champions League umso mehr Priorität geben, sollte die Differenz zu den Katalanen im Zuge der Rückrunde noch etwas anwachsen.

Kroos: „Es ist noch nichts verloren, sofern der Abstand nicht irgendwann bei zwölf, 15 Punkten ist. Weil dann besteht auch die Gefahr, dass du es irgendwann im Februar, März ein Stück weit wegschenkst. Und das darf nicht passieren. Du darfst einfach nicht das Gefühl haben, die ganze Zeit hinterher zu rennen, das ist auch anstrengend. Dann musst du nachher parallel natürlich schauen, dass du auch in der Champions League funktionierst.“

These: CL-Titel realistischer als Meisterschaft

Eine These, die womöglich steil wirken mag – oder ganz und gar nicht: Dass Real die Champions League verteidigt, ist realistischer als eine direkt erneute Meisterschaft. Man weiß ja, wie es ist: Den Madrilenen liegt es, sich an vergleichsweise nur ein paar Tagen der Saison zu motivieren, per Knopfdruck im prestigeträchtigsten Wettbewerb ihre Bestform zu zeigen anstatt die Konzentration, das Energielevel und den Willen im teils grauen Alltagsgeschäft LaLiga Woche für Woche hoch zu halten. Dass die Liga-Trophäe zuletzt vor 16 Jahren verteidigt wurde, kommt nicht von ungefähr.

Mit Blick auf die letzten zehn Spielzeiten, in denen vier Meisterschaften heraussprangen, hat Real es fünfmal geschafft, die Hinrunde in der Rückrunde um mehr als fünf Punkte zu toppen. Ansonsten unterschied sich die Ausbeute der Merengues, die aktuell auf einem 41-Punkte-Kurs in der Hinrunde sind, nur bedingt. Geht diese 50-Prozent-Quote bereits als Hoffnungsschimmer durch? Jemand wie Kroos würde das vermutlich bejahen, immerhin greift er auf einen großen Erfahrungsschatz zurück. Gewiss ist aber sicherlich auch: Nicht jeder wird seine Einschätzung teilen. Ausnahmsweise mal.

Real Madrid: Hin- und Rückrunden-Punkte seit 2014

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Wie soll es ohne Spielidee für einen Titel reichen. Ancelotti lässt die Mannschaft alleine ohne eine Richtung vorzugeben, ein gutes Beispiel konnte man gegen Bilbao sehen die sind geschlossen auf Courtois zu gelaufen und haben gemeinsam gepresst da hat Real riesige Probleme beim Spielaufbau gehabt. Und wir haben ständig das selbe Problem mit tiefstehende Gegner Barca und Liverpool knacken die problemlos nur wir wissen nicht wie man es macht. Ein anderes Beispiel Valverde er muss jedes Spiel spielen weil Ancelotti ihn einfach nicht raus nimmt und andere Spieler die gerade von einer Verletzung zurückkommen sofort wieder aufstellt wie Tchouaméni oder Rodrygo. Für mich ist der einzige der Schuld hat wie es gerade läuft Ancelotti alleine, zwar haben wir viele Verletzte und ja Florentino Pérez hätte noch 1-2 Verteidiger holen sollen aber trotzdem ein Xabi Alonso würde nicht mit dieser Mannschaft solche Auftritte abliefern.
 
@Filip Knopp - toller Artikel - ich glaube "diese Dämliche Phase" hat der
Fc Barcelona bereits hinter sich, mit diesen letzten Niederlagen!
UNSER diesbezügliche Phase, erleben wir bereits seit Saisonbeginn - so hart es klingen mag, siehe letztes Spiel in Bilbao!
 
Ich bin alles andere als Glücklich gerade mit dem Auftreten unserer Mannschaft, aber Totgesagte leben Länger und am Ende stehen wir wieder ganz oben. Der Knoten wird aufgehen.
 
Ich drehe die These einfach mal um und denke dann sind wir näher an der Wahrheit:
„Nur ein dämliches Real (und Atlético) kann Barcelona zum Meister machen“.

Uns ist das heuer zuzutrauen - Atlético aber eher nicht. Am Ende entscheiden wir und Atlético, ob der Titel zu uns oder zum Stadtnachbarn geht.
 

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